Von Apfel-Leder bis Tumorwachstum

Ein gutes Klima für Jungforscher

AUGSBURG – Haben heimische Fische Plastikabfälle im Magen? Kann man die Effi­zienz von Solarstromanlagen durch Kühlung steigern? Gibt es eine Alternative zu Leder, die ohne das Töten von Tieren auskommt und umweltfreundlich ist? Mit solchen Fragen beschäftigten sich die Projekte der jungen Forscher aus den Schulen der Diözese Augsburg in diesem Jahr bei „Jugend forscht“. 

Das Motto lautete diesmal „Zufällig ­genial“. Beim Regionalwettbewerb wurden so viele Projekte wie nie ausgezeichnet. Auch die kirchlichen Schulen der Diözese Augsburg beteiligten sich mit Ideenreichtum und persönlichem Einsatz. Besonders viele Wissenschaftlerinnen kamen – wie schon früher – vom Maria-Ward-Gymnasium Augsburg, das von der Jury als „Forscherschule des Jahres“ nominiert wurde. 

Hochwasser erstickt Fische

Mehrere Projekte zeigen, wie sehr die Warnungen vor dem Klimawandel die Jugendlichen beschäftigen. Mit ihren Ideen wollen sie den Lebensraum von Mensch und Tier erhalten. So hat etwa Leo­nie Prillwitz (18) sich damit befasst, wie Stark- und Dauerregen sich auf Laichplätze von Forellen auswirken. Wenn Pegelstände bei Flüssen ansteigen,  erhöht sich die Feinsedimentlast. Das Kieslaichbett verschlammt, sodass die Fisch­eier durch Sauerstoffmangel absterben. „Wenn sich dann noch Pilze ausbreiten, ist es ein Riesenproblem, einige Arten können aussterben“, erklärt die Schülerin des Augsburger Maria-Ward-Gymnasiums, die den 1. Platz im Bereich „Geo- und Raumwissenschaften“ erhielt.

Leonie hat einen Labor- und Freilandversuch durchgeführt und verschiedene Parameter verglichen. Da sie nur ein Gewässer untersucht hat, holte sie kürzlich fünf Fischereivereine ins Boot, um mehr Daten zu gewinnen. Die bisherigen Ergebnisse hat sich das Wasserwirtschaftsamt erbeten. 

Nicola Kuhr, ebenfalls Maria-Ward-Gymnasium Augsburg, hat die Dämmfähigkeit einer Fassadenbegrünung untersucht – so könnte man einer Überhitzung in Städten entgegenwirken. Dazu hat sie Messungen an zwei Modellhäusern verglichen: einmal ein Holzhaus, einmal eines mit einer Moosmatte – hier war die Temperatur im Sommer kon­stanter.  „Damit hätte man eine Einsparung bei den Energiekosten“, meint die Zwölftklässlerin. Das System sei aber nicht auf die Wirklichkeit übertragbar. 

Eine Möglichkeit, Solaranlagen effizienter zu nutzen, trieb Benjamin Kleinle und Moritz Rehm vom Albertus-Gymnasium in Lauingen an. Weil sie festgestellt hatten, dass bei hohen Temperaturen der Wirkungsgrad von Photovoltaik-Anlagen sinkt, entwickelten die 16-Jährigen mit einem 3D-Drucker ein Kühl­aggregat. Das Wasser, das die Solarzelle kühlt, könnte zudem als Warmwasser verwendet werden. Auch wenn ihr Prototyp noch undicht ist, sind die Jungs optimistisch: „Uns hat es überrascht, dass es sowas noch nicht zu kaufen gibt“, meint Benjamin. Im Bereich „Technik“ erhielten die beiden Schüler den 3. Platz.  

Beeinflusst der Klimawandel den Nutzgarten? Das wollte Viktoria Dülsner vom Maria-Ward-Gymnasium Augsburg wissen. Die 17-Jährige pflanzte Radieschen und Kohlrabi an und ahmte verschiedene Klimabedingungen nach.  Für ihre Versuche, die ergaben, dass an das jeweilige Klima angepasste Pflanzen den besten Ertrag bringen, erhielt Viktoria den 3. Platz in der Sparte „Geo- und Raumwissenschaften“.

