Für Darmspiegelungen

Regensburger Klinik nutzt künstliche Intelligenz

Das Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg nutzt nach eigenen Angaben weltweit erstmals im Klinikalltag Künstliche Intelligenz (KI) für Darmspiegelungen. Das „künstliche Auge“ entdecke mehr auffällige Schleimhautveränderungen als ausgewiesene Experten der Koloskopie, hieß es in einer am Montag verbreiteten Mitteilung. Die Zuverlässigkeit, mit der das System zum Teil winzige problematische Stellen in der Darmwand erkenne, liege bei über 90 Prozent, erklärte der Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie, Oliver Pech. Das zeigten die bisherigen sechs Einsatzwochen.

Bei einer Darmspiegelung werden gefundene Polypen gleich mit entnommen. Dadurch verringert sich die Wahrscheinlichkeit, dass bösartige Tumore entstehen. Ob die Schleimhautveränderungen tatsächlich Krebsgeschwüre sind, kann erst eine pathologische Untersuchung des Materials nach der Entfernung klären.

„Die KI sieht einfach mehr“, sagte Pech. Dieses „zusätzliche Auge“ werde niemals müde und erkenne Dinge, die auch geübte Mediziner übersehen könnten. Bei ihnen liege die Rate nicht erkannter Auffälligkeiten immer noch bei bis zu 20 Prozent. Für die Patienten ändere der Einsatz des KI-Systems nichts, weder am Ablauf der Untersuchung noch an den eingesetzten Instrumenten.

Der Chefarzt, der den Angaben zufolge seit mehr als 15 Jahren mit internationalen Zentren in Forschungsprojekten zusammenarbeitet, glaubt, dass bald andere Häuser nachziehen werden. Auch sei es nur eine Frage der Zeit, bis auch bei anderen Untersuchungen, etwa Magenspiegelungen, mit KI gearbeitet werde. Die ärztliche Fähigkeit, mit den Daten verantwortungsbewusst umzugehen, werde KI aber nicht erreichen.

Das Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg ist mit 979 Betten das größte katholische Krankenhaus Deutschlands.

KNA

21.01.2020 - Bayern , Medizin , Wissenschaft