Maßnahmen im Vatikan

Auch der Papst trägt Mundschutz

Das Coronavirus treibt im kleinsten Staat der Welt sein Unwesen. Derzeit ist vor allem die Schweizergarde von der Pandemie betroffen. Nach den Tests, die in der vorigen Woche durchgeführt wurden, waren mindestens elf Gardisten mit dem Virus infiziert.

Die elf Männer – in der 113 Mann starken Garde ist das bereits ein Anteil von rund 10 Prozent – sind in Quarantäne und wohnen in der Kaserne isoliert. Die übrigen Gardisten müssen sowohl im Dienst als auch in ihrer Freizeit einen Mund-Nasen-Schutz tragen sowie regelmäßig die Hände waschen. 

Natürlich sorgen sie weiterhin für die persönliche Sicherheit des Papstes. Der 83-jährige Heilige Vater gehört im Vatikan – im Fall einer möglichen Infektion mit dem Virus – zu den besonders gefährdeten Personen. Chirurg Fabrizio Soccorsi, der Leibarzt von Franziskus, misst diesem nicht nur regelmäßig die Körpertemperatur. Er trägt auch dafür Sorge, dass all jene gesund sind, die mit dem Papst eng zusammen­arbeiten.

Das Nachrichtenportal „Vatican News“ hatte Anfang des Monats berichtet, die Gardisten seien wegen Corona zur „Vorsicht im Umgang mit dem Papst“ aufgefordert. In der Kaserne werden nun die einzelnen Zimmer – etliche Gardisten wohnen zu zweit in einer Wohngemeinschaft – strenger als bisher abgeschottet. Mund und Nase müssen auch im Freien bedeckt werden. 

Infizierter hielt Wache vor Papstwohnung

Einer der infizierten Soldaten soll Wachdienst vor der Wohnung von Papst Franziskus in Santa Marta absolviert haben. Diese Information wurde von Wachtmeister Urs Breitenmoser, dem Sprecher der Garde, nicht dementiert. „Wir tun weiterhin alles Mögliche, um niemanden zu gefährden. Die Ermittlungen sind im Gange. Die Wachen waren an verschiedenen Orten, um ihre Aufgaben zu erfüllen. Aber ich kann keine weiteren Informationen geben. Wir halten uns an die Protokolle des Vatikans“, sagt er.

Inzwischen wurde noch ein weiterer Bürger des Vatikans positiv auf Covid-19 getestet: Der bekannte Monsignore ist nun in Quarantäne, isoliert in seiner Wohnung, leidet aber, heißt es, nicht unter größeren gesundheitlichen Komplikationen. Er habe nur mit einer lästigen Erkältung und etwas Fieber zu kämpfen.

Ansteckungswelle flößt Respekt ein

In den vergangenen Wochen hat das vatikanische Governatorat, die Verwaltung des Kleinstaats, eine Mitteilung an alle Abteilungen verbreitet, in der dazu aufgefordert wird, beim Betreten des Territoriums stets die Maske zu tragen, soziale Distanz zu wahren, die Hände regelmäßig zu desinfizieren und die Grippe­impfung in Anspruch zu nehmen, die derzeit angeboten wird. Die Welle der Ansteckung hat sichtlich Respekt eingeflößt. 

Papst Franziskus, der jene Priester kritisierte, die sich gegen den Gebrauch von Mund-Nasen-Bedeckungen sträuben, hat bereits seine eigene Gewohnheiten geändert. Er selbst trägt beim Verlassen seines Appartements im Gästehaus Santa Marta einen weißen Mundschutz. Ebenso auf dem Weg zum Apostolischen Palast und beim Eintreffen von Staatsgästen, Nuntien und Botschaftern.

Im persönlichen Gespräch und bei den Generalaudienzen sowie Mittagsgebeten verzichtet er auf eine Maske. Anders als noch im September tritt er nicht mehr an die Pilgergruppen heran, die an der Generalaudienz im Vatikan teilnehmen.

Papst: "Wir sind so vorsichtig wie nötig"

Vorige Woche äußerte  der Papst bei diesem Anlass sein Bedauern über die neuen Regeln. „Es tut mir leid, dass ich nicht zu euch kommen und euch persönlich begrüßen kann. Ich würde gerne hinuntergehen und näher zu euch kommen, wie ich es normalerweise tue.“ Nun aber sei es „besser, Abstand zu halten“, sagte er. „Ich grüße auch die Kranken von hier aus. Wir halten Abstand und sind so vorsichtig wie nötig. Mit der Maske, mit Abstand, können wir alle vieles erreichen“, erklärte der Papst.

Wie es mit den Generalaudienzen weitergeht, hängt von den italienischen Behörden ab. Solange in Rom keine allgemeine Ausgangssperre gilt, sollen die Treffen mit dem Papst weiterhin stattfinden. Unsicher sind jedoch die Planungen für die Weihnachtsfeierlichkeiten im Vatikan. Da in Italien die Zahlen der Infektionen mittlerweile wieder auf dem Niveau des Frühjahrs sind, ist es kaum vorstellbar, dass große Zahlen von Pilgern und Gläubigen den Petersplatz oder den Petersdom betreten dürfen.

Kleine Diözesen leiden

Im Vatikan ist man jedoch nicht nur über die Entwicklung innerhalb der eigenen Mauern besorgt: Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie auf die Kirche belasten vor allem die kleinen Diözesen in den Missionsländern. Pfarreien in Afrika, Asien und Lateinamerika mussten aufgrund von Schließungen oder Einschränkungen der Gottesdienste finanzielle Einbußen hinnehmen. 

„Das größte Problem, mit dem sich viele Kirchen in den Missionsgebieten konfrontiert sehen, war bisher der Mangel an Feierlichkeiten und die daraus resultierende mangelnde Opfersammlung“, sagte Monsignore Giampietro Dal Toso, der Präsident der Päpstlichen Missionswerke, bei der Vorstellung der Kampagne zum Weltmissionssonntag. Deshalb wolle der Papst, dass man nicht nur auf die Corona-Probleme im Vatikan achte, sondern dass sich alle auf der Ebene der Weltkirche für die Überwindung der Krise einsetzen mögen.

Mario Galgano

20.10.2020 - Corona , Papst , Vatikan