Im alten Pfarrhaus von Seehausen wurde das Staffelseemuseum eingerichtet

Spuren seit der Bronzezeit

SEEHAUSEN – Nach Jahren großer ehrenamtlicher Anstrengungen wurde das Staffelseemuseum in Seehausen nahe Murnau eröffnet. Gefördert von öffentlichen und privaten Sponsoren, wurden im alten Pfarrhaus Ausstellungsräume geschaffen, die im weiten Umkreis ihresgleichen suchen und beispielhaft für andere Museen sein können.

„Segne unser Staffelseemuseum und lass uns in Freude wirken zu deiner Ehre und zum Wohl der Menschen.“ Mit diesem Wunsch übergaben Dekan Robert Walter und Pfarrerin Simone Feneberg die Räume des neuen Staffelseemuseums ihrer Bestimmung. Das Museum befindet sich im ersten Stock des ehemaligen Pfarrhauses in Seehausen und beschäftigt sich mit der Geschichte und den Traditionen rund um den oberbayerischen See. 

Jeder Raum im Museum ist einem Thema gewidmet. In der Mitte des Geschichtsraums ist als Modell die Insel Wörth mit ihren Funden seit der Bronzezeit zu sehen, auf einem Hügel thront die mittelalterliche Klosterkirche. In der dortigen Schreibstube wurde möglicherweise das Wessobrunner Gebet niedergeschrieben, dessen ehrwürdigen Zeilen nachgelauscht werden kann. Man fühlt sich um 1200 Jahre zurückversetzt, hört man dieses älteste christliche Gebet deutscher Sprache. 

Ein Reliefstein der alten Kirche  erinnert daran, dass das Gotteshaus für die umgebenden Gemeinden jahrhundertelang auf der Insel lag, ehe es Ende des 18. Jahrhunderts auf das Festland verlegt wurde. 

Ein Farbenrausch erwartet den Besucher im Raum für die Hinterglasmalerei. Die Seehauser Familien Gege und Noder gingen über 100 Jahre in großem Umfang diesem Gewerbe nach. Weihnachtsgeschichten, Kreuzweg-
szenen und viele Heiligenbilder entstanden in deren Stuben. Auf den Bildern drücken sich Glaube, Hoffnung und Dankbarkeit aus. Eine beeindruckende Inszenierung lässt die Besucher einem Hinterglasmaler über die Schulter blicken. Palette, Pinsel und Spatel für die Rußbilder stehen bereit. Muschelschalen aus dem Staffelsee waren die besten Anrührschüsselchen für die Farben. 

Von der Werkstatt ging es in die weite Welt. Eine stattliche Kraxe erinnert an die Glasträger, die mit ihrer zerbrechlichen Fracht durch die Lande, ja sogar bis nach St. Petersburg zogen. Betritt der Besucher zuletzt den Naturraum, taucht er gleichsam unter die Wasseroberfläche des Staffelsees. Über ihm gleitet ein Boot hinweg, die Netze sind ausgeworfen, auf Augenhöhe schwimmen Fische, während weiter oben Enten und andere Schwimmvögel ihre Kreise ziehen. Auch die Anfänge des Tourismus werden thematisiert. 

Schon ab dem Jahr 2009 gab es Verhandlungen mit der Diözese Augsburg, ehe sich der Gemeinderat von Seehausen entschloss, das historische Pfarrhaus in Erbpacht zu erwerben. Doch war es noch ein weiter Weg bis zum Museum. 

Vor allem dem Ehepaar Susanne und Tobias Horak sowie dem Museumsleiter Josef Führer ist es zu verdanken, dass Sponsoren für den großen Plan geworben werden konnten und die Ideen in Zusammenarbeit mit professionellen Museumsmachern perfektioniert wurden.

Zahlreiche ehrenamtliche Helfer haben mit Hand angelegt. Entstanden ist ein Haus, dessen Objektpräsentation, Gestaltung und Ausleuchtung weit über das „Blaue Land“, wie sich die Region um Murnau nennt, hinausstrahlt. Der Besucher erlebt das moderne Museum mit allen Sinnen, ist es doch interaktiv erfahrbar und multimedial ausgestattet. Ein wahres Schmuckstück ist es geworden, das neue Staffelseemuseum im alten Pfarrhof, und eine Freude für jeden Besucher, der gewiss ein paar interessante und unterhaltsame Stunden dort verbringen wird.

Ingrid Paulus

Öffnungszeiten: 

Donnerstag bis Sonntag und Feiertage jeweils von 14 bis 18 Uhr.

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15.02.2018 -