Der Glaube schenkt den Menschen ein erfülltes Leben, sagt Stephan Delan. Seit 2015 amtiert der katholische Geistliche als Pfarrer von Ralbitz westlich von Bautzen. Zu seiner Gemeinde gehört Rosenthal – für Deutschlands slawische Minderheit, die Sorben, ein zentraler Wallfahrtsort. An diesem Wochenende wird es an dem beschaulichen Ort der Einkehr laut: Rosenthal feiert das „Gigfestival“.
Um 1350 wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt. Als Wallfahrtsort ist Rosenthal seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts bekannt. Eine Legende besagt: Um das Jahr 800 sahen Soldaten bei Bautzen eine schöne Frau. Der sorbische Edelmann Lucian verfolgte sie zu Pferd. Bei einer Linde verschwand die Erscheinung. In diesem Baum soll Lucian eine kleine Marienfigur aus Holz gefunden haben. Ein heller Lichtschein habe sie umgeben.
"Unsere liebe Frau zur Linde"
Die älteste historisch nachweisbare Nachricht von einer Kapelle zur Verehrung Marias in Rosenthal nennt 1516 eine „Capella Beatae Mariae Virginis“. 1537 entstand neben der Kapelle ein erstes massives Kirchlein. Die heutige dreischiffige Wallfahrtskirche entstand 1778 im italienischen Rundbogenstil. Sie trägt den Namen „Unsere liebe Frau zur Linde“.
Gnadenbild im letzten Moment gerettet
1945 brannte das Gotteshaus bis auf die Grundmauern nieder. Im letzten Augenblick konnte das Gnadenbild gerettet werden. Es ist heute in den hölzernen Hochaltar der wiedererrichteten und 1947 geweihten Kirche eingefügt. Das etwa 30 Zentimeter hohe Standbild aus Lindenholz, das die Muttergottes mit Jesuskind und Birne zeigt, entstand um 1480. Ein Original aus Lucians Zeit, so es denn je existiert hat, blieb nicht erhalten.