Aufarbeitung der Kolonialzeit

Belgischer König bedauert Gräueltaten im Kongo

Zum ersten Mal hat der belgische König Philippe dem kongolesischen Volk Bedauern für die Gräueltaten vor und während der Kolonialzeit ausgedrückt. "Ich möchte mein tiefstes Bedauern über diese Wunden der Vergangenheit zum Ausdruck bringen, deren Schmerz heute durch die in unseren Gesellschaften noch immer bestehende Diskriminierung wiederbelebt wird", schreibt Philippe in einem Brief zum 60. Jahrestag der Unabhängigkeit des Kongos an dessen Präsident Felix Tshisekedi.

"Unsere Geschichte besteht aus gemeinsamen Errungenschaften, aber sie hat auch schmerzhafte Episoden erlebt. Zur Zeit des unabhängigen Staates Kongo wurden Gewalttaten und Grausamkeiten begangen, die noch immer auf unserem kollektiven Gedächtnis lasten", heißt es in dem Brief. Auch die anschließende Kolonialzeit habe "Leid" und "Erniedrigung" verursacht.

Mehrere Politiker hatten zuvor bereits eine Entschuldigung des Königshauses gefordert. In Belgien kann der König nur offizielle Aussagen machen, die von der Regierung gedeckt sind. Den Inhalt des Briefes hatte er mit der Regierung zuvor abgestimmt.

Der Mord an George Floyd in den USA hat in Belgien eine Debatte zum Umgang mit der schwarzen Bevölkerung sowie der kolonialen Vergangenheit angestoßen. Einige Experten kritisieren, dass sich das Land nicht ausreichend mit seiner kolonialen Vergangenheit auseinandergesetzt hat. Nun soll es eine interdisziplinäre Kommission geben, die die Kolonialzeit aufarbeitet.

Die Demokratische Republik Kongo war zwischen 1908 und 1960 offiziell Kolonie Belgiens. Zuvor war das riesige Land seit 1884 als "unabhängiger" Kongo-Freistaat im Privateigentum des belgischen Königs Leopold II., der das Land und seine Menschen zum Zwecke der Rohstoffgewinnung, insbesondere Kautschuk, brutal ausbeuten ließ. Dabei geschahen schwerste Menschenrechtsverletzungen gegen die schwarze Bevölkerung.

KNA

01.07.2020 - Afrika , Historisches , Politik