Abschied von Bischof Konrad Zdarsa

Am festlichen Dankgottesdienst nehmen Prominenz und viele Gläubige teil

AUGSBURG – Noch prangt das Wappen von Konrad Zdarsa (75) am Bischofshaus in Augsburg, gesäumt von rot-weißen und gelb-weißen Fahnen, die in einer leichten Sommerbrise wehen. Doch in seinem Amt ist er bereits nicht mehr: Papst Franziskus hat das Ruhestandsgesuch des Bischofs am Gedenktag des heiligen Ulrich angenommen. 

Nun gilt es, Abschied zu nehmen – von der Diözese Augsburg, von ihren Gläubigen, von ihren Priestern und Ordensleuten. Denn der Sachse verlässt das Bistum und kehrt in seine Heimat zurück. Den Ruhestand verbringt er in Dresden. 

Das Bistum Augsburg hat zum Abschiedsgottesdienst nachmittags am 7. Juli in den Augsburger Dom eingeladen, und viele sind gekommen: zum Beispiel Mechtild Teuber, Referatsleiterin der Kindertageseinrichtungen beim Caritas-Verband der Diözese. Sie hat Bischof Konrad bei persönlichen Begegnungen als „sehr interessiert, gesprächsfreudig und auch lustig“ kennengelernt. „Bei der Familienwallfahrt nach Lourdes war er sogar mein Tischnachbar“, erinnert sie sich.

Daniela und Rudolf Helera aus Augsburg-Hochzoll besuchen den Festgottesdienst, „weil er unser Bischof ist“. Sie haben in den neun Jahren seiner Amtszeit in Augsburg an einigen Messen mit ihm teilgenommen und finden Zdarsa „nett und volksnah“. Beide bedauern, dass er das Bistum verlässt, „aber wir gönnen ihm die Ruhe in Dresden“.

Ein Rentner, der seinen Namen nicht verraten will, ist für den Abschiedsgottesdienst im Dom bis aus Urfeld am Walchensee angereist: „Ich mag den Bischof gerne. Er hat eine gewisse Klarheit. Er weiß, wo es langgehen soll, und seine Predigten sind gut“, sagt er. Auf dem Domplatz werden eifrig Vorbereitungen für das Fest und die Begegnungen nach der Messe getroffen. Getränke werden bereitgestellt, Zelte werden aufgebaut.

Vor dem Bischofshaus am Hohen Weg setzt sich nun der Kirchenzug in Bewegung. Der Altardienst mit dem Kreuzträger und den Ministranten geht an der Spitze, dann reihen sich Dekane, das Domkapitel, Äbte und Weihbischöfe ein. Es folgen der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterović, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki aus Köln, Erzbischof Ludwig Schick aus Bamberg und Bischof Rudolf Voderholzer aus Regensburg. Bischof em. Zdarsa beschließt die Prozes­sion, die am Ulrichsbrunnen vorbei zum Dom zieht. Zu den brausenden Klängen der Orgel durchschreiten der Altardienst und die Würdenträger das große Bronzeportal am Dom, in dem sie von hunderten Gläubigen erwartet werden.

„Jauchzt dem Herrn“ 

Diese singen im Wechsel mit den Augsburger Domsingknaben „Nun jauchzt dem Herren, alle Welt, kommt her, zu seinem Dienst euch stellt“. Musikalisch gestaltet wird der weitere Gottesdienst mit der Missa in C von Mozart, auch Große Credomesse genannt. Aufgeführt wird sie von den Domsingknaben und dem Dom­orchester unter Leitung von Reinhard Kammler. An der Orgel sitzt Claudia Waßner.

