Bischof an Fronleichnam:

„Stets neue Gegenwart“

AUGSBURG – „Nichts ist verloren“, tröstete Bischof Konrad Zdarsa die zahlreichen Helfer: Die Fronleichnams-Prozession durch die Augsburger Innenstadt, über die unsere Zeitung stellvertretend für die zahlreichen Prozessionen im Bistum berichtet, musste wegen heftiger Regenschauer kurzfristig abgesagt werden. Doch auch die Feier im Dom gab eindrucksvoll Zeugnis vom öffentlichen Wirken der Katholiken und der Gegenwart Gottes.

Bischof Konrad betonte in seiner Predigt vor zahlreichen Gläubigen die fundamentale Bedeutung der Eucharistie als das „gebrochene Brot, das Jesus selber ist“. „Statt als Hochfest des Leibes und Blutes Christi könnten wir Fronleichnam auch bezeichnen als das Hochfest des gebrochenen lebendigen Brotes, das vom Himmel gekommen ist“, sagte er und erinnerte an Christi Tun beim letzten Abendmahl. 

Dass Jesus in der Nacht, bevor er verraten wurde, Gott Vater dankte, könne zunächst verwundern. Doch es sei Ausdruck der dreieinigen Verbundenheit und dem Einklang des göttlichen Willens: der Hingabe Jesu am Kreuz und in der Eucharistie. Durch das Sakrament seien die Christen „schon jetzt hineingenommen in den Lebensaustausch des dreieinigen Gottes“. 

 Der Bischof warf auch die praktische Frage auf, ob es denn besser sei, nur ein einziges Mal im Jahr nach einer Beichte zur Kommunion zu gehen oder es zu halten wie jene, die „in jeder Heiligen Messe, die sie nach längerer Zeit wieder einmal besuchen, nach vorn gehen und sich die Hostie abholen, obwohl sie vielleicht unmittelbar zuvor nicht einmal den Mund mit der Bitte um das Erbarmen Gottes aufgebracht haben“. Beide Standpunkte seien wohl „vom Geheimnis des Glaubens ziemlich weit weg“.

Christus habe betont: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ Dieses Gedächtnis sei keine ferne Erinnerung, sondern „lebendige, stets neue Gegenwart“, die eine entsprechende Einstellung erfordere: „besonnen und geprüft und wenigstens mit der Bitte um das Erbarmen Gottes auf den Lippen und dem gläubigen Bekenntnis zu Tod und Auferstehung unseres Herrn wie in der gelebten Erwartung und Hoffnung auf seine Wiederkunft“, schloss der Bischof.

Statt der Prozession im Freien zogen Zelebranten und Altardienst durch den Dom und begingen mit den Gläubigen eine kurze eucharistische Andacht. Ein „herzliches Danke schön und Gott vergelt’s“ sagte der Bischof allen, die mit „Fantasie, Kraft und Freude“ zur Feier beitrugen und die Prozession mühevoll vorbereitet hatten. 

Im Anschluss hatten manche Gläubige noch die Gelegenheit, mit Konrad Zdarsa kurz vor dessen voraussichtlichem Abschied ins Gespräch zu kommen: Das Wetter klarte auf, die Musikkapelle Haldenwang (Allgäu) gab vor dem Dom ein Ständchen unter Bäumen, und der Bischof plauderte mit den Gottesdienstbesuchern. Seit er im Herbst 2010 seinen Dienst in der Diözese angetreten hat, war es erst zum zweiten Mal, dass die große Prozession ausfallen musste.

jm/pba

26.06.2019 - Bistum Augsburg