Afrika-Besuch vorläufig abgesagt

„Diese Reise ist mir sehr wichtig“

Der geplante Besuch von Papst Franziskus in der Demokratischen Republik Kongo und im Südsudan hatte in den beiden vom Krieg gezeichneten Ländern hohe Erwartungen geweckt. Gemessen daran wiegt die vatikanische Entscheidung zur Verschiebung der Visite schwer. Päpstliche Reise­absagen gab es in der jüngeren Geschichte immer wieder einmal. 

1994 verzichtete Johannes Paul II. (1978 bis 2005) aufgrund der anhaltend bedrohlichen Situation in Sarajevo auf eine wichtige Reise nach Bosnien und Herzegowina. Paul VI. (1963 bis 1978) konnte 1966 aufgrund des Widerstands des kommunistischen Regimes nicht nach Polen reisen. Bei Franziskus ist es nun sein Gesundheitszustand, der die vorläufige Absage der Reise nötig machte. 

Und noch mehr: Auch die diesjährige Fronleichnamsfeier für die Gläubigen in Rom entfiel. Normalerweise feiert der Papst am Sonntag nach Fronleichnam in der Stadt oder im römischen Umland eine Messe. Doch wegen seiner hartnäckigen Knie-Beschwerden und angesichts der besonderen liturgischen Erfordernisse des Festes, zu dem gewöhnlich eine Prozession gehört, sagte der Vatikan die Feier ab. 

Seit Monaten plagen Franziskus Knieschmerzen. Öffentliche Termine nimmt er fast nur im Rollstuhl sitzend wahr, beim Gehen braucht er oft Hilfe. Der Vatikan teilte mit, der Papst leide an „Gonalgie“, wie das schmerzende Knie in der Sprache der Mediziner heißt. Aus ärztlicher Sicht sollte der Patient Ruhe einhalten und das Knie schonen.

Franziskus scheint sich – jedenfalls weitgehend – daran halten zu wollen. Vatikansprecher Matteo Bruni hatte überraschend erklärt: „Auf Anraten der Ärzte, und um die Resultate der noch laufenden Kniebehandlungen nicht zunichte zu machen“, sehe sich der Heilige Vater gezwungen, die für den 2. bis 7. Juli geplante Apostolische Reise in die beiden afrikanischen Länder zu verschieben. Franziskus selbst sprach beim sonntäglichen Angelusgebet von seinem „großem Bedauern“ über die Absage. „Diese Reise ist mir sehr wichtig. Ich bitte euch um Verzeihung“, rief er an die enttäuschten Gastländer gerichtet.

Vor Jahren verschoben

Wäre der verhinderte Reisende nicht der Papst, könnte man denken, der geplante Besuch stehe unter keinem guten Stern. Sicherheits­risiken, politisches Chaos, die Corona-Pandemie – schon seit Jahren gab es für den Pontifex immer wieder Gründe, den Flug in die beiden zentralafrikanischen Länder zu verschieben.

Comboni-Missionar Luis Tony Okot aus dem Südsudan sagt, die Papstreise nach Afrika beinhalte „verschiedene wichtige Elemente“. „Zunächst geht es um ein altes Versprechen des Papstes, den Südsudan besuchen zu wollen. Die Südsudanesen warten mit Spannung auf diesen Besuch aus Rom.“ Es seien viele Menschen damit beschäftigt gewesen, diese Reise mitzuorganisieren. Das Land sei „ein junger Staat“, erinnert Okot, und es wäre das erste Mal, „dass wir eine solche Großveranstaltung durchführen“. Die Enttäuschung sei jetzt dementsprechend groß.

Ein "Moment der Hoffnung" 

Einen „Moment der Hoffnung und des Aufatmens“ nennt der kongolesische Kardinal Fridolin Ambongo Besungu, was der Papstbesuch den Menschen in seinem Land bedeutet hätte. Dies habe sich nun leider in Luft aufgelöst. Die überraschende Verschiebung habe ihn sehr getroffen. Zugleich richtete der Erzbischof von Kinshasa seine Genesungswünsche an Franziskus und fügte hinzu: „Wir warten auf Sie im Kongo.“

Ihr aufrichtiges Bedauern darüber, dass die Reise vorerst ausfallen muss, drückten in persönlichen Erklärungen auch Franziskus’ ökumenische Begleiter aus: das Oberhaupt der Anglikanischen Kirche, der Erzbischof von Canterbury Justin Welby, sowie der Vorsitzende der General­versammlung der presbyterianischen Kirche von Schottland, Iain Greenshields. Im Rahmen einer „ökumenischen Friedenspilgerschaft“ wollten die Kirchenführer zu dritt den Südsudan bereisen. 

Welby sagte, er bete für den „lieben Bruder Papst Franziskus. Ich teile sein Bedauern über die Verschiebung unseres Besuchs im Südsudan“. Und er bete weiterhin für die Menschen im Südsudan, ihre Herausforderungen und ihre Hoffnung auf Frieden und freue sich darauf, „diesen historischen Besuch zu einem späteren Zeitpunkt zu machen“.

Kinshasa in St. Peter

Franziskus selbst zeigt sich trotz der Absage weiter guter Dinge. Mit Kongolesen will er nun, wohl als kleine Entschädigung, am ursprünglich festgelegten Reisetermin im Petersdom einen Gottesdienst feiern. Das kündigte der Papst bei einer Audienz für Afrika-Missionare an, die er im Vatikan empfing. „Wir werden Kinshasa nach St. Peter bringen und dort mit allen Kongolesen Roms, von denen es viele gibt, feiern!“, freute er sich. 

„In meinem Alter ist es in der Tat nicht mehr so einfach, auf eine Mission zu gehen“, erklärte er seine Entscheidung zur Absage. Aber die Gebete und das Beispiel der Afrika-­Missionare machten ihm Mut. Er sei deshalb zuversichtlich, dass er diese Völker, die er in seinem Herzen trage, zu einem späteren Zeitpunkt besuchen könne, sagte Franziskus seinen Gästen. Mario Galgano

21.06.2022 - Afrika , Papst , Reise