Wieder eine Zeit des Umbruchs

Bischof Bertram beging 200. Jahrestag der Wiedererrichtung der Diözese

AUGSBURG – Am 27. November feierten in der Grabeskirche der Bistumsheiligen Ulrich und Afra in Augsburg Bischof Bertram Meier und das Domkapitel einen festlichen Gottesdienst. Anlass dafür war der 200. Jahrestag der Wiedererrichtung der Diözese Augsburg durch das Konkordat von 1821. 

Es war eine schreckliche Order, die Maximilian Graf von Montgelas, erster Minister des bayerischen Kurfürsten Maximilian IV. Joseph, erließ: Die Jahre 1802 und 1803, die sogenannte Säkularisation, bedeuteten eine Zerstörung für die Kirche und den Bruch mit teilweise jahrtausendalten Traditionen. Der Prälatenstand als politische Kraft, die fürstbischöflichen Hochstifte, Domkapitel und Reichsstifte wurden entmachtet. Die Klöster in Bayern wurden aufgehoben, die kirchlichen Bildungs- und Sozialeinrichtungen zerstört, Güter und Kunstschätze – Grundstücke, Gebäude und Wälder, alte Rechte und Privilegien, ganze Bibliotheken mit seltenen alten Handschriften, Kunstwerken und Musikinstrumenten – gingen in den Besitz des Staats. Die Reformmaßnahmen waren unerbittlich. 

Lange stritt sich die römische Kurie mit dem neuen Königreich Bayern um die Regelung des Verhältnisses von Staat und Kirche, bis im Herbst 1821 eine Einigung erzielt wurde und das Konkordat in Kraft trat. Dies brachte für die Diözese Augsburg drei grundlegende Veränderungen, die personeller und struktureller Natur waren: Das Bistum Augsburg verlor alte Gebiete, erhielt aber mit vier neuen Dekanaten Zugang zum Bodensee. Den seit 1812 verwaisten Bischofsstuhl nahm Joseph Maria von Fraunberg ein, und das nicht mehr existierende Domkapitel wurde durch den ernannten Bischof noch vor dessen Weihe neu eingesetzt. 

200 Jahre nach dem Konkordat blickte Bischof Bertram in seiner Predigt auf die bewegte Zeit seines Vorgängers Joseph Maria von Fraunberg zurück. Der Bischof deutete diese Epoche als Neubeginn für das kirchliche Leben: „Aus dem totgesagten Baumstumpf wuchs ein Reis hervor, das reiche Frucht brachte. Apostolisch tätige Orden erlebten eine neue Blüte, christliche Caritas linderte die Not des Massenproletariats, zahlreiche Heilige stellten ihr Leben in den Dienst der Armen und Kranken oder auch der Mädchenbildung.“ 

Diese Erfolgsgeschichte sei dem kirchlichen Zusammenhalt zu verdanken. Auch im Hier und Jetzt gelte es, Standfestigkeit und Eintracht zu bewahren. Bischof Bertram betonte: „Ich komme aus dem Domkapitel und freue mich, ins Domkapitel hinein- und mit dem Domkapitel zusammenzuwirken. Es geht um unsere Diözese.“ Auch die gegenwärtige Zeit sei von Umbrüchen gezeichnet, wo man den Kopf nicht sinken lassen dürfe und das Herz hochhalten müsse. 

„Mache das Gesicht der Kirche auch heute neu“, betete Bischof Bertram Meier gemeinsam mit dem Domkapitel. „Es gibt viel zu tun, packen wir’s gemeinsam an!“ Der Jahrestag des Konkordats ermutige zur Weitergabe des Glaubens und zum glaubwürdigen Handeln. Den Festgottesdienst gestaltete auch der Basilikachor und das -orchester unter der Leitung von Peter Bader mit der Orgelsolomesse von Joseph Haydn.

Ingrid Paulus

08.12.2021 - Historisches