Wertvolle Erkenntnisse für Landwirtschaft und Umwelt erlangte Milana Salzer. Die 15-jährige Schülerin des Augsburger Maria-Ward-Gymnasiums wurde Expertin für Gülledüngung. Ihre Untersuchungen zeigten, dass beim Düngen von kalkarmen Böden weniger Ammoniak freigesetzt wird. Die Stickstoffverbindung gilt als schädlich für Ökosysteme. Zudem solle man bei kühleren Temperaturen düngen, meint Milana.

Um Pflanzen ging es auch bei Hannah Haschke (14) und Marlene Hopmann (13) vom Maria-Ward-Gymnasium. Die Schülerinnen zählten auf dem brachliegenden Gelände „Am Pfannenstiel“ in der Augsburger Innenstadt mit der App „Flora incognita“ 115 Blühpflanzenarten. Zudem untersuchten sie, wie sich die Beweidung durch schottische Hochrinder auf die Blühpflanzen auswirkt – hier haben die beiden Preisträgerinnen des 1. Platzes im Bereich „Biologie“ jedoch erst vorläufige Ergebnisse. 

Zum 2. Platz in der Sparte „Biologie“ ihrer Altersklasse verhalfen Sophia Knoblich (12), Stefania Rosca (12) und Fio­na Köhntop (11) ganz kleine Wesen: Die Schülerinnen des Maria-Ward-Gymnasiums Günzburg züchteten Pantoffeltierchen und untersuchten sie unter dem Mikroskop. 

Auch der Umweltschutz bewegte viele Jungforscher. Durch ihren Onkel, einen Hobbyfischer, kam Hannah Wintermayr (18) vom Maria-Ward-Gymnasium Augsburg auf die Idee, heimische Fische aus Gewässern und Fischzucht auf Mikroplastik zu untersuchen. Vor allem in den Mägen von am Boden lebenden Fischen fand sie Plastikbestandteile. Als eine Ursache sieht Hannah, „dass Kläranlagen keine Mikroplastik-Filter besitzen“. Generell muss weniger Plastik in die Umwelt gelangen. Für ihr Projekt verlieh ihr die Jury den 3. Platz im Fachbereich „Biologie“.

Bienenwachs statt Erdöl

Sophia Hecht und Victoria ­Mellen (beide 16) vom Maria-Ward-Gymnasium befassten sich mit einer umweltfreundlichen Herstellung von veganem „Apfelleder“, das aus dem Abfallprodukt Apfel­trester hergestellt wird. Bisher wird bei der Herstellung Erdöl verwendet. Die Mädchen fanden in Versuchen heraus, dass Bienenwachs eine gute Alternative darstellt. 

Mit dem 2. Platz im Fachbereich „Chemie“ wurden Theresa Reiter (13), Jannika Hölzle (13) und Paula Mayr (14) vom St.-Bonaventura-­Gymnasium Dillingen ausgezeichnet: Die drei experimentierten zum umweltfreundlichen Färben von Textilien. Einen Nachteil haben sie entdeckt: Die Farbsude aus Blau­kraut, Zwiebeln und Roter Beete bleiben nur bei Handwäsche im Stoff. 

Kann Zuckerkonsum sich auf das Krebswachstum auswirken? Mit dieser Frage beschäftigte sich Johanna Weber (17) vom Maria-Ward-Gymnasium Augsburg. In einem theoretischen Teil und in Zusammenarbeit mit einer Praxis untersuchte sie Blutproben auf spezielle Werte.  Dabei zeigte sich, dass der Konsum von Zucker das Tumorwachstum wirklich fördern kann. Johanna, die den 2. Platz im Fachbereich „Biologie“ erhielt, empfiehlt, vor allem auf zuckerhaltige Getränke zu verzichten.

Lydia Schwab

20.03.2022 - Bistum Augsburg , Forschung , Jugend