Tag des Bieres am 23. April

Der Gerstensaft der Geistlichen

Klöster gehören zu den Keimzellen der Braukunst. Viele Braustätten beziehen sich auf diese Tradition und nutzen den Titel „Klosterbrauerei“. Echte Klosterbrauereien und Braubetriebe in kirchlicher Trägerschaft sind indes selten geworden. Die Säkularisation im 19. Jahrhundert ließ ihre Anzahl schrumpfen. Vor allem in Bayern gibt es sie heute noch.

„Bischofshof“ – den Titel des Bistumsoberhaupts führt die seit 1649 bestehende Brauerei in Regensburg. Laut Überlieferung soll in Domnähe, wo heute das Hotel Bischofshof steht, bereits 1230 eine bischöfliche Brauerei bestanden haben. Die heutige Brauerei ist im Besitz der Diözese. Zweck der Stiftung war ursprünglich die Stärkung des Priesternachwuchses. Heute fördert die Brauerei vor allem Kultur, Sport und soziale Projekte. 

„Das Bier, das uns zu Freunden macht“ ist der Leitspruch, der sich auch auf den Bierdeckeln durch die Jahre zieht. Mitunter bieten die Papp-untersetzer der Brauerei auch Anweisungen, wie man sein Bier korrekt einschenkt. Oder es blicken die Oberpfälzer Bierköniginnen freundlich vom „Filzl“ – wie der Bayer die Bierdeckel nennt. 13 Biere umfasst das Sortiment der Brauerei.

Älteste Klosterbrauerei

Zu ihr gehört seit 1973 auch die Klosterbrauerei Weltenburg, gegründet 1050 – die älteste Klosterbrauerei der Welt. Bis heute wirken die Benediktiner hier. „Das Kloster Weltenburg, ein Prunkstück bayerischer Kulturgeschichte“, heißt es auf einem älteren Bierdeckel. „Die wildromantische Landschaft, der sagenumwobene Donaudurchbruch und die im Stil des bayerischen Hochbarocks erbaute Klosteranlage sind seit Jahrhunderten die Heimat unseres weithin geschätzten Weltenburger Klosterbieres.“ 

Eine Luftaufnahme der Klosteranlage mit der sich durch die Landschaft schlängelnden Donau zeigt ein neueres Filzl. Wegen seiner Lage direkt am Fluss ist der Komplex stark hochwassergefährdet. Neben dem berühmten Asam-Bock hat die Klosterbrauerei mehr als ein Dutzend weiterer Biere im Angebot. Bischofshof und Weltenburger gibt es in 25 Ländern.

Die älteste Brauerei in Regensburg ist die Spitalbrauerei. Sie verfügt über eine seit 1226 währende Tradition als Stiftungsbrauerei. Gegründet wurde sie durch Bischof Konrad III. (1186 bis 1204). Hintergrund der Stiftung war die Versorgung der armen Bürger Regensburgs. Bekannt ist heute der Biergarten am Ufer der Donau, der einen herrlichen Blick auf den Fluss, die Steinerne Brücke und den Dom erlaubt. 

„Wir brauen nicht für den großen Absatz, sondern für den individuellen Genuss“, ist die Philosophie der Brauerei. Seit einigen Jahren gehört eine Manufaktur zur Brauerei, in der besondere Bierspezialitäten gebraut werden. Blicke auf die Regensburger Wahrzeichen sind ein immer wiederkehrendes Motiv auf den Bierdeckeln.

Was früher in Klöstern weit verbreitet war, ist heute selten: Nonnen, die Bier brauen. In Mallersdorf, im Mutterhaus ihres Ordens, tun dies die Schwestern des Ordens der Armen Franziskanerinnen von der Heiligen Familie. Die Brauerei errichteten Benediktiner vor mehr als 400 Jahren. 1618 erhielt das Kloster das Recht, Bier zu verkaufen. 

Schwester Doris braut

1803, infolge der Säkularisation, gelangten Kloster und Brauerei in Privatbesitz. 1869 erwarben die Mallerdorfer Schwestern das Kloster und errichteten 1881 die Brauerei neu. Seit 1933 arbeiten Schwestern als Braumeisterinnen. Heute braut hier Schwester Doris fünf verschiedene Biere.

