Festwoche und Namenstag

Ulrich immer vor Augen

Am 4. Juli ist der Gedenktag des heiligen Ulrich. Augsburg, das Ulrichsbistum, widmet seinem Stadtpatron zu diesem Anlass eine Festwoche, die diesmal wegen der Pandemie ganz anders ausfällt. Besagter 4. Juli ist aber nicht nur der Gedenktag des berühmten Heiligen, sondern auch der Namenstag all derer, die nach Ulrich getauft sind. Was verbindet Pfarrer Ulrich Müller, den neuen Bischöflichen Zeremoniar, mit seinem Patron?

Wie genau er zu seinem Vornamen kam, weiß der Zeremoniar zwar nicht. „Ich habe meine Eltern leider nie danach gefragt, warum Sie mir in der Taufe den Namen Ulrich gegeben haben“, sagt er. „Ich vermute, dass der Vorname in den 1960er Jahren geläufig war.“ 

Vorbild der Seelsorge

Der Heilige ist für ihn ein Vorbild für jeden Seelsorger und jede Seelsorgerin und deshalb in vier gestickten Bildern auf seiner Primizstola verewigt. Jedes davon hat eine Botschaft, die den Zeremoniar begleitet. „Das erste Bild stellt Ulrich auf dem Ochsenkarren sitzend dar, wie er zu den Menschen in seinem großen Bistum unterwegs ist“, erzählt Müller. „Das macht für mich gute Seelsorge aus: nahe bei den Menschen zu sein, Anteil zu nehmen an deren Leid, aber auch an deren Freude.“ 

Auf dem zweiten Bild ist der heilige Ulrich als „Vater der Armen“ zu sehen, wie er Hungernde an seinem Tisch speist. „Es mahnt uns“, sagt Pfarrer Müller: „Zu einer guten Seelsorge gehört die gelebte Diakonie.“ 

Das dritte Bild erinnert an Ulrichs Friedensbemühungen. Es ist seinem Einsatz zu verdanken, dass die kriegerische Auseinandersetzung zwischen Kaiser Otto I. und dessen rebellischem Sohn Liu-dolf bei Illertissen verhindert werden konnte und dass die beiden Parteien sich versöhnten. „Zum Dienst der Versöhnung sind auch wir in der Seelsorge bestellt“, betont Müller. 

Das letzte Bild auf seiner Stola zeigt Ulrich als Liturgen, dargestellt mit Evangelienbuch und Kelch. Im Hintergrund ist die Ulrichsbasilika zu sehen. „Bischof Ulrich sorgte sich um eine würdige Feier des Gottesdienstes. Als Seelsorger erinnert er mich immer wieder daran, dass alles seelsorgliche Engagement sich aus dem Gebet und der Feier der Liturgie speist“, erklärt der Zeremoniar. 

Sollen Kinder nach einem Heiligen benannt werden? „Ich finde es wichtig und richtig, dass Kinder Vorbilder im Leben haben“, sagt Müller. „Heilige können solche Vorbilder sein. Ich fand es als Kind spannend, einen Heiligen zum Namenspatron zu haben, an dessen Grab man gehen und dort sogar eine Kerze anzünden kann. Einen Heiligen als Namenspatron, den man wirklich ‚besuchen‘ kann, hat nicht jeder.“ 

Mit dem Namen „Ulrich“ können Eltern ihrem Kind seine Standhaftigkeit, seine Leidenschaft für die Menschen, seine Verwurzlung in Gott mitgeben – „all das sind Eigenschaften, die einem heranwachsenden Menschen helfen, das Leben zu bestehen“, sagt Müller. Er selbst ‚besucht‘ seinen Patron in der Ulrichswoche seit seiner Kindheit. 

Nun ist er gespannt, wie er jetzt, wo er als Zeremoniar in die Vorbereitung und Feier der Liturgie der Festwoche eingebunden ist, diese Tage erleben wird. Lydia Schwab