Vor 20 Jahren wurde die Katholische Schwangerenberatung eingerichtet

Freude am Wunder Kind

AUGSBURG – Fragen rund um die Pränataldiagnostik, schwangere Frauen mit Fluchthintergrund, Auswirkungen der Corona-Pandemie – die Mitarbeiterinnen der Katholischen Schwangerschaftsberatung (KSB) stehen seit deren Gründung im Jahr 2001 vor immer neuen
Herausforderungen. Wie werden sie gemeistert? Die Katholische SonntagsZeitung  fragte die stellvertretende Vorsitzende des Sozialdienstes katholischer Frauen (Skf) Augsburg, Monika Rombach. Sie ist schwerpunktmäßig für die Schwangerenberatung zuständig.

Frau Rombach, vor 20 Jahren wurden die Katholischen Beratungsstellen für Schwangerschaftsfragen unter dem Dach des SkF im Bistum Augsburg eingerichtet. Weshalb wurde der SkF für diese Aufgabe gewählt?

Der SkF ist ein Frauenfachverband der Caritas. Wir setzen uns seit fast 110 Jahren für die Belange von Mädchen und Frauen in allen möglichen Not- und Konfliktsituationen ein. Insofern lag es nahe, dass der SkF Augsburg vor 20 Jahren von Bischof Viktor Josef Dammertz mit der KSB beauftragt wurde. Zumal unser Verband schon seit den 1970er-Jahren Schwangere und Mütter in ähnlicher Form beraten hat. Mit Kompetenz und Menschennähe sind wir an 15 Orten im Bistum, darunter vier Hauptstellen, tätig. Unser Auftrag ist es, anwaltschaftlich für das Leben in all seinen Phasen und insbesondere für den Schutz des ungeborenen Kindes einzutreten. Unsere Beraterinnen stehen an der Seite der Frauen, um ihnen Perspektiven in ihrer oft schwierigen Situation aufzuzeigen. Nur dann können sie die für sie richtige Entscheidung treffen.

 

Wie hat sich die Schwangerenberatung seither entwickelt?

Wir haben seit 2001 über 62 000 Ratsuchende bei einem Schwangerschaftskonflikt,  während der Schwangerschaft und über die Geburt hinaus bis zum dritten Lebensjahr des Kindes begleitet. Selbst wenn sich die Frau für einen Abbruch entschieden hat, stehen wir an ihrer Seite. Die KSB unterstützt mit psychosozialer Beratung, hilft bei komplexen sozialrechtlichen Fragen  wie Mutterschutz, Elternzeit, Elterngeld, Sorgerecht, Hartz IV, Vaterschaft oder Unterhalt und vermittelt auch ganz konkret finanzielle Hilfen.  Die Schwangerschaftsberatung ist ein Spiegelbild aktueller Herausforderungen, die die Lebenssituation von Frauen, Paaren und Familien prägen. Gesellschaftlicher Wandel und medizinischer Fortschritt mit den Möglichkeiten moderner Reproduktionsmedizin haben einen großen Einfluss. 

Mit welchen Herausforderungen sind Sie angescichts der Pränataldiagnostik (PND) konfrontiert? 

Die PND, die immer mehr zunimmt, gibt Auskunft über die Gesundheit eines Kindes. Sie kann aber auch stark belasten und die Frauen vor schwierige Entscheidungen stellen. Die angebotene Psychosoziale Beratung vor, während oder nach einer PND zielt darauf ab, die schwangere Frau oder das Paar zu stärken und bei einer verantwortlichen Entscheidungsfindung zu unterstützen.  Auch seelische Probleme bei einem unerfüllten Kinderwunsch und den damit einhergehenden reproduktionsmedizinischen Behandlungen nehmen zu. Mit unserer Psychosozialen Beratung können wir hier individuell auf Fragen und Probleme eingehen sowie Perspektiven aufzeigen. Um frischgebackenen Eltern Sicherheit  zu geben und sie in ihrer Kompetenz zu stärken, bieten wir frühe Hilfen in Form von entwicklungspsychologischer Beratung, Schreibaby-Beratung und Elternkursen an. Seit 2015 suchen zudem sehr viele Menschen mit Fluchthintergrund unsere Beratung auf. Von Anfang an waren wir für diese Frauen und Familien mit großem Engagement da. Nur dank zusätzlicher Mittel der Diözese gelang es uns besondere Herausforderungen wie Sprachbarrieren und den Umgang mit traumatischen Erfahrungen zu bewältigen. 

Coronabedingt sind viele Türen geschlossen. Schwangere in Not benötigen aber schnelle und unbürokratische Hilfe. Wie sind die Beratungsstellen des SkF zu erreichen?

Im aktuellen Coronajahr ist die KSB mit der neuen Onlineberatung trotz Kontaktbeschränkungen nahe an den Menschen mit ihren Sorgen und Nöten geblieben. Ratsuchende können nämlich über einen Postleitzahlenfilter direkt bei der jeweiligen Beratungsstelle ankommen. Die Beratung kann aber im Verlauf auch in eine Präsenzberatung oder eine Telefon- oder Videoberatung wechseln. Dabei ist es auch möglich, über das Portal datensicher Dokumente auszutauschen. Die Pandemie hat diese Entwicklung beschleunigt und wir sind sehr froh, trotz schwieriger Umstände über verschiedene Möglichkeiten erreichbar zu sein.

Welche Probleme haben Schwangere und junge Familien speziell in Zeiten von Corona?

Unsere Beraterinnen erleben Familien in existenziellen Nöten aufgrund von Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit oder Insolvenz. Die vielen Monate ohne Kindergarten und Schule, insbesondere bei sehr beengten Wohnverhältnissen und den hohen Anforderungen des
Homeschoolings an Eltern, bedeuten massive zusätzliche Belastungsfaktoren. Es tauchen aber auch viele sozialrechtliche Fragestellungen auf, zum Beispiel welche Auswirkungen die verminderten Einkünfte auf die Berechnung des Mutterschaftsgeldes oder des Elterngeldes haben. Schwangere sorgen sich verstärkt um ihre Gesundheit und die ihres Kindes. Sie haben Angst vor der Geburt unter Corona-Bedingungen und sind traurig, dass der Vater oder die Geschwisterkinder nicht von Anfang an nahe sein dürfen. 

Haben Sie einen Wunsch zum 20. „Geburtstag“ der SkF-Schwangerenberatung?

Ja! Egal, welche Herausforderung eine Schwangerschaft auch mit sich bringt, es sollte immer die Freude an dem „Wunder“-Kind überwiegen.Wenn das gelingt, haben unsere Beraterinnen ihre Arbeit gut gemacht. Darüber freuen wir uns.

Interview: Barbara Lang

Info: Der online-Kontakt zum Skf ist über www.beratung.caritas.de möglich.

30.01.2021 - Bistum Augsburg , Familie , Frauen , Kinder