Bischof Rudolf Voderholzer zelebrierte am 4. Fastensonntag die Heilige Messe im Dom

Zeit für Muße und Gebet

REGENSBURG (pdr/sm) – Am 4. Fastensonntag hat Bischof Rudolf Voderholzer die Heilige Messe im Regensburger Dom St. Peter zelebriert. Aufgrund der Corona-Epidemie konnte das Pontifikalamt nicht öffentlich gefeiert werden. Mit Bischof Voderholzer feierten  lediglich die Mitglieder des Domkapitels. Über einen Livestream im Internet und das regionale Privatfernsehen konnten sich die Gläubigen jedoch geistlich der Feier anschließen. Pfarrer Christian Burkhardt übersetzte während des Gottesdienstes alle Texte simultan in Gebärdensprache.

Der Verzicht auf die leibhaftige Gemeinschaft sei für alle ein großes Opfer, betonte Bischof Voderholzer. Aus zahlreichen Telefongesprächen wisse er, dass es vor allem den Pfarrern „fast das Herz zerreißt“, dass sie sich nicht mit ihren Schwestern und Brüdern aus den Pfarreien zur Sonntagsmesse versammeln dürfen. „Und mir geht es auch nicht anders“, gestand der Bischof. Es müssten aber alle das Opfer des Verzichts auf die öffentliche Versammlung bringen, damit auf diese Weise ein Beitrag geleistet werde zur Verlangsamung der Ausbreitung des sogenannten Corona-Virus, so Bischof Voderholzer in seiner Begrüßung.

Dank für Initiativen der Sorge füreinander

In seiner Predigt blickte Bischof Rudolf auf das Evangelium des Tages: Jesus sah einen Mann, der von Geburt an blind war. Dieser Mann lärmte nicht, machte nicht auf sich aufmerksam. Jesus hätte ihn auch übersehen können. Doch sein Herz ist bei denen, die leiden, die ge­han­di­capt sind. Damit, so Bischof Voderholzer, spreche dieses Evangelium ganz unmittelbar in die gegenwärtige Situation hinein, da die Menschen unter der Corona-Krise stöhnten. Der Blick Jesu wolle auch sensibel machen für die Not um einen ­herum; gerade auch für die Not derer, die nicht laut auf sich aufmerksam machen könnten, so der Bischof weiter. Es gebe nicht nur die unmittelbar vom Corona-Virus Betroffenen, diejenigen, die sich infiziert hätten, oder diejenigen, die sich in aufopferungsvoller Arbeit ärztlich und pflegerisch um sie kümmerten. Auch gebe es die mittelbar besonders betroffenen Menschen – die Blinden, die von sich aus die empfohlene Einhaltung des eineinhalb Meter Abstands nicht ohne Weiteres bestimmen könnten ebenso wie die auf andere Weise behinderten Menschen: alte, kranke Menschen, Menschen, deren Gedächtnis schwindet und die im nächsten Augenblick schon wieder vergessen haben, wenn man ihnen erklärt hat, warum auf einmal niemand zu Besuch kommen dürfe, erklärte Bischof Rudolf Voderholzer. 

„Ich danke von Herzen allen, die beruflich und ehrenamtlich dafür sorgen, dass niemand vergessen wird; dass in diesen schweren Zeiten, wo jeder schon genug damit zu tun hat, sein eigenes Leben auf die Reihe zu bekommen, alle Regeln einzuhalten und sich nicht selbst anzustecken, dass da so viele Initia­tiven aufblühen der Sorge füreinander. Das bewegt mich tief und ich sage einfach ein ,Vergelt’s Gott!‘ dafür“, erwies der Bischof seinen Respekt.

Gottesbeziehung
intensivieren

Mit Blick auf die gegenwärtigen schwierigen Zeiten stellte Bischof Voderholzer die Frage: „Wofür möchte uns diese Prüfung die Augen öffnen? Können wir in dieser so scheinbar sinnlosen Krise, die so viel Leid und wirtschaftliche Not bringt, doch auch einen Sinn sehen? Wie können wir die Zeit, die Muße, die uns jetzt geschenkt ist, nützen?“ Die Situation, in der die Menschen sich derzeit befänden, sei einzigartig. Noch nie habe es das gegeben, dass praktisch weltweit die Kirche daran gehindert werde, öffentlich die Eucharistie zu feiern! Mit Blick auf die biblische Überlieferung erinnerte der Regensburger Oberhirte an das babylonische Exil, in das das Volk Israel im 6. vorchristlichen Jahrhundert geführt wurde: fern der Heimat, fern vom Tempel als dem Ort der Gottesverehrung; eine Zeit tiefer Erschütterung, der Krise, aber auch des Nachdenkens. Im Nachhinein habe Israel, so Bischof Voderholzer, das Exil als eine Zeit der Läuterung verstanden. Im zweiten Buch der Chronik stehe: „Das Land bekam seine Sabbate ersetzt“. „Nützen wir die uns jetzt geschenkte Zeit und Muße für das Gebet und die Intensivierung der Gottesbeziehung. Dafür steht der Sabbat!“, so der Appell des Bischofs.