„Ich danke Ihnen allen von Herzen“, begrüßt Bischof Konrad die Würdenträger, die Priester und Diakone sowie die Gläubigen, „dass Sie gekommen sind, die große Feier des Dankes zu begehen, die dem entspricht, wozu wir auf der Erde sind: Gott zu loben und zu danken.“

In seiner Predigt folgt der Bischof seiner Gewohnheit, sich eng an die Schriftlesungen des Tages (Lk 10,1–9) anzulehnen, die die Aussendung der 72 Jünger zum Thema hat. Dies bedeute am Tag des Abschiednehmens, gesteht er, schon eine „gewisse Herausforderung“. Die Verkündigung des Reiches Gottes, um die es bei der Aussendung der 72 gehe, habe mit dem Frieden Gottes zu tun, erklärt Bischof Konrad. 

Es komme bei aller Sendung und kirchlicher Mission darauf an, dass Jesus Christus dort ankommen könne, wohin er die Christen gesendet habe. Die Boten Jesu hätten von seiner guten Nachricht beseelt „die einzigartige, alles übersteigende Gabe des Friedens zu bringen, der von Gott kommt“. Dabei bezieht sich Bischof Konrad indirekt auf seinen Wahlspruch: „Denn Er, Christus, ist unser Friede“ (Ipse enim est pax nostra), den er, wie er hervorhebt, „dankbar und demütig“ ans Ende seiner Predigt setzt.

Die Verkündigung dieses Friedens solle nicht beschwichtigen oder gar einschläfern. Zdarsa hebt zugleich die Notwendigkeit hervor, sich mit der Gabe des Friedens und der Entscheidung für diese Gabe von Gott auseinanderzusetzen. Er bezieht sich dabei auf den Wehruf des Herrn über die unbußfertigen Städte. „Denn die Frohe Botschaft ist keine fröhliche Botschaft, sondern eine sehr ernsthafte, aber auch alles andere als eine verbissene oder sektiererische, sondern eine ermutigende und einheitsstiftende Botschaft.“

Schließlich erklärt Bischof Konrad auch das in besonderer Weise „Katholische“ an dieser Verkündigung. Dies heiße „ja nicht etwa zuerst gegen etwas sein, auch wenn uns das vielleicht der eine oder andere aufgeklärte Zeitgenosse gern nachsagen möchte. Katholisch sein heißt, aus der Fülle leben, wohl wissend, dass damit zu keiner Zeit mit dem uneingeschränkten Beifall einer gottfernen Welt zu rechnen ist.“ Katholisch sein heiße, dem gekreuzigten und auferstandenen Herrn gleichgestaltet und durch ihn von Gott, dem allmächtigen Vater, gekannt und anerkannt zu sein. „Aber trotz allen Widerspruchs und Widerstands darf das letzte Wort niemals der Wehruf über die sein, die die Christen ablehnen, sondern die Botschaft: Das Reich Gottes ist nahe.“

Der Augsburger Dom erbebt

Zur Gabenbereitung singen die Gläubigen wieder im Wechsel mit den Domsingknaben „Wer glaubt, ist nie allein, Du Herr, wirst mit uns sein“. Zehn Jugendliche und zwei Ordensschwestern tragen die Hostienschalen zum Altar. Zum Hochgebet treten die Konzelebranten an den Altar: der Nuntius, die beiden Kardinäle, die bayerischen Bischöfe und die Augsburger Weihbischöfe. Es sind so viele, dass die Augsburger Domkapitulare in einer zweiten und dritten Reihe dahinter stehen. Vor dem Schlussgebet singt die ganze Festgemeinde mit Chor, Orchester und Orgelbegleitung aus voller Kehle „Großer Gott, wir loben Dich“, so dass der altehrwürdige Dom zu erbeben scheint.

In seinem Grußwort übermittelt der Apostolische Nuntius als Vertreter des Heiligen Vaters in Deutschland dessen herzliche Grüße und Segenswünsche. Er wolle es auch nicht versäumen, persönlich für den unermüdlichen Eifer von Konrad Zdarsa zu danken. In seiner ihm eigenen Art habe er es vermocht, Menschen für Christus zu gewinnen. Er bittet den nunmehr emeritierten Bischof „im Namen des Papstes und dieser ehrwürdigen Ortskirche“ um „sein Gebet für das Bistum Augsburg, für die ganze Kirche in Deutschland und weltweit“ sowie für den Heiligen Vater. 

