Schülerinnen drücken Erfahrungen der Corona-Zeit kreativ aus

Himmelsleitern am Vogeltor

AUGSBURG (sd) – „Leben gestalten“ heißt eine Unterrichtseinheit im Konzept der Ganztagsklassen der Mädchenrealschule St. Ursula in Augsburg, einer Einrichtung des Schulwerks der Diözese Augsburg. Im Rahmen des Projekts hängten Schülerinnen „Himmelsleitern“ in die Bäume am Augsburger Vogeltor.

Normalerweise pflegen die Schülerinnen von St. Ursula während der Unterrichtseinheit fünf Hochbeete, die sie vor zwei Jahren aufgebaut haben, und die farbigen Ofenrohrmenschen, welche sie vor den Herbstferien 2020 gestaltet und im Boden versenkt haben. 

Da heuer die Gießarbeit aufgrund des häufigen Regens nicht intensiv ausfiel, entwickelte die Gruppe eine neue Idee. Nach der coronabedingten langen Zeit des Lernens zuhause wollten die Mädchen wieder kreativ sein. Viele wünschten sich mehr Farbe am Vogeltor.

Nach den Pfingstferien waren die Schülerinnen endlich wieder alle zusammen im Klassenzimmer.Erlebnispädagogische Einheiten halfen ihnen, wieder aufzutanken und ihren Platz in der Klasse unter Gleichaltrigen zu finden. So entstand die Idee, „Himmelsleitern“ in die Bäume über den Hochbeeten zu hängen, um auf diese Weise Probleme und Ängste loszuwerden. 

Im katholischen Religionsunterricht bei Schwester M. Ancilla Pitroff machten sich die Schülerinnen Gedanken, was sie aktuell bewegt, was sie persönlich freut, was ihnen Sorgen bereitet und was ihnen am Herzen liegt. Aber auch alles, was die Menschheit als Ganzes betrifft, notierten sie auf bunten Bändern.

Wünsche und Sorgen 

Die Mädchen brachten beispielsweise Folgendes zur Sprache: „Ich wünsche mir, dass alles bald wieder normal ist.“ „Ich habe Angst, dass ich nächstes Schuljahr den Anschluss verliere.“ „Ich danke für meine Familie.“ „Ich freue mich, dass ich in der Corona-Zeit viele gute Freunde hatte.“ „Ich wünsche mir, dass keiner mehr an Corona sterben muss.“ „Ich wünsche mir, dass meine Oma nie mehr so lange alleine sein muss.“ Manch einer reichten die Bänder gar nicht aus, um all das auszudrücken, was ihr wichtig war. 

Die symbolische Geste ist Ausdruck der Gewissheit: Gott, den wir „im Himmel“ verorten, liebt uns. Er kennt uns. Er interessiert sich für uns. Er kann uns in unseren Sorgen und Nöten helfen. Darum ist es sinnvoll, ihm alles anzuvertrauen.  

Jeweils am Montagnachmittag wurde an den Leitern gearbeitet. Zunächst malten die Schülerinnen jede Sprosse an, dann wurden sie mit Blumen oder Wolken verziert und wetterfest lackiert. Zuletzt wurden die Textbänder angebracht. Unter Anleitung der Klassenlehrerin Sonja Dorn zimmerten die Mädchen aus alten Brettern zwei Stellwände und gestalteten sie mit Infotexten für die Passanten am Vogeltor.

Ein herzliches Dankeschön richten die Schülerinnen an die Stadtwerke Augsburg, die das Material für die Kunstinstallation in den Bäumen finanzierte und die Ausrüstung zum Aufhängen der Leitern in den Bäumen bereitstellte. 

22.08.2021 - Bistum Augsburg