Bischof Bertram lädt am Hochfest des Bistumspatrons zur Ulrichsminne ein

„Prosit, Sancte Udalrice!“

AUGSBURG – Eine Viertelstunde vor Beginn des Pontifikalamts mit Bischof Bertram Meier zum Hochfest des heiligen Ulrich ist der Hof vor der Basilika St. Ulrich und Afra in Augsburg schon sehr belebt. Die Domsingknaben haben sich eingefunden, um zu Ehren des Bistumspatrons zu singen, und sie sind in fröhlicher Stimmung.

Auch die Ritter und Damen vom Heiligen Grab sind angekommen  und ziehen über den Vorplatz in die Kirche: die Damen in schwarzen Mänteln und schwarzen Spitzenschleiern, die Herren mit weißen Umhängen und schwarzen Baretts.

Unterdessen trifft Pfarrgemeinderätin Marlies Steppacher, zuständig für den Bereich „Feste gestalten“, letzte Vorbereitungen: Sie arrangiert kleine Weingläser auf weiß gedeckten Tischen, die an der Basilika platziert sind. Dieses Jahr werde der alte Brauch der Ulrichsminne, der einst über Jahrhunderte gepflegt wurde, neu belebt: „Jeder Gottesdienstteilnehmer durfte früher einen kleinen Schluck Rotwein aus dem Ulrichskelch trinken,“ erklärt sie. Heuer werden die Gläubigen eingeladen, nach der Messe einen Tropfen Edelvernatsch aus Südtirol zu kosten. „Wir hoffen, dass es nicht regnet“, sagt Marlies Steppacher und wirft einen kurzen Blick auf die Wolken am Himmel. 

Domkapellmeister und Kantor Stefan Steinemann sammelt jetzt den Karl-Kraft-Chor und den Kammerchor der Augsburger Domsingknaben am Seiteneingang der Basilika, um die Chöre und das Domorchester rechtzeitig vor dem Hochaltar zu platzieren. Sie gestalten das Pontifikalamt mit der Krönungsmesse von Wolfgang Amadeus Mozart und setzen dem Gottesdienst „damit die Krone auf“, wie Bischof Bertram später lobt.

Als „Künder der Wahrheit und Friedensbote“ besingen die Gläubigen den heiligen Ulrich. Das Domkapitel, die Weihbischöfe, Gast­bischof Franjo Komarica aus Banja Luca (Bosnien-Herzegowina) und Bischof Bertram ziehen ins nördliche Kirchenschiff ein. Ihnen voran schreiten die Ministranten – erstmals mit dem neuen, eigens für das Ulrichsfest angefertigten silbernen Vortragekreuz. Es ist mit zwölf Flusskieseln aus dem Lech bestückt, die wie Edelsteine gefasst sind. Ihre Anzahl erinnert an die zwölf Apostel. Das Kreuz harmoniert mit dem Bischofsstab, den Bertram Meier trägt. Darin sind ebenfalls Kieselsteine aus dem Lech gefasst, drei an der Zahl: Sie stehen symbolisch für die drei Bistumspatrone Ulrich, Afra und Simpert.

Erstmals könne man nach den Corona-Einschränkungen die Ulrichswoche wieder in größerem Format begehen, sagt Bischof Bertram zur Begrüßung. „Freuen wir uns, dass wir unseren Bistumspatron in der Ulrichsbasilika feiern können.“ 

In seiner Predigt bezieht sich der Augsburger Oberhirte auf das Evangelium nach Lukas, in dem es um Gastfreundschaft geht (Lk 14, 12–14). Diese gehe oft mit einem großen Fest einher. „Menschen brauchen Feste, die den Alltag unterbrechen, die uns spüren lassen, dass Leben nicht nur aus Kampf ums Überleben besteht, aus dem oft mühsamen Vedienen des Lebensunterhalts, sondern auch aus der Freude am Leben, dem unbeschwerten Feiern, Reden, Singen, ja Tanzen und Lustigsein“, betont Bischof Bertram.

Dabei gelte es, auch die Armen und Gebrechlichen einzuladen. Der heilige Ulrich habe es stets so gehalten: „Die Zeit, in der er als Bischof von Augsburg Verantwortung trug, war sehr unruhig und kriegerisch. Ulrich organisierte den Wiederaufbau. Es gab viele Arme, Verwundete und Kriegsinvaliden. Gerade die, die am Schlimmsten dran waren, hat Ulrich in seine Nähe geholt“, schildert Bischof Bertram. Er ruft die Gläubigen auf, sich daran – besonders im Hinblick auf die Geflüchteten aus der Ukraine – ein Beispiel zu nehmen und eine Willkommenskultur zu pflegen, die von Herzen kommt. 

Am Ende des Pontifikalamts segnet Bischof Bertram ein Fässchen Wein und lädt die Teilnehmer ein, sich draußen am Ausschank ein Gläschen Wein – oder Traubensaft – einschenken zu lassen. „Trinket die Güte des heiligen Ulrich“, ruft der Bischof. „Sein Leben der Gastfreundschaft sei uns Ermutigung und Zuspruch. Prosit, Sancte Udalrice!“

Barbara Lang

09.07.2022 - Bistum Augsburg