Kardinal Reinhard Marx wünscht Gottes Segen für den nächsten Lebensabschnitt. Er sei überzeugt, dass Konrad Zdarsa weiter in der Seelsorge engagiert bleibe. Er dankt Zdarsa, der auch in der DDR Seelsorger gewesen ist, für seinen Blickwinkel aus dem Osten.

Der Leiter der Bayerischen Staatskanzlei, Florian Herrmann, überbringt die guten Wünsche des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder und der gesamten bayerischen Staatsregierung. Die Zweite Bürgermeisterin von Augsburg übermittelt herzliche Glückwünsche des Augsburger Oberbürgermeisters Kurt Gribl und ihres Kollegen Stefan Kiefer, der den Gottesdienst mitgefeiert hat. Sie erinnert an Projekte für Obdachlose in Zusammenarbeit mit der Stadt und an die Online-Plattform Credo Online, die jungen Menschen katholisches Leben näherbringe.

Der evangelische Regionalbischof Axel Piper bezeugt Zdarsa seinen Respekt dafür, dass er sich in einem Alter, in dem andere in den Ruhestand gingen, vor neun Jahren in Augsburg nochmals auf Neues eingelassen habe. 

Bischof Konrad erklärt bewegt, er sei dankbar, dass er zum Abschied noch einmal an dieser Kathedra habe stehen dürfen, die ihm nach dem Kirchenrecht nicht mehr gehöre. Namentlich hebt er bei seinen Dankesworten seinen Sekretär Johannes Steber hervor. Dann erklingt Händels Halleluja und ein langer Zug mit 13 Fahnenabordnungen, 26 Ministranten, drei Äbten, neun Bischöfen, vielen Domkapitularen, Dekanen und Diakonen sowie Ordensrittern und Ordensdamen vom Heiligen Grab zu Jerusalem bewegt sich aus der Kirche.

Mehr als zwei Stunden haben die Gläubigen beim Festgottesdienst im Dom ausgeharrt. Nun strömen sie auf den Domplatz zu den großen Bäumen, die kühlen Schatten spenden. Schnell bilden sich Schlangen an den Pavillons, wo Schülerinnen der Maria-Ward-Schule den durstigen Gästen Getränke und Grillwürstchen reichen. Im Festzelt stimmt das Kolping-Blasorchester Göggingen beschwingte Musik an. Nach einer halben Stunde tritt dort Bischofsvikar Bertram Meier ans Rednerpult und bittet nochmals um die Aufmerksamkeit der Zuhörer für kurze Grußworte an Bischof em. Konrad, der inzwischen im Festzelt eingetroffen ist.

Konrad Zdarsa: genau der richtige Bischof

Für Weihbischof Anton Losinger schließt sich hier, wo vor neun Jahren die Amtszeit von Zdarsa begann, ein Kreis: Der Dom, der Altar und die Begegnung mit Jesus Christus hätten für den scheidenden Bischof immer zentral im Fokus gestanden.

Nach einem Ständchen der Günztaler Alphornbläser dankt der Sprecher des Priesterrats, Christoph Hänsler, Bischof em. Zdarsa für dessen klare Haltung zur Identität des Priestertums. Nie habe er das oberflächliche Wort gesucht, nicht das Vielerlei, sondern stets das Wesentliche.

Auch die Vorsitzende des Diözensanrats der Katholiken im Bistum Augsburg, Hildegard Schütz, wendet sich an den Emeritus: „Sie waren genau der richtige Bischof zur richtigen Zeit.“ Mit seiner pastoralen Raumplanung habe er ein zukunftsweisendes Konzept entwickelt. „Als Diözesanrat konnten wir diese Umstrukturierung mitgestalten. Es war ein gute, vertrauensvolle und intensive Zusammenarbeit“, sagt Schütz. „Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen, dass Sie gern auf die Zeit im Bistum Augsburg zurückblicken.“

Gerhard Buck/Barbara Lang

09.07.2019 - Bistum Augsburg , Gottesdienst