Krippenfiguren gestohlen

Aktion für Flüchtlinge löst Streit mit Pfarrei aus

Eine bundesweite Solidaritätsaktion für Flüchtlinge rund um entwendete Krippenfiguren könnte rechtliche Folgen haben. Die katholische Gemeinde Sankt Pankratius in Köln hat Anzeige wegen Diebstahls erstattet, bestätigte Pfarrer Wolfgang Fey. „Auf das Elend Geflüchteter in Lagern aufmerksam zu machen, ist ganz wichtig“, erklärte Fey. „Nur hier ist es völlig verdreht.“ Die Anzeige zog die Pfarrei mittlerweile zurück, wie Kirchenvorstandsmitglied Christoph Bouillon der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte.

Aktivisten hatten in zwei Kirchen der Gemeinde - wie in etwa einem Dutzend weiterer Gotteshäuser in Deutschland - unter dem Motto „Ausgegrenzt - Dreikönige vor den Toren Europas“ zwei der Heiligen Drei Könige aus der Krippe entwendet. „Es ging uns darum, das Thema Lagerunterbringung und die Situation Geflüchteter an den EU-Außengrenzen wieder ins Gedächtnis zu rufen“, erklärte Aktionssprecher Thorsten Meinholdt. Die Idee der Aktivisten: Zwei der drei Könige schaffen es nicht zum Jesuskind, weil sie sinnbildlich in Flüchtlings- und Abschiebelagern feststecken.

„Die Leute haben das nicht verstanden“, kritisierte Pfarrer Fey. Vor allem am Sonntag sei die Empörung unter den Gottesdienstbesuchern groß gewesen. Auch während der Woche kämen viele Menschen in die Kirche, um sich die Krippe anzusehen, etwa Großeltern mit ihren Enkeln. Gerade in Köln schlage so eine Aktion eine Wunde, sagte Fey. Außerdem tun dem Pfarrer die Helfer in seiner Gemeinde leid, die schon Wochen vor Weihnachten überlegt hätten, wie sie die Krippe gestalten wollten.

Aktionssprecher Meinholdt betonte, die Figuren würden zeitnah zurückgebracht. „Die werden so gelagert, dass sie unversehrt in die Kirchen zurückkommen“, versicherte er. Insgesamt habe es viele positive Reaktionen gegeben. Sankt Pankratius sei seines Wissens die einzige Pfarrei, die sich an die Polizei gewandt habe. „Das finden wir ein bisschen bedauerlich, weil wir die Gemeinden informiert haben“, sagte Meinholdt.

Die Aktivisten hatten Informationszettel in den Krippen hinterlassen, was Pfarrer Fey bestätigte. Die Gemeindemitglieder hätten die Aktion dennoch nicht nachvollziehen können, zumal sich seine Pfarrei stark für Flüchtlinge engagiere. „Ich will den Aktivisten nichts Böses“, betonte Fey. „Aber ein bisschen Denken gehört auch zum Handwerk.“

Am 6. Januar feierte die Kirche das Fest der Heiligen Drei Könige. An diesem Tag werden in vielen Kirchen entsprechende Figuren in die Krippen gestellt.

KNA