Egerland-Museum

Kastenkrippen als Hingucker

MARKTREDWITZ – In der Weihnachtszeit führt (fast) kein Weg an Marktredwitz vorbei: Die Stadt im nördlichen Teil der Diözese Regensburg gilt als Hochburg der Krippenkunst. Alljährlich lädt der „Marktredwitzer Krippenweg“ zum Schauen und zum Staunen ein. Auch das Egerland-Museum widmet sich mit einer Abteilung der Tradition der Landschaftskrippe in Marktredwitz, darüber hinaus ist noch bis zum 28. Januar 2018 eine Sonderausstellung zu sehen. Diese thematisiert mehrere Schwerpunkte – die Kastenkrippen, den Schweizerstil bei den Häusern und die Einflüsse aus dem Egerland.    
Ein beeindruckendes Ausstellungsstück hat die Diözese Regensburg mit einer Leihgabe beigesteuert – nämlich eine große Kastenkrippe. Der barocke dreiteilige Schrein wurde vor langer Zeit zu einem Krippengehäuse umgebaut und von einem Kirchenmaler neu gefasst. „Darin sind Stadtkulissen und Figuren aus dem 19. Jahrhundert zu Krippenszenen arrangiert“, erzählt Museumsleiter Volker Dittmar. Die im orientalischen Stil geschnitzten und bemalten Krippenfiguren sowie viele Tiere stammen aus den Händen eines versierten Bildhauers in Böhmen. Auf ein besonderes Detail der Krippe hat bei seinem kürzlich erfolgten Besuch auch der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hingewiesen – nämlich die enge räumliche Verbindung von Anfang und Ende: Direkt über dem Geburtsstall ist ein Kreuz aufgestellt, die äußeren Rahmen des Lebens Jesu werden dadurch symbolisiert.
Gezeigt wird in der Sonderausstellung auch eine originale alte Kastenkrippe mit Porzellanfiguren aus dem Raum Schlaggenwald oder Kaaden. „Das Stück stammt vermutlich aus der Zeit um 1900“, so Dittmar. Darin enthalten sind bemalte und glasierte Porzellanfiguren, davon 25 Menschen und 29 Tiere. Die größte stehende Figur ist etwa sechseinhalb Zentimeter groß. Dargestellt sind unter anderem der Krippenberg, der Geburtsstall, die Heilige Familie, der Gloria-Engel, Hirten sowie der Verkündigungsengel, der neben dem Stall steht.
Oberfranken hat im Normalfall natürlich relativ wenig mit der Schweiz oder den Alpen zu tun. Im Krippenhandwerk sieht dies etwas anders aus, wie die Sonderausstellung belegt. Der Besucher lernt beispielsweise die Arbeiten von August Graser kennen, der in Dörflas beheimatet war, von 1879 bis 1966 lebte und als einer der besten Krippenhausbauer in Marktredwitz gilt. „Typisch sind seine aufwendig gestalteten alpenländischen Häuser im sogenannten Schweizerstil“, erzählt Museumsleiter Volker Dittmar beim Rundgang. Mit viel Geduld und handwerklichem Geschick habe er unzählige dieser kleinen Kunstwerke angefertigt. Mit dem Sägen, Drechseln und Schnitzen habe Graser sehr viel Zeit verbracht. „Die Graser-Häuser gab es in verschiedenen Größen und Ausformungen – je nachdem, was der Kunde ausgeben wollte und wo sie in der Krippe zum Einsatz kamen“, erklärt Dittmar. Die Anregungen für seine Häuser habe sich Graser wohl bei Aufenthalten in der alpenländischen Region geholt. Mehrere Modelle sind in der Ausstellung zu bewundern.
Die Sonderausstellung „Schauen und staunen“ ist bis zum 28. Januar 2018 zu sehen. Öffnungszeiten sind Dienstag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr, während des Krippenwegs vom 26. Dezember 2017 bis zum 7. Januar 2018 Montag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr. Geschlossen ist am 24., 25. und 31. Dezember 2017. Andere Öffnungszeiten für Gruppen sind nach telefonischer Anmeldung möglich. Weitere Infos unter www.egerlandmuseum.de.

Holger Stiegler

02.01.2018 - Bistum Regensburg