SkF hilft wohnsitzlosen Frauen

Ihre Not ist unsichtbar

AUGSBURG – Wem in seiner Umgebung eine Frau auffällt, die dort nur vorübergehend zu wohnen oder vom Wohnungsinhaber abhängig zu sein scheint, der hat es möglicherweise mit einer Wohnungslosen zu tun. „Obdachlose Frauen leben nur selten auf der Straße und ihnen ist ihre Lage äußerlich nicht anzusehen“, sagt die Leiterin der Beratungsstelle für Frauen in besonderen Lebenslagen beim Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) Augsburg, Bärbel Marbach-Kliem. 

Man sollte nicht versuchen, einer solchen Frau irgendwie zu helfen, sondern sie an den SkF verweisen, wo sie professionelle Hilfe bekommt, erklärt Bärbel Marbach-Kliem. Da sie in der Öffentlichkeit nicht so sichtbar sind wie männliche Obdachlose, kann die Beraterin die Anzahl solcher Frauen in Augsburg und Bayerisch-Schwaben nur schwer schätzen. Sie sind „Couchsurferinnen“, das heißt, sie schlüpfen immer wieder bei Bekannten unter – oder bei sonst jemandem, der bereit ist, sie für eine gewisse Zeit bei sich aufzunehmen.

Abhängig und in Gefahr

Sie können „wie aus dem Ei gepellt“ aussehen, so Bärbel Marbach-Kliem, sind aber in einer prekären Lage. Sie geraten in wirtschaftliche Abhängigkeit von ihrem Gastgeber, müssen ihm zu Willen sein und schweben doch ständig in Gefahr, von ihm hinausgeworfen zu werden.

Bärbel Marbach-Kliem beobachtet in jüngster Zeit, dass sowohl die Anzahl der jungen Frauen (18 bis 26 Jahre) als auch derjenigen in fortgeschrittenem Alter (50 Jahre und älter) deutlich zunimmt. Junge Frauen, die wohnungslos werden, kommen häufig aus zerrütteten Familienverhältnissen oder haben keine ordentliche Ausbildung. Bei älteren Frauen macht sich das zunehmende Armutsrisiko aufgrund schlecht bezahlter Jobs und geringer Renten bemerkbar. Risikofaktoren seien Trennung oder Scheidung vom Partner, schwere Krankheiten sowie psychische Probleme und Sucht. Auch Alleinerziehende seien oft betroffen.

Beim SkF können sich Betroffene zunächst in Fragen der Existenzsicherung und der Aussichten auf Arbeit und eine eigene Wohnung beraten lassen. Die Beratungsstelle Auf dem Kreuz 27 bietet ihnen ein Postfach und ein Durchlaufkonto. Banken sind zwar verpflichtet, jedem ein pfändungssicheres Girokonto einzurichten. Wenn aber bereits hohe Schulden bestehen, ist das laut Bärbel Marbach-Kliem in der Praxis schwierig. Das Konto kann den Frauen auch helfen, verantwortungsvoll mit ihrem Geld umzugehen. 

Seit den Corona-Beschränkungen, die auch die Schließung der Tafeln für Bedürftige bedeuten, gibt der SkF an die wohnungslosen Frauen Lebensmittelpakete aus. Vorher stand in der Beratungsstelle ein Gruppenraum für einen Mittagstisch zur Verfügung. Diese Kontaktmöglichkeit war für viele wohnungslose Frauen sehr wichtig. 

Zudem bemüht sich der SkF, ihnen eine Übergangswohnung zur Verfügung zu stellen. Dafür gibt es seit 2018 die Casa Donna in Augsburg-Pfersee mit 30 Plätzen in fünf Wohngruppen. Allerdings sei das ein „Pool sehr unterschiedlicher Problemlagen“, und es könne zwischen den Frauen zu Konflikten kommen. Deshalb wünscht sich Bärbel Marbach-Kliem, mehr Unterkünfte in besonderen Wohnformen anbieten zu können – auch für Süchtige, psychisch Kranke und Frauen mit Beziehungsproblemen. Sie brauchten eine Rückzugsmöglichkeit und daher auch Einzelzimmer.

Zudem bietet der SkF eine Kleiderkammer an sowie eine Kunstmalgruppe, in der vor allem mit Acryl gemalt wird. Das sei gut, um Gefühle auszudrücken und stärke das Selbstbewusstsein der Teilnehmerinnen, sagt die Beraterin.

Wenn man auch wohnungslosen Frauen nicht direkt helfen kann, so gibt es doch Möglichkeiten, den SkF ehrenamtlich zu unterstützen: Man kann zum Beispiel für die Essens­pakete einkaufen oder sie packen helfen. Auch Spenden von FFP2-Masken und Desinfektionsmitteln werden gerne angenommen. 

Andreas Alt

07.02.2021 - Bistum Augsburg , Frauen