Klostergalerie St. Ottilien präsentiert Bilder aus Privatsammlung

Ammersee im Künstlerblick

ST. OTTILIEN – Die derzeit laufende Ausstellung in der Klostergalerie der Erzabtei St. Ottilien zeigt eine Auswahl an Bildern mit Ammerseemotiven mit Blick vom Land auf den See, vom See aufs Land und auf die Rink-Villa.

Die Bilder stammen aus dem Besitz von Professor Peter Cornelius Mayer-Tasch. Seine große Leidenschaft gilt dem Natur- und Kulturraum Ammersee. Durch seinen älteren Bruder hörte der 1938 in Stuttgart geborene zum ersten mal als neunjähriger Bub vom Ammersee. Für ihn galt er seitdem als Sehnsuchtsort. 1960 hatte er die Gelegenheit, ein Wochenende in Schondorf zu verbringen. Aus einer Laune heraus abonnierte er Jahre später den Ammerseekurier, dem er bis heute treu geblieben ist. 

Ein Glücksfall war die Berufung an die Ludwig-Maximilians-Universität München. Seither lebt die Familie am Ammersee, zunächst in Utting, seit 1976 in Schondorf – immer den See vor Augen. In dieser Zeit begann auch das Interesse für die Künstler, die sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts rund um den See ansiedelten und ihn aus unterschiedlichen Blickwinkeln festhielten.  

Die Gemälde in der Ausstellung sind selten gezeigte Kunstwerke, zum Teil Arbeiten von Malern der Künstlergruppe Scholle – Walter Georgi, Fritz Erler, Adolf Münzer, Erich und Fritz Erler und weitere. Der in früheren Zeiten als „Bauernsee“ bezeichnete Ammersee zählte lange zu den weniger beachteten Gegenden im Fünfseenland. Das änderte sich erst durch die Wohn- und Wirkorte der Künstler, die in ihrem Schaffen die Ammerseelandschaft thematisierten. 

Pater Cyrill Schäfer, Leiter der Klostergalerie, präsentiert Bilder aus dem Fundus des Sammlers Mayer-Tasch, die diesen besonders berührt haben und zu denen er ein besonders intensives Verhältnis entwickelt hat. Betritt man die Galerie, fällt das an der Frontseite mittig plazierte Kunstwerk „Kahn mit Wolke“ von Heinz Rose (1902 bis 1971) auf. Es entstand 1958 und ist laut Mayer-Tasch eines der bemerkenswertesten Gemälde des 20. Jahrhunderts. Die Wolke scheint den Kahn zu begleiten und zu beobachten. 

Am Treppenaufgang ist „Fernes Ufer“ von Gerd Eisenblätter (Jahrgang 1938) zu sehen. Ufer, Wasser, Wolke und Himmel sind dort durch verschiedenfarbige Striche minimalistisch ins Bild gesetzt.

In einem kleinen Nebenraum der Galerie ist ein weiteres Bild von Heinz Rose zu sehen: „Apokalyptische Nacht“ nennt er selbst dieses in der Spätzeit seines Schaffens entstandene Gemälde. Unter einem riesigen, farblich mit seinem himmlischen Hintergrund weitgehend verschmolzenen Mond prescht auf der ganzen Bildbreite eine apokalyptisch anmutende Herde von Pferden in geschlossener Formation, alles unter die Hufe nehmend, was sich ihr entgegenstellt. 

Ein Teil der Ausstellung ist der Rink-Villa gewidmet. Diese unter Denkmalschutz stehende, 1865 im toskanischen Stil erbaute erste „Sommerfrische-Villa“ wurde trotz erheblicher Widerstände aus der Bevölkerung 1987 abgerissen. Heute zeugen nur noch Gemälde von dem einstigen Baudenkmal.

Zur Ausstellung gibt es einen wunderbaren Bildband, herausgegeben von Mayer-Tasch und dem Fotografen Andreas Pousinis, unterstützt von Pater Cyrill. Pousinis’ Wurzeln liegen am Ammersee. Es war ihm „ein besonderes Vergnügen, die rund 60 ausgewählten Bilder abzulichten, in einer Umgebung, von der aus ich auch immer den Blick auf den See hatte“.

Gabriele Rabl

Info: Die Ausstellung „Seeblick – Die Ammerseelandschaft im Spiegel der Kunst“ in der Klostergalerie St. Ottilien ist bis 20. Februar, Freitag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr, zu sehen.

24.01.2022 - Bistum Augsburg , Kunst