Barbara Stöckl wird 60

„Gott ist die Quelle, aus der ich schöpfen kann“

Die österreichische TV- und Radiomoderatorin Barbara Stöckl ist eines der bekanntesten Mediengesichter der Alpenrepublik. Im ZDF hat sie fünf Jahre lang das Jugendmagazin „Doppelpunkt“ moderiert. An diesem Sonntag wird Stöckl 60 Jahre alt. Im Exklusiv-Interview spricht sie über Gott, Werte und Glauben, die Bibel und ihren Wunsch an eine vielleicht bessere Welt.

Frau Stöckl, wie würden Sie sich mit einigen Worten selbst charakterisieren?

Da fallen mir drei Eigenschaften ein: zielstrebig, empfindsam, sozial.

Sind Sie ein gläubiger Mensch? 

Ich würde mich als gläubig bezeichnen.

Wer oder was ist für Sie Gott?

Gott ist das Licht, ist die Quelle, aus der ich schöpfen kann.

Steckt in Ihrem Berufsbild der Journalistin auch so etwas wie Berufung?

Berufung klingt mir fast zu hochtrabend. Ich sehe einen großen Anteil an Handwerk daran. Darüber hinaus gibt es eine große Neugier und unbändige Lust, gute, wertvolle Geschichten zu erzählen.

Ist die Heilige Schrift für Sie ein altes Buch mit überholten Geschichten oder kann man heute noch etwas Verlässliches über Gott erfahren?

Man kann in der Heiligen Schrift sehr viel über Gott und die Welt erfahren, darüber, wie das Leben gelingen kann. Das Gute daran: Wann immer du sie aufschlägst, wird da ein Satz stehen, der gerade wichtig für dich ist!  

Wie stehen Sie zur so genannten Theodizee-Frage, wonach Gott das Leid in der Welt zulässt?

Es wäre vermessen, nach einer Erklärung zu suchen. Ich habe sie auch nicht.

Im Österreichischen Rundfunk haben Sie seit 2013 eine eigene Talkshow, die nach Ihnen benannt ist. Warum sollten die Menschen mehr miteinander reden?

Miteinander zu sprechen ist die Grundlage für ein gutes Leben miteinander. Das Wichtigste dabei ist das respektvolle Zuhören.

Was wäre Ihr Wunsch an eine vielleicht bessere und mitunter solidarischere Welt?

Glück ist viel politischer, als wir oft meinen. Dem Sprichwort, dass jeder seines Glückes Schmied ist, kann ich nicht viel abgewinnen. Es sind Chancen und Glücksmomente, und die gilt es möglichst fair und gerecht zu verteilen.

Sie haben mit dem Wiener Kardinal Christoph Schönborn ein Interview-Buch über Gott geschrieben. Wer hatte die Idee dazu?

Eigentlich hatte Verleger Hannes Steiner die Idee dazu. Wir haben dann viele Gespräche geführt, die ich in sehr guter Erinnerung habe, weil sie auch für mich sehr bereichernd waren.

Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten, wenn Gott uns mit dem Aspekt der Vergebung bereichert?

Ich entschuldige alle Fehler.

Für welche Werte steht Barbara Stöckl?

Verlässlichkeit, Verbindlichkeit, Vertrauen.

Ist der Fall, von Gott angenommen zu werden, nicht nur eine Ein­bildung oder gar eine subjektive Konstruktion?

Das mag schon sein, aber das Bild, dass du niemals tiefer fallen kannst als in Gottes Hand, hat mir schon oft in meinem Leben geholfen.

Wie können Sie einen Menschen, der mutlos und erschöpft wirkt, mit Ihrem Charisma zu mehr Lebensfreude verhelfen?

Da gibt es keine Rezepte. Das kann man immer wieder nur in der jeweiligen Situation herausfinden. Manchmal hilft reden, manchmal zuhören, manchmal einfach da sein und manchmal auch nur das Wissen, dass jemand da ist.

Bleibt Ihr Lebensmotto …

Wer keinen Mut hat zu träumen, hat keine Kraft zu kämpfen.

Interview: Andreas Raffeiner

Information

Barbara Stöckls Interview-Buch mit Kardinal Christoph Schönborn („Wer braucht Gott?“) ist antiquarisch noch zu erhalten.

28.03.2023 - Glaube , Jubiläum , Österreich