„Wächter der Hoffnung“

Die Papstbotschaft aus dem All

Eine Botschaft der Hoffnung von Papst Franziskus für die gesamte Menschheit: Seine Worte  beim Segen auf dem Petersplatz während des Corona-Lockdowns 2020 gehen mit einer Rakete auf die Reise in die Weiten des Weltraums, verpackt in ein Nanobuch an Bord eines Kleinsatelliten. Buch und Flugkörper haben noch vor dem Start den päpstlichen Segen erhalten.

Die Idee zur vatikanischen Weltraummission „Spei Satelles“ (Wächter der Hoffnung) hatte Monsignore Lucio Ruiz, der Sekretär des Dikasteriums für die Kommunikation. Er wandte sich damit an die italienische Raumfahrtbehörde. Zusammen mit dem Polytechnikum Turin, dem Institut für Photonik und Nanotechnologie des italienischen Wissenschaftsrats CNR, wurde das Projekt umgesetzt.

Der Startschuss für den Weg ins All fällt am 10. Juni auf der Vandenberg Luftwaffenbasis in Kalifornien. Dann wird ein vom Polytechnikum gebauter und von der italienischen Raumfahrtagentur betriebener sogenannter CubeSat von einer Falcon-­9-Rakete auf seine Umlaufbahn gebracht. Die teilweise wiederverwendbare zweistufige Trägerrakete wurde von dem Raumfahrtunternehmen SpaceX entwickelt.

Man kann neu beginnen

Der kleine Satellit soll die Botschaft der Hoffnung und des Friedens aussenden, die der Papst am 27. März 2020, auf dem Höhepunkt der Pandemie, auf dem menschenleeren Petersplatz vortrug. „Diese Worte und Gesten sind zu einer Ikone der Hoffnung geworden, zu einem Keim der Hoffnung, mit dem man neu beginnen kann“, sagt Ruiz gegenüber dieser Zeitung.

Ein Jahr nach dem Ereignis verlegte der Vatikan ein Buch dazu. In sieben Sprachen wurde es insgesamt 150 000-mal gedruckt. Der deutsche Titel lautet: „Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?“

Das aus etwa neun Quadratmetern Papier bestehende Buch wurde für den Weltraum auf eine Größe von wenigen Quadratmillimetern reduziert. Die Siliziumplatte in Form eines Mikrochips hat die Maße 2x2x0,2 Millimeter: Das entspricht in etwa einer Bleistiftspitze. Auch die Bilder, Reden und Lesungen der Andacht sind darauf festgehalten, die Franziskus an jenem Abend im März 2020 zelebrierte. 

Nun fand das Nanobuch Platz in dem Satelliten, der mit zwei Bordcomputern und einem Funksender ausgestattet ist. Der CubeSat hat etwa die Größe eines Schuhkartons. Seine Instrumente sind vom Boden aus steuerbar. Franziskus segnete vor Kurzem den Satelliten und das Buch während einer Generalaudienz. 

Für Amateure empfangbar

Auf seiner Umlaufbahn in einer Höhe von fast 500 Kilometern über der Erdoberfläche wird der Flugkörper innerhalb von eineinhalb Stunden einmal die Erde umrunden. „Während seines Aufenthalts in der heliosynchronen Umlaufbahn wird Spei Satelles ein Funksignal aussenden, das mit Amateurins­trumenten wahrgenommen werden kann“, erklärt Ruiz. Wer mithören will, muss mit seinem Funkgerät die Frequenz 437,5 Megahertz einstellen. Die Botschaften sind auf Italienisch, Englisch und Spanisch verfasst. 

Nanobücher sind miniaturisierte Kunstwerke, die aus polierten Siliziumsubstraten, einer Art „Objektträger“ aus dunkelgrauem kristallinem Material, hergestellt werden. In diese Substrate wurden Löcher im Nanometerbereich „eingraviert“, das heißt kleiner als ein Tausendstel der Dicke eines menschlichen Haares. 

„Da es nicht möglich war, einen konventionellen Miniaturdruck in einer so kleinen Größe herzustellen, wurde ein Code verwendet“, sagt der Monsignore. „Auf diese Weise wurde der redaktionelle Inhalt des Papierbuchs digitalisiert und in eine Folge von 0 und 1 umgewandelt, einen Binärcode, der in der Informatik verwendet wird.“ 

Der Satellit wird eine Zeit lang die Erde umrunden und dann irgendwann durch deren Anziehungskraft in die Atmosphäre eintreten und dort verglühen. Experten rechnen mit maximal zehn Jahren Lebensdauer des Flugkörpers. 

Mario Galgano/KNA

07.06.2023 - Botschaft , Papst , Weltall