Bischof Rudolf Voderholzer betet die „Via Crucis“ auf den Dreifaltigkeitsberg

„Das Kreuz zieht einen hinauf“

REGENSBURG (pdr/sm) – Zahlreiche Regensburger waren am Abend des Palmsonntags der Einladung von Bischof Rudolf Voderholzer gefolgt, mit ihm den Kreuzweg hinauf zur Regensburger Dreifaltigkeitskirche zu beten.

Oben angekommen, richtete sich Bischof Voderholzer an die Gläubigen und stellte fest, dass der Dreifaltigkeitsberg nicht nur der Balkon oder die Terrasse Regensburgs sei, sondern auch der Kalvarienberg der Regensburger. Als im Mittelalter die Kreuzfahrer und zahlreichen Pilger den weiten Weg in das Heilige Land auf sich genommen hatten, erzählten sie von den Wirkungsstätten Jesu, wie etwa dem Kreuzweg in Jerusalem. Die Leute wollten diesem Ort nahe sein, und wenn sie es schon nicht fertigbringen konnten, diese weite Reise auf sich zu nehmen, dann wollten sie diese heiligen Stätten wenigstens in ihrer Nähe sichtbar und greifbar gestalten. Und so kam es, wie der Bischof erläuterte, in vielen Städten Europas, wo irgendein Hügel oder Berg in der Nähe war, dazu, dass Kalvarienberge eingerichtet wurden. 

Heilige Stätten der
eigenen Heimat

Es wurden Orte geschaffen, an denen das Leiden Jesu Christi in 14 Kreuzwegstationen sichtbar dargestellt wurde. Im 19. Jahrhundert, so die Recherche von Bischof Rudolf Voderholzer, wurde der Dreifaltigkeitsberg immer wieder „Kalvarienberg“ genannt. Postkarten aus dieser Zeit, die im Internet zum Kauf angeboten werden, zeugen davon. Diese Berge mit ihren Kreuzwegen sind Orte der Vergegenwärtigung des Leidens des Herrn Jesus Christus. 

Sich mit dem Kreuz des Herrn verbinden

„Warum ist diese Frömmigkeits­form des Kreuzweges so beliebt bei den Menschen gewesen und ist es immer noch?“, so die Frage des Bischofs, die er auch gleich selbst beantwortete: „Weil es gut ist zu wissen, dass dieses Geschehen des in Liebe angenommenen Kreuzes durch den Gottessohn etwas ungeheuer Tröstliches ist. Zu wissen, dass das nicht ein Geschehen ist von vor über 2000 Jahren, sondern dass das mich hier und heute angeht in allen meinen Sorgen und Nöten, wenn mich die Scham meiner eigenen Schuld niederzudrücken droht, wenn eine Diagnose meine eigene Gesundheit betreffend oder die eines lieben Menschen den Boden unter den Füßen wegzieht, oder wenn jemand aus meiner unmittelbaren Umgebung stirbt und mir die Tränen in die Augen treten. Ist es denn dann nicht tröstlich zu wissen, dass es diesen Ort gibt, wo ich hingehen kann und mich mit dem Kreuz unseres Herrn Jesus Christus verbinden kann und mich trösten lassen und stärken lassen kann?“ 

Das seien sicher die Beweggründe, so der Bischof, warum im 19. Jahrhundert Menschen die Kreuzweg­stationen gestiftet hätten. Das Sinnige und Tröstliche an den Kalvarienbergen sei auch, so der Bischof: „Man geht hinauf, man lässt langsam die Niedrigkeit hinter sich und die Aussichtslosigkeit des Alltags, um sich über die Dächer zu erheben und dann einen weiten Blick zu haben und vielleicht auch Abstand zu gewinnen zur bedrängenden Not. Der Blick auf den erhöhten Herrn am Kreuz erhöht mich selber, zieht mich hinauf. Und auch auf diese Weise wird Licht, Zuversicht, Hoffnung vermittelt“, erklärte Bischof Rudolf abschließend.