Verband Bayerischer Krippenfreunde

Kostbarer Schatz im Hause

„Eine Krippe ist nicht nur etwas für die Weihnachtszeit. Sie kann auch das ganze Jahr über stehen bleiben“, sagt Bischöflich Geistlicher Rat Martin J. Martlreiter. Leider sei die Tradition der Jahreskrippen aber vielerorts in Vergessenheit geraten. Der Stadtpfarrer von St. Johannes in Dingolfing ist Präsident des Verbandes Bayerischer Krippenfreunde, der sich dafür einsetzt, den alten Brauch der Jahreskrippen wieder zu beleben. Mit einem Pontifikalamt, zelebriert von Bischof Rudolf Voderholzer, und einem Festakt feiert der Verband am 25. November in Ichenhausen sein 100-jähriges Bestehen.

Unter der Devise „Gebt uns die Krippe wieder“ gründete der Hochwanger Pfarrer Alois Burger am 4. Februar 1917, mitten im Ersten Weltkrieg, den Verein (heute Verband) Bayerischer Krippenfreunde in Günzburg. Laut erster Satzung galt als Hauptzweck „die Erhaltung, Förderung und Fortentwicklung der Weihnachtskrippen in Bayern sowie der religiösen Krippenkunst“. Pfarrer Burger legte mit seinen Vereinskollegen den Menschen ans Herz: „Die Weihnachtskrippe ist wahrhaft ein Kleinod, ein kostbarer Schatz im Hause, ein Familiengut. Hütet, schätzet, ehret hoch diesen Reichtum jetzt und künftig.“

Bald bildeten sich Ortsvereine, und viele Mitglieder aus Süddeutschland, aber auch aus Norddeutschland und dem Ausland schlossen sich an. Auch bekannte Künstler wie Sebastian Osterrieder, Philipp Schumacher, Otto Zehentbauer, Wilhelm Lessig und später Josef Hien, Ludwig Vogele, Sebastian Pfeffer, Herbert und Tobias Haseidl sowie Norbert Tuffek prägten die Verbandsgeschichte mit.

Unter dem NS-Regime litt der Verband zunächst unter Schikanen und wurde dann verboten. Zahlreiche Krippen wurden vor allem bei den Bombenangriffen auf große Städte zerstört. Die Amerikanische Militärregierung genehmigte anfangs Juni 1946 die Weiterführung des Gesamtverbands. Vor allem von den 1960er- bis in die 1980er-Jahre musste sich der Verband mit den Krisen und Veränderungen der Krippenkultur auseinandersetzen, bedingt durch kirchliche Liturgiereformen und den allgemeinen Werte- und Strukturwandel.

In den vergangenen drei Jahrzehnten entwickelte sich eine beachtliche Renaissance der Krippen. Der Verband weitete auch die überregionalen und internationalen Verbindungen aus, organisierte unter anderem drei Weltkrippenkongresse – 1961 in München, 1979 in Nürnberg und 2008 in Augsburg – und ist verflochten mit Krippenbauschulen und Krippenmuseen. Die vielfältigen Verbandsaktivitäten spiegeln sich besonders in der Zeitschrift „Der Bayerische Krippenfreund“ wider, die seit 1917 besteht, nicht nur über Weihnachtskrippen berichtet und analysiert, sondern unter anderem auch über Passions- und Jahreskrippen, Christkindl, Heilige Gräber und Klosterarbeiten. Alle Hefte sind seit kurzem digitalisiert und können auch mit einem Suchprogramm ausgewertet werden.

44 Ortsvereine

Als Vorsitzende, seit längerem Präsidenten genannt, fungierten Pfarrer Alois Burger (1917-1924) in Hochwang, Prälat Dr. Michael Hartig (1924-1948) in München, Pfarrer Johann Freitag (1948-1968) aus Franken, Prälat Erich Lidl (1968-1996) aus Schwaben und Geistlicher Thomas Frauenlob (1998-2008) aus Oberbayern. Seit 2008 ist Pfarrer Martin Martlreiter aus dem niederbayerischen Dingolfing Präsident. Dem Verband gehören derzeit 44 Ortsvereine und die Arbeitsgemeinschaft Sudetendeutscher Krippenfreunde und damit insgesamt fast 5000 Mitglieder an. Ziel ist die „Pflege, Förderung und Weiterverbreitung der Krippe auf religiöser, künstlerischer und volkskundlicher Grundlage“. Als „zwei unverzichtbare, tragende Säulen“ gelten starke Ortsvereine sowie eine aktive und handlungsfähige Verbandsvorstandschaft.

2010 gab der Verband das Buch „Geschichte der Krippe in Bayern“ (P. Riolini / G. Scharrer) heraus. Im Jubiläumsjahr erscheint erneut in hoher Auflage zur Förderung und Weiterentwicklung des Krippengedankens das beachtenswerte Buch „Jahres­krippen“ (G. Scharrer / M. Martlreiter / W. Hammer).

Zur Feier des 100-jährigen Jubiläums kommt auch Bischof Rudolf Voderholzer, selbst ein großer Liebhaber der Jahrenskrippen, am Samstag, 25. November, nach Ichenhausen. Um 10 Uhr zelebriert er dort den Festgottesdienst. Auf dem weiteren Programm stehen um 11.30 Uhr ein Festakt, um 14 Uhr die Mitgliederversammlung und um 18 Uhr der Festabend.

Kontakt:
Präsident: Martin Martlreiter, Pfarrplatz 10, 84130 Dingolfing, Tel.: 0 87 31/24 13, E-Mail: dingolfing_pfarrer@kirche-bayern.de;
Geschäftsführung: Alexandra Ellenrieder, Feldchenstr. 59 b, 63743 Aschaffenburg, Tel.: 0 60 21/4 38 85 54, E-Mail: geschaeftsfuehrung@krippenfreunde-bayern.de,
Internet: www.krippenfreunde-bayern.de.