Weltweit nutzen immer mehr Reporter die Möglichkeiten des Internets und lokaler Radiosender, um Menschenrechtsverletzungen öffentlich zu machen. In Guatemala geht es indigenen Gemeindereporterinnen oft darum, den Angehörigen ihrer Völker und besonders den Frauen eine Stimme zu geben. Dabei werden sie von kirchlichen Gruppen unterstützt.
Kameramänner in Jacken mit den Logos kleiner Produktionsfirmen filmen einen Protestzug in Guatemala-Stadt. Eine Fotografin stellt sich auf eine Parkbank, um die Demonstration besser ablichten zu können. Indigene Reporterinnen nutzen ihre Smartphones, um Fotos zu machen und Interviews aufzunehmen. In der Menge tauchen mal hier, mal da der braune Hut und die farbenfrohe Tracht der Gemeindereporterin Angela Cuc auf.
Frauenrechte respektieren
Die junge Frau recherchiert für eine Reportage über die Lebenswirklichkeit von Maya-Frauen in Guatemala. „In einem Land wie diesem ist es sehr schwierig, sicherzustellen, dass die Rechte einer Frau respektiert werden“, sagt sie und wischt Schweißtropfen von ihrer Brille. „Uns steht ein Staat gegenüber, der vom ‚Machismo‘ geprägt ist: Seine Strukturen sind frauenfeindlich und patriarchal. Wer versucht, in den großen Medien Berichte über die ausgegrenzten Teile der Bevölkerung unterzubringen, hat es schwer.“
Angela Cuc stammt aus dem Mayavolk der Kaqchikel. Sie schreibt für verschiedene alternative Publikationen in Guatemala und arbeitet als Korrespondentin für ein indigenes Radioprogramm in der Hauptstadt Quito. Im hinteren Teil des Protestzugs trifft sie auf einige Mitglieder der interreligiösen Vereinigung „Centinelas“. Die Frauen und Männer tragen ein Banner, auf dem geschrieben steht: „Das Gesicht der Kriminalisierung ist weiblich, aber die Tapferkeit auch.“
Die Pressesprecherin der Vereinigung, Mayra Rodriguez, sagt: „Die Kriminalisierung nimmt zu und immer häufiger sind mutige Frauen betroffen. Sie kämpfen gegen ein System, das von korrupten Machenschaften und persönlichen Interessen manipuliert wird. Wir verlangen Gerechtigkeit für alle Frauen, die verfolgt werden, weil sie ihre Rechte einfordern. Die ständige Bedrohung erzeugt ein Klima des Terrors.“
Gegen Zensur und Korruption
In einer Weltrangliste der Pressefreiheit der Organisation „Reporter ohne Grenzen“ für das vergangene Jahr steht Guatemala im unteren Drittel. Die Vereinigung „Centinelas“ bemüht sich seit Jahren, Gläubige verschiedener Religionen im Engagement gegen Zensur und Korruption zusammenzuführen. Vor allem katholische und evangelikale Christen machen mit, aber auch Juden, Muslime, Buddhisten und Angehörige der Mayareligion.
Gemeinsam fordern sie ein Ende der Gewalt und mehr Transparenz in Wirtschaft und Politik, erklärt Mayra Rodriguez: „Wir haben den Anspruch, dass Personen, die an einen Gott glauben, bereit sein sollten, sich für eine gerechte Sache einzusetzen. In Guatemala leidet die Hälfte der Kinder an chronischer Unterernährung. Das muss sich ändern. Frauen, die verfolgt werden, weil sie über Korruption schreiben und für Verbesserungen kämpfen, sind für uns ein Vorbild der Würde.“
Mayra Rodriguez ist Politikwissenschaftlerin und forscht zu Wechselwirkungen zwischen Politik und Religion. Als katholische Aktivistin bemüht sie sich, in verschiedenen Glaubensgemeinschaften politisches Engagement zu mobilisieren. Ihrer Meinung nach kann die Berichterstattung indigener Journalistinnen einen wichtigen Beitrag dazu leisten.
Wohl der Gemeinschaft
„Die Kirchen sollten die Arbeit der Lokalreporterinnen nutzen, um die Gesellschaft für die Situation der indigenen Gemeinden zu sensibilisieren“, sagt sie. „Als Christinnen sind wir bemüht, unser Handeln mit dem Anspruch des Evangeliums in Einklang zu bringen. Es geht darum, das Wohl der Gemeinschaft zu fördern und für Gerechtigkeit einzutreten. Jesus hat uns dazu aufgerufen, unsere Nächsten zu beschützen. Wir bemühen uns um Aufmerksamkeit für diejenigen Kameradinnen, die verfolgt werden.“