Konzert im Kloster Wettenhausen

Von Renaissance bis Popmusik

WETTENHAUSEN – Voll besetzt war der Kaisersaal von Kloster Wettenhausen am Nachmittag des Muttertags zu einem besonderen Konzert: Auf der Bühne standen drei Vokalensembles, die mit dem Kloster verbunden sind. 

Der Chor Camerata Vocale hat seinen Probenraum im Kloster. Die sechs AcaBellas haben vor kurzem das Abitur am dortigen St. Thomas-Gymnasium gemacht. Die Nachwuchs-AcaBellas gehen noch zur Schule, nämlich in die 7. bis 10. Klasse. Das Programm bestritten die drei Ensembles teils mit Einzelvorträgen, teils mit gemeinsamen Auftritten.

Auf das Thema des Konzerts kamen sie durch gemeinsame Kurse bei dem Musiker und Arrangeur Kevin Fox. Die AcaBellas und ihr Nachwuchs erhielten diese während einer Fahrt der Chorschule des St. Thomas-Gymnasiums zum Festival „Europa Cantat“ in Estland. Dort gab Fox Chören aus ganz Europa ein Seminar zum Thema „Love Songs“. 

Jürgen Rettenmaier, der Leiter der Chorschule und der Camerata Vocale, war davon so begeistert, dass er Fox für ein Seminar nach Wettenhausen einlud. Fox arrangierte überwiegend Popstücke, zum Beispiel von U2, Rihanna und den Black Eyed Peas. Mit diesem Repertoire als Basis entwickelten die drei Chöre ein Programm, das durch die gesamte Musikgeschichte ging, vom 16. Jahrhundert über den Swing bis zum Pop. Das älteste Lied aus dem Jahr 1539 mit dem Titel „Ich sag ade“ erzählte vom Abschiedsschmerz. Die ergreifende Elegie sprang schon ab dem ersten Ton auf das Publikum über. 

Das Gedicht „Die Tochter der Heide“ von Eduard Mörike hörte das Publikum zweimal: Zunächst in einer sehr ausdrucksvoll gesprochenen Version, vorgetragen von der Sängerin Julia Sturm. Mit diebischer Freude erzählt darin eine verlassene Geliebte ihrer Schwester von ihrem großen Plan. Sie will die Hochzeitsfeier des früheren Geliebten platzen lassen. Nicht minder beeindruckend war die Vertonung durch Hugo Distler (1908 bis 1942) mit ihrem Wechsel zwischen fröhlichen und dissonanten Passagen. 

Mit zwei Werken von Freddy Mercury zeigten die Chöre, wie ein Komponist mit dem Thema Liebe mal beschwingt („Crazy little thing called love“) und mal melancholisch („Love of my life“) umgeht.

Einen breiten musikalischen Bogen spannten die AcaBellas. Er begann mit einem getragenen amerikanischen Spiritual, das vom Kreuzestod Jesu Christi erzählt. Von dort ging es zum Rap „Where ist the love?“ von den Black Eyed Peas – einem Plädoyer für mehr Warmherzigkeit, Hilfsbereitschaft und Empathie. 

Bei „On rising wind“ von Carl Strommen (*1939) zeigten die Nachwuchs-AcaBellas ihre Ausdruckskraft. Passend zum jugendlichen Alter der Vortragenden ging es um einen kleinen Vogel, der seinen ersten Flug unternimmt. Mit sphärischen Chorklängen schwang er sich dazu auf. 

Eine Klammer um das Programm bildete das Frühlings-Quodlibet von Gunnar Eriksson (*1936), bei dem das Publikum mit einstimmen durfte. Am Ende gab jeder der drei Chöre dem begeisterten Publikum eine Zugabe.

Martin Gah

22.05.2019 - Bistum Augsburg , Kultur , Musik