Bischof Rudolf Voderholzer eröffnet die Wolfgangswoche in der Basilika St. Emmeram

„Wie Bräutigam und Braut“

REGENSBURG (pdr/sm) – Am vergangenen Sonntag hat Bischof Rudolf Voderholzer in der Regensburger Basilika St. Emmeram zusammen mit Domdekan Johann Neumüller, Stadtpfarrer Roman Gerl und den mitfeiernden Gläubigen die Wolfgangswoche eröffnet. Dazu wurde der Schrein des Bistumsheiligen aus der Wolfgangskrypta erhoben und von Diakonen in das Kirchenschiff getragen.

„Nur die Frau kann den Mann zum Vater, nur der Mann die Frau zur Mutter machen“, beschrieb der Bischof in seiner Predigt, wie Mann und Frau aufeinander verwiesen sind. In der Schöpfung spiele die Polarität von Mann und Frau, ihre Gegensätzlichkeit und Verwiesenheit aufeinander, eine fundamentale Rolle. 

Beziehung zu Gott

In dieses Gegenüber, so der Bischof weiter, zeichne sich gerade auch noch einmal der Fortgang der Heilsgeschichte ein. „Das Alte Testament durchzieht wie ein roter Faden die Glaubensüberzeugung, dass sich das Miteinander Gottes zu seinem Volk verhält wie die Beziehung von Braut und Bräutigam. ,Wie der Bräutigam sich freut über die Braut, so freut sich dein Gott über dich‘ (Jes 62,5), darf der Prophet Jesaja dem Volk Israel ausrichten.“

Dieses Gegenüber werde vertieft in der Beziehung Christi zur Kirche. Christus lasse mehrfach im Evangelium erkennen, dass in ihm der Anspruch Gottes des Vaters erfüllt und er der Bräutigam des neuen Bundesvolkes sei.

„Diese realsymbolische Vergegenwärtigung der Beziehung von Christus zu seiner Kirche in der Ehe zwischen einem getauften Mann und einer getauften Frau ist bekanntlich auch der Grund, weswegen die Kirche die Ehe als eines der sieben Sakramente betrachtet; also als eines der von Gott geschenkten Zeichen seiner Gegenwart und Nähe. Und weil das kirchliche Dienstamt in der Nachfolge der Apostel zuallererst in der Vergegenwärtigung dieses Voraus Christi seiner Kirche gegenüber besteht, hält sich die Katholische Kirche ebensowenig wie die Orthodoxe Kirche für berechtigt, von der Praxis Jesu abzuweichen, nur Männer für diese Aufgabe für geeignet zu halten“, sagte der Bischof.

Bedeutung der Frauen

Dabei habe die Zuordnung des geistlichen Dienstamtes „mit seiner seinsmäßigen Aufgabe der Christusrepräsentation von allem Anfang an die Bedeutung von Frauen in der Kirche nicht geschmälert“.

„Neben Maria, der Mutter Jesu, der in der Kirche von den Uranfängen her höchste Verehrung zuteilwurde, gab es im Umfeld Jesu etliche Frauen, die ihm folgten, die ihn unterstützten und die vor allem am Karfreitag viel mutiger und treuer zu ihm standen als die Männer“, hob Bischof Rudolf hervor.

Jesus habe sich über viele gesellschaftliche Schranken hinweggesetzt und einen ganz unbefangenen Umgang mit Frauen gepflegt. Das sei ihm nicht nur einmal zum Vorwurf gemacht worden. Umso mehr müsse es aber doch zu denken geben, so der Bischof weiter, „dass er – das bezeugen alle Evangelien, und ich verstehe nicht, wie man das bezweifeln kann – ausschließlich Männer als Apostel berufen hat. Sie sollten ihn in besonderer Weise vergegenwärtigen: Wer euch hört, hört mich. Wer euch aufnimmt, nimmt mich auf und den, der mich gesandt hat“.

Sakramentale Struktur

Dies habe seinen Grund in der sakramentalen Struktur der Kirche. Beim geistlichen Dienstamt gehe es nicht zuerst um eine Funktion, die beliebig ersetzbar wäre, sondern um die Darstellung einer Seinswirklichkeit. Die Kirche sei nicht eine Gewerkschaft, nicht eine Partei und auch nicht ein Staatswesen, das im Letzten nur eine irdische Wirklichkeit sei, eigene Zwecke und Ziele verfolge und von gewählten Repräsentantinnen und Repräsentanten vertreten werde.

Bischof Voderholzer verwies auf die verschiedenen Dienste und Ämter in der einen Kirche und wie sich Frauen von Anfang an in dieser Kirche mit all ihren Gaben und Fähigkeiten eingebracht haben. Er erinnerte an die Bedeutung der Frauenorden als Orte der Bildung und Innovation, oder an Frauen wie die Regensburgerin Maria Theresia Gerhardinger, die gemeinsam mit dem späteren Bischof Wittmann Großes geleistet habe.

All diese Beispiele zeigten, wie sich Frauen seit Beginn der Kirche mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten eingebracht hätten. Auch heute gebe es in der Politik, in der Wissenschaft, im Bildungsbereich, im sozialcaritativen und vielen anderen Bereichen eine Fülle von Aufgaben, in denen Christen in der Verschiedenheit und im Reichtum der unterschiedlichen Begabungen und Charismen für das Evangelium wirken und wo gerade auch Frauen ihre Begabungen einbringen könnten.

Im Blick auf das geistliche Dienst­amt, das ja beileibe nicht allen Männern, sondern den von Christus berufenen, zukomme, sagte der Bischof, dass es zuallererst um das Zeugnis gehe. Petrus als exemplarischer Jünger bekenne Jesus als den Messias Gottes. Das Einstehen für den Glauben und das Bekennen des Glaubens an den gekreuzigt-auferstandenen Herrn sei erste und wichtigste Aufgabe. Dass dies nicht unbedingt der Selbstverwirklichung diene und einem nicht in erster Linie Beifall und gesellschaftlichen Ruhm einbringe, dafür gebe es tagtäglich Beispiele.

Und der Herr sage es ausdrücklich: „Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst und nehme er sein Kreuz auf sich.“ Deutlicher könne das Besondere und Spezifische des Christseins und der Kirche nicht zum Ausdruck gebracht werden. Sich ganz in den Dienst Christi stellen, und ihn mit seiner ganzen Existenz bezeugen, das sei der Anspruch an die, die zum apostolischen Dienst gerufen sind, sagte der Bischof.

Verweis auf Priesterweihe

Die Wolfgangswoche, die von Bischof Rudolf Graber ins Leben gerufen wurde, mündet in die Feier der Priesterweihe. An diesem Samstag wird Bischof Voderholzer im Dom St. Peter sechs Männer weihen. Ihnen, die sich in dieser Woche auf die Weihe vorbereiten, wünschte der Bischof, dass sie ihren Dienst der Vergegenwärtigung Christi immer tiefer verstehen und ausüben. Das Priesteramt sei keine „Machtposition“, sondern ein „Dienst an der Freude“.

26.06.2019 - Bistum Regensburg , Priester