Corona in Spanien

Abwechselnd beten und nähen

Spanien macht weltweit Negativschlagzeilen durch die Corona-Pandemie: mit einer der höchsten Zahlen an Todesopfern, überlasteten Krankenhäusern, einer harten Ausgangssperre und Denunziationen (wir berichteten). Doch es gibt auch Lichtblicke – so wie die handfeste Solidarität, die vielerorts Ordensschwestern hinter Klostermauern praktizieren. 

Fleißig wie die Bienen sind mittlerweile zahlreiche Schwestern, die helfen, dem Materialmangel im maroden spanischen Gesundheits- und Sozialwesen entgegenzuwirken. Sie greifen zu Nadeln, Fäden, Stoffen und nähen mit der Hand oder auch der Maschine, was das Zeug hält: Atemschutzmasken, Kittel, Hosenüberzüge. Vor allem an Mundschutz mangelt es an allen Ecken und Enden. 

Die fertigen Produkte gehen teils an Gesundheitszentren und Krankenhäuser, wo die Fernsehnachrichten schon Bilder unglaublicher Provisorien gezeigt haben: Personal mit Schnorchelmasken oder zurechtgeschnittenen Plastikstücken. Atemschutzmasken werden auch dringend von anderen Helfern benötigt – von festangestellten Kräften in Seniorenheimen bis hin zu Freiwilligen bei den Essensausgaben für Obdachlose.

Kittel und Masken

Im ganzen Land sind Initiativen von Klostergemeinschaften erwachsen. Speziell in Spaniens größter Region, Kastilien und León, finden sich viele Beispiele. In Medinaceli in der Provinz Soria fertigen Klarissinnen Kittel und Masken für das örtliche Gesundheitszentrum. Dagegen beliefern die Klarissinnen der Provinzhauptstadt Soria die Sanitätskräfte des staatlichen Sicherheitspersonals. Weltliche Helfer kümmern sich um die Verteilung des Materials, damit die Schwestern ihre Arbeit fortsetzen können. 

In der Unesco-Welterbestadt Segovia legen Dominikanerinnen bei der Fertigung von Masken Hand an. Im Ort Cigales in der Provinz Valladolid bieten die Klarissinnen all ihre Kräfte auf, um Schutzkittel für das Gesundheitspersonal zu nähen. Und in Ciudad Rodrigo, unweit der Grenze zu Portugal gelegen, haben sich die Karmelitinnen an einem eiligen Hilfeaufruf beteiligt, Schutzmasken zu produzieren. 

Die Lieferung aus einer Textilfab-rik kam wie gerufen, sagt Priorin María Electa. „Wir hatten schon überlegt, wie wir helfen können, aber kein Material.“ Innerhalb von fünf Tagen produzierten die Schwestern stolze 2000 Schutzmasken, die über die Diözese verteilt wurden, darunter an Seniorenheime.

Feuereifer und Geduld

Mit Feuereifer, Geschick und Geduld machen sich auch die Salesianerinnen in der baskischen Hauptstadt Vitoria ans Werk. In ihrem Kloster der Heimsuchung der heiligen Maria haben sie mit großer Anstrengung über 900 Schutzmasken geschafft, „teils mit der Maschine, teils per Hand“, erzählt Oberin Patricia auf Anfrage unserer Zeitung. 

Die Anfänge waren alles andere als einfach. Obgleich sechs der 22 Ordensfrauen gute Kenntnisse in der Schneiderei hatten und leicht andere Schwestern anlernen können, fehlte es an Wissen zum geeigneten Material und an konkreten Instruktionen: Wie und aus was genau fertigt man eine Schutzmaske samt Gummizug? 

Kontakte zu Klarissinnen in Badajoz und Augustinerinnen in Sevilla machten es möglich, dass die dortigen Schwestern Videos als Anleitungen schickten, „mit allen Schritten der Herstellung“, sagt die 44-jährige Oberin. Mit den fertigen Masken seien bislang mehrere Seniorenheime versorgt worden, aber auch die lokale Lourdes-Vereinigung, die Schwerstkranke betreut, und befreundete Schwestern, die Hausbesuche bei Hilfsbedürftigen machen. 

Die Resultate beflügeln die Salesianerinnen. Die Produktion der Masken schreitet fort. Intensiviert worden sind zudem die Gebete im Kloster. An manchen Tagen teilen sich die Schwestern schichtweise ein, um rund um die Uhr in der Kapelle zu beten. „Damit uns der Herr von der Pandemie befreit“, bekräftigt die herzliche Oberin, die aus Kenia stammt.

Süße Nächstenliebe

Auf eine andere Idee der Unterstützung kamen die Klarissinnen des Klosters San Antonio aus Vitoria. Sie versüßten dem Personal des Krankenhauses Txagorritxu das Leben, indem sie stolze 160 Pfund an selbstgemachtem Gebäck anliefern ließen. Die Leckereien bestanden aus Plätzchen, Kringeln, Muffins, Mandel- und Nougattafeln. Auch das gehört zur Solidarität und Nächstenliebe.

Andreas Drouve

24.04.2020 - Ausland , Corona , Kirchen