Im Erzbistum München und Freising, früher Heimat vieler kirchlicher Braustätten, zeigt die Klosterbrauerei Scheyern, dass Traditionen neu belebt werden können. Einige Zeit wurde der Gerstensaft bei auswärtigen Brauereien hergestellt. Nun sind die Benediktiner-Patres wieder selbst aktiv. „Seit 1119 brauen wir in der dritt-ältesten Brauerei Deutschlands unsere traditionsreichen Biere“, heißt es auf einem Bierdeckel. Auf einem anderen ist zu lesen: „Nunc est bibendum – Lasst uns trinken!“ 14 Biere produzieren die Klosterbrüder – vier davon ganzjährig.

Benediktiner sind auch im Kloster Ettal fürs Bierbrauen verantwortlich – seit 1609. „Wir Benediktiner des Klosters Ettal brauen in unserer handwerklich geführten Klosterbrauerei mit großer Sorgfalt und reicher Erfahrung aus erlesenen Rohstoffen und mit reinem Bergwasser nach dem bayerischen Reinheits-gebot“, ist auf einem Deckel zu lesen. Seit einigen Jahren kooperieren die Patres über die Benediktiner Weißbräu GmbH teilweise mit der Bitburger Braugruppe. 

Als Inbegriff klösterlichen Bieres gilt Andechs – der „heilige Berg“ im Bistum Augsburg. Auch hier sind es Benediktiner, die wesentlich in Sachen Bierbrauen mitreden. „Wir Benediktinermönche vom Kloster Andechs brauen Bier seit dem Jahre 1455. Auch heute verwenden wir nur bayerische Sommerbraugerste und Hallertauer Aromahopfen als wesentliche hochwertige Rohstoffe“, heißt es auf einem Bierdeckel. Weltbekannt ist Andechs für seine dunklen Biere. Acht Sorten laden zum Genießen ein, allen voran der Doppelbock Dunkel.

Urig-würziges Klosterbier

Die zweite noch existente Klosterbrauerei im Bistum Augsburg ist das bis 1623 zurückreichende Klosterbräuhaus Ursberg. An ihm sind die Franziskanerinnen der St. Josefskongregation beteiligt. Vier Biersorten werden ganzjährig gebraut, weitere saisonal – gemäß dem Motto „urig-würziges Klosterbier“. Bis heute wird hier nach alten Rezepten traditionell mit Wasser aus dem eigenen Brunnen und Malz aus der eigenen Mälzerei gearbeitet.

Eng mit den Franziskanern sind die Klosterbrauereien im Bistum Würzburg verbunden. Das bedeutendste Klosterbier im Bistum stammt vom Kloster Kreuzberg. Hier wird seit 1731 Bier gebraut – Dunkles und Pils ganzjährig, Hefeweizen von Mai bis Oktober und ein dunkler Bock von November bis Januar. Die drei Kreuze des Wallfahrtsorts sowie der Spruch „Glauben und genießen“ verweisen auf den Filzln auf den kirchlichen Hintergrund der Brauerei.

„Mit allen Sinnen“

Von Unterfranken geht es nach Rheinland-Pfalz ins Marienstatter Brauhaus. Es gehört zur dortigen Zisterzienserabtei. Die Brautradition reicht zwar bis ins Jahr 1362 zurück, die jetzige Brauerei besteht aber erst seit 2004. Knapp 100 Jahre nach Schließung der Vorgängerbraustätte stiegen die Zisterzienser wieder ins Braugeschäft ein. Sie produzieren ein Helles und ein Dunkles sowie mehrere Saisonbiere. „Mit allen Sinnen genießen“ lautet das Motto.

Meist brauen heute die Klosterangehörigen nicht mehr selbst, sondern überlassen die Brauarbeit weltlichen Mitarbeitern. Nach wie vor halten die Mönche und Nonnen oder kirchlichen Einrichtungen aber die Zügel in Händen: Sie bestimmen bei den Arbeitsabläufen der Brauereien mit und sichern so eine alte Tradition.

Markus Bauer

17.04.2020 - Bier , Deutschland , Kirchen