Jedes Jahr kommen ein neues Lichthaus und viele verspielte Details dazu

Ein Dorf erfreut Bischof Bertram

AUGSBURG – Wenn die Tage im November wieder grau und dunkel werden, fragt Bischof Bertram zuweilen seine Haushälterin Schwester Dominika: „Wann kommen eigentlich wieder die Lichthäuser?“ Dann weiß die Maria-Stern-Schwester, dass es wieder Zeit wird, das Lichterdorf im Eingangsbereich des Wohnhauses von Bertram Meier aufzubauen. Es darf bis kurz nach Mariä Lichtmess stehenbleiben.

Als sie 2006 den Haushalt von Bertram Meier zu führen begann, erinnert sich die Haushälterin, gab es nur ein paar der Lichthäuser, die in einer Manufaktur aus Ton in Rothenburg ob der Tauber gefertigt werden. Dann kam das eine Geschenk zum anderen und allmählich wuchs ein großes Dorf heran. Es muss wohl ein fränkisches Dorf sein, denn etliche der Häuser erinnern sie an ihre fränkische Heimat, findet Schwester Dominika. 

Bald organisierte sie eine alte Resopal-Tischplatte aus dem benachbarten Kloster St. Elisabeth. Darauf legte sie Moos aus und streute Split-Steinchen aus dem Garten. Aus Styropor, ummantelt mit Pappmaché, das mit Sand bestreut wurde, baute sie Berge. So entstand eine abwechslungsreiche Landschaft, in der sie die Lichthäuser platzieren konnte: darunter die „Mittelalterliche Trinkstube zur Höll“, eine Mühle, eine Barockkirche, ein Turm, aus dem Rapunzels Zopf heraushängt, oder das Rathaus von Rothenburg.

Zu finden sind auch verspielte Details wie ein Bildstöckle, ein Schild, das den Weg nach Bethlehem weist, ein Christbaum oder gar ein Maibaum. Nicht alle Gebäude sind aus Franken. Wer genau hinsieht, entdeckt auch Häuser aus anderen Teilen Bayerns. „Schade, dass es den Augsburger Perlachturm nicht mehr im Sortiment der Firma gibt“, bedauert Schwester Dominika. Den hätte sie sich noch gut für das Dorf des Bischofs vorstellen können. Beleuchtet werden die pittoresken Gebäude durch drei auf der Platte ausgelegte Lichterketten. 

Der Geruch des Waldes

Weil sie so viel um die Ohren hatte, bat sie in diesem Jahr Johannes Betz, den Hausmeister des Bischofshauses, das Dorf aufzubauen. Der gelernte Gärtner gestaltete es in einem etwas anderen Stil mit viel Natur. Er legte zur Begrenzung am Rand der Platte kleine Äste aus, verteilte schwarze Schiefersteine und arbeitete mit viel Moos. „Das hat am  Anfang herrlich nach Wald geduftet“, schwärmt die Haushälterin. Ihr gefällt die Gestaltung von Betz. Sie baute zwar immer einiges anders auf, ließ aber dem Hausmeister gerne freie Hand. Jeder brauche einen Freiraum, um kreativ arbeiten zu können, findet die Ordensfrau. 

Wichtig sind ihr die kleinen Figürchen im Dorf, denn die belebten die Szenerie. Da gibt es spielende Kinder, einen Kutscher oder auch einen Kaminkehrer. Selbstverständlich darf ein Pfarrer mit zwei Ministranten nicht fehlen. Und sogar ein evangelischer Pfarrer im schwarzen Talar mit weißem Bäffchen wurde im Dorf des katholischen Bischofs angesiedelt. 

„Die Häuser führen zurück in alte Zeiten und vermitteln Wärme und Geborgenheit,“ sagt Bischof Bertram, der gerade auf dem Sprung zum nächsten Termin ist. „Außerdem erinnern sie mich an meine Kindheit. Wir hatten auch Lichthäuser, wenn auch nur wenige.“ Natürlich gibt es auch Krippen im Haus des Bischofs und ein lebensgroßes Jesuskind. Das wird aber erst an Heilig Abend in sein Krippenbett gelegt.

Zum Aufbau des Dorfes braucht man ungefähr einen Arbeitstag. Und genauso viel Zeit veranschlagt Schwester Dominika für den Abbau. Dann staubt sie die Häuser ab, wickelt sie in Tücher und legt alles sorgfältig in stabile Kartons. Die lagern dann mit der Aufschrift „Vorsicht Porzellan!“ bis zum nächsten November auf dem Dachboden. Gerhard Buck