Leonore Leidel fertigt prachtvolle Himmelsboten an

In der Engelswerkstatt

IFFELDORF – Ganze Heerscharen von Engeln begleiten die Menschen durch die Advents- und Weihnachtszeit: als Straßendekoration, in Kaufhäusern und Christkindlesmärkten und nicht zuletzt in den Haushalten. In Iffeldorf (Kreis Weilheim-Schongau) gibt es eine „himmlische Niederlassung“ für die Produktion der göttlichen Boten. 

In Leonore Leidels Atelier in Iffeldorf gibt es sie in allen Größen: von winzig klein bis über einen halben Meter groß. Ihre Leidenschaft für Engel hat die Künstlerin von ihrer Mutter geerbt, die 1949 mit der Herstellung begann. Leonore Leidel ist mit diesen himmlischen Wesen aufgewachsen, Engel waren immer präsent, und natürlich durfte sie von klein auf der Mutter bei deren Fertigung helfen. 

Als Jugendliche hat sich Leonore Leidel zunächst für Sport begeistert: Sie war als 20-Jährige sogar deutsche Meisterin im Hürdenlauf, studierte dann Jura und trat nach einem beruflichen Zwischenspiel in die Fußstapfen ihrer Mutter. Im Jahr 1991 übernahm sie die Engelswerkstatt in Iffeldorf. 

An der Regalwand findet sich in vielen kleineren und größeren Kartons das Zubehör für die himmlischen Boten: Draht, Stoffe, Garne und winzige Knöpfe, Folien, Stahlbänder und Borten. Auf dem Arbeitstisch wird geschnitten, genäht, geklebt. Unter Leonores geschickten Händen entstehen die anmutigen Wesen in unterschiedlichen Größen und mit verschiedenen Kleidern, Frisuren und Accessoires. Die fertigen Engel können in den Schränken des Werkstattladens bestaunt werden und warten dort auf Liebhaber und Käufer.

Goldblondes Haar

Aus einer speziellen Wachsmischung, die in natürlicher Hauttönung gefärbt ist, werden Köpfe und Hände geformt. Hierfür verwendet die Künstlerin noch die Silikonformen, die bereits ihre Mutter gebraucht hat. Im nächsten Arbeitsgang werden Augen, Mund und Wangen auf den lieblichen Gesichtchen betont. 

Alle Engelchen bekommen goldblonde Haare. Auf einem speziellen Rahmen werden – hauchfein – die schönen Engelslocken gewickelt, danach der Scheitel eingenäht und die blonde Pracht auf dem Kopf verklebt. Manche der Himmelsboten bekommen nach bayerischer Art Zöpfe geflochten, die als Krönchen über den Kopf gelegt werden.Dann schneidert Leonore Leidel den Rauschgoldengeln die Kleider auf den Leib. Dabei werden kostbare Stoffe wie Samt, Seide oder Damast verwendet. „Auch Engel gehen nach der aktuellen Mode“, sagt lächelnd die Künstlerin. „Dieses Jahr sind Paillettenkleider gefragt.“ Doch auch Engel in langen, festlichen Dirndlkleidern erfreuen sich großer Beliebtheit. In den Saum der weiten Röcke bügelt die Iffeldorferin Draht hinein, damit die Kleider dauerhaft ihren himmlischen Schwung bewahren. 

Was nun noch fehlt? Die Flügel! Diese werden aus einzelnen Federn auf eine passende Folie aufgeklebt und anschließend mit Sprühgold bronziert. Auf dem Engelsrücken platziert wird so aus einer lieblichen Figur das himmlische Wesen. Jedes bekommt in die Hände noch ein Zubehör – ein Körbchen, Blumen, Musikinstrumente oder Liedbänder, damit das festliche „Gloria in excelsis Deo“ angestimmt werden kann.

Bis in die USA

Auf diese Weise entstehen im Atelier von Leonore Leidel in Iffeldorf während des ganzen Jahres himmlische Heerscharen, die vom oberbayerischen Ort ausgesandt werden in die Welt, um Familien in Deutschland, Österreich und Italien Freude zu bereiten. Viele von ihnen sind auch schon über den Großen Teich in die USA geflogen, um dort nicht nur im Advent und in der Weihnachtszeit die Menschen zu erfreuen.

Ingrid Paulus

19.12.2021 - Bistum Augsburg , Kunst