In der Adventszeit geht nichts über einen Glühwein (siehe Nr. 49). Aber auch Tee und heiße Schokolade sind in der kalten Jahreszeit beliebt – ganz zu schweigen von der Deutschen liebstem Heißgetränk: dem ganzjährig getrunkenen Kaffee. Ein Blick in die Geschichte der Köstlichkeiten.
Tee, Kakao, Kaffee – die am französischen Hof lebende Liselotte von der Pfalz (1652 bis 1722) konnte sie alle drei nicht leiden und blieb zeitlebens bei ihrer morgendlichen Biersuppe: „Ich kann weder thé noch chocolat noch caffé drincken; all das frembt Zeug ist mir zuwider: den chocolat findt ich zu süß, caffé kompt mir vor wie Ruß und das thé wie eine halbe Medicin.“
Damit gehörte die in Heidelberg geborene Schwägerin Ludwigs XIV. allerdings einer Minderheit an, denn bei der Mehrheit fanden die drei seinerzeit neuen exotischen Getränke begeisterte Aufnahme. In Hofkreisen und Salons beherrschten sie zunehmend den Geschmack und veränderten allenthalben in Europa die Trinkkultur.
Siegeszug durch Europa
So verschieden die drei Heißgetränke Kaffee, Tee und Trinkschokolade auch sind, sie präsentieren sich doch in einer einheitlichen Tradition. Gemeinsam ist ihnen die exotische Herkunft und ihr unaufhaltsamer Siegeszug durch Europa vor rund vier Jahrhunderten. Jedes der drei Getränke kam aus einem anderen Erdteil, wo sie bereits Jahrhunderte zuvor bekannt gewesen waren: Kaffee aus dem arabischen Raum, Tee aus China und Japan und Schokolade aus Zentralamerika.
Alle drei waren hinsichtlich ihrer Schädlichkeit oder ihres Nutzens umstritten, wobei Hauptangriffsziel fast immer der Kaffee war. Alle drei waren zunächst nur für teures Geld in Apotheken zu kaufen. Lange Zeit galten sie als ausgesprochene Luxusgetränke der Reichen und Mächtigen in Europa. Mittlerweile sind sie jedoch in allen Schichten und bei beiden Geschlechtern auf ganz unspektakuläre Weise zum alltäglichen Genuss geworden.
„Caffee, trink nicht so viel Caffee…“, mahnte 1811 der am Zittauer Lehrerseminar angestellte Musiklehrer Carl Gottlieb Hering (1766 bis 1853) in seinem Kaffee-Kanon („C-a-f-f-e-e“) angesichts der Exzesse beim Genuss des aromatischen Heißgetränks. Doch vergeblich: Seit der frühen Neuzeit ließ sich der Siegeszug dieses von Hering als „Türkentrank“ titulierten anregenden Getränks nicht mehr aufhalten.
Erstmals entdeckt wurde Kaffee – so jedenfalls erzählt es eine arabischen Sage – von einem Schäfer in der Provinz Kaffa in Abessinien, dem heutigen Äthiopien. Dessen Schafherde sprang nach dem Verzehr kleiner roter Früchte derart munter umher, dass er schließlich selbst von der wachmachenden „Droge“ des wildwachsenden Kaffeestrauchs probierte.
Die historische Wahrheit ist wie so oft etwas verzwickter. Vermutlich breitete sich die Kaffeebereitung zwischen dem elften und 15. Jahrhundert tatsächlich von den äthiopischen Hochebenen über den Jemen und von dort über Mekka in der gesamten islamischen Welt aus. Alte arabische Schriften berichten, dass man bereits 1511 über die Nützlichkeit und Schädlichkeit des Kaffeekonsums stritt, wobei es weniger um gesundheitliche Bedenken ging, als vielmehr darum, dass so mancher Herrscher im allzu häufigen geselligen Kaffeetrinken seiner Untertanen eine Gefahr sah.
Heilmittel für den Magen
1554 gab es in Konstantinopel ein Kaffeehaus. Von dort wurde das türkisch-arabische Wort „kahve/qahwa“ entlehnt und als „Kaffee“ in den Westen übernommen. Die früheste in Mitteleuropa bekannte Nachricht über das Getränk stammt aus einer Reisebeschreibung des Augsburger Arztes Leonhard Rauwolf. 1582 sprach er von der Beliebtheit des Kaffees im arabischen Raum und lobte das „guet Getränk“ als Heilmittel, vor allem für den Magen.
1637 wurde der erste Rohkaffee in Europa eingeführt. Besonders Holland war dem exotischen Produkt zugetan. Der erste öffentliche Kaffeeausschank auf europäischem Boden ist 1645 in Venedig belegt, dem Zentrum des Orienthandels. Andere Handels- und Hafenmetropolen Europas folgten. Erst um 1750 aber wurde der Kaffee in größerem Umfang zum täglichen Getränk der Betuchten ebenso wie der Ärmeren.
Und heute? Vor allem in Deutschland ist und bleibt der Kaffee seit langem ungebrochen das Lieblingsgetränk Nr. 1. Der jährliche Konsum hierzulande ist europaweit und international gesehen mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 166 Litern im Jahr 2019 konstant hoch und liegt sogar vor Mineral- und Heilwasser (142 Liter).