Haus Martha besteht seit 25 Jahren

Bleibe für junge Mütter

ICHENHAUSEN – Eine Heimat auf Zeit, ein Ort, um zur Ruhe, zur Besinnung zu kommen, begleitet und gestärkt zu werden in einer Zeit des persönlichen Umbruchs und innerer Konflikte – das ist das Haus Martha in Ichenhausen (Kreis Günzburg). 

Vor 25 Jahren erwarb der Förderkreis „Ja zum Leben“ das Haus in der Altstadt und baute es zu einem Hort für Frauen aus, die allein nicht weiterkommen – schwanger oder mit Kleinkind, ohne festen oder verlässlichen Partner. Der Förderkreis „Ja zum Leben“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen Frauen beizustehen, ihnen mit einem Appartement die notwendige Sicherheit zu geben, um sich für das Leben, für das Kind zu entscheiden. 

117 Frauen haben das Angebot seit Bestehen des Hauses angenommen, haben mit 136 Babys und Kleinkindern im Haus Martha gewohnt. „Die Frauen, die zu uns kommen, brauchen nicht nur eine Wohnmöglichkeit. Sie brauchen auch unsere moralische und soziale Unterstützung“, erklärt Hildegard Regensburger, die Vorsitzende des Förderkreises. „Das verlangt unseren Ehrenamtlichen allerhand ab. Wir begleiten die Frauen zu Ämtern, helfen ihnen, Arbeit zu finden, sich zu qualifizieren und ein Selbstbewusstsein zu entwickeln, das ihnen in den meisten Fällen fehlt.“ 

Derzeit stehen zwei Wohnungen leer, obwohl mehrere Anfragen vorliegen. Die Auslastung der vergangenen Jahre lag zwischen 80 und 95 Prozent. Aber es wird nicht nur vermietet, damit die Unkosten für das Haus gedeckt sind. „Wir haben eine strenge Hausordnung. Darin ist auch festgelegt, dass sich nach 22 Uhr keine Besucher mehr im Haus befinden dürfen. Das gefällt manchen Interessentinnen nicht“, erklärt Hildegard Regensburger. „Aber wir haben die Regeln mit Bedacht aufgestellt. Wenn in einer Partnerbeziehung alles in Ordnung wäre, würde eine schwangere Frau nicht bei uns anklopfen. Wir sind keine Wohnungsvermittlung zum Niedrigpreis. Die Frauen, die zu uns kommen, sollen Abstand gewinnen, Ruhe haben, um zu einer unabhängigen Entscheidung zu kommen, die auch bedeuten kann, ein Leben als alleinerziehende Mutter zu führen, wenn das für sie besser ist. Außerdem teilen sich zwei Appartements ein Bad. Da muss nach 22 Uhr Diskretion herrschen.“ 

Kontakte bleiben

Die Erfolge geben den Gründern recht. Die große Mehrzahl der ehemaligen Bewohnerinnen hält den Kontakt zur Einrichtung aufrecht. Frauen, die in der näheren Umgebung Wohnung und Arbeit gefunden haben, arbeiten teilweise ehrenamtlich mit oder kommen zu den Festen des Vereins. Andere schicken Grußbotschaften aus der Ferne.

Das Hilfsangebot des Förderkreises war nur dank großzügiger Spenden möglich. Insbesondere die Übernahme von Mietausfällen durch Martha Ott gab dem Verein die Sicherheit, das Haus ohne großes finanzielles Risiko betreiben zu können. Mit der Namensgebung „Martha“ bedankte sich der Verein bei seiner Unterstützerin.

Gertrud Adlassnig

14.11.2019 - Bistum Augsburg , Familie , Frauen , Kinder