Interview mit Surferin Bethany Hamilton:

„Ich bin Gott für immer dankbar“

Bethany Hamilton verlor beim Surfen vor den Küsten Hawaiis mit 13 Jahren durch einen Haiangriff den linken Arm. Doch die US-Amerikanerin gab niemals auf. Heute zählt die 32-jährige gläubige Christin zu den besten Surferinnen der Welt. Sie hat ihre Erfahrungen des Angriffs unter dem Aspekt des Glaubens in einem Buch verarbeitet. Im Interview berichtet die zweifache Mutter von Gott, dem Glauben, der Hilfe „von oben“, sich öffnenden Türen und vielem mehr.

Frau Hamilton, können Sie sich bitte etwas beschreiben?

Ich bin Ehefrau und Mutter von zwei kleinen Jungs, eine Surferin und eine Überwinderin. Als Jugendliche habe ich beim Surfen vor der Küste Hawaiis, wo ich geboren wurde, aufgewachsen bin und heute noch lebe, bei einem Haiangriff meinen linken Arm verloren. Ich bin eine Frau des Glaubens, die leidenschaftlich, entschlossen und belastbar ist. 

Fast könnte man sagen, dass ich „unaufhaltsam“ bin. Nur einen Monat nach dem Verlust meines Arms bin ich an den Ozean zurückgekehrt. Im Laufe der Zeit wurde ich zu einer der besten Surferinnen der Welt, habe mich mit den Besten gemessen und ein professionelles Surf-Niveau beibehalten. Meine Lebensgeschichte wurde in den Filmen „Soul Surfer“ (2011) und „Bethany Hamilton: Unstoppable“ (2019) gezeigt. 

Wer oder was ist Gott für Sie?

Es gibt viele Glaubensrichtungen in der Welt, aber ich glaube, dass es nur einen wahren Gott gibt. Die Wahrheiten über Jesus und seine Liebe zu uns können im Wort Gottes, der Bibel, gefunden werden. Das Nizänische Glaubensbekenntnis ist ein Text, der vor Hunderten von Jahren geschrieben wurde. Es legt einfach meine Überzeugungen dar, die auf dem beruhen, was uns die Bibel lehrt. Ein Leben im Glauben zu führen, war in meinen schweren Zeiten ein solches Geschenk. Und ich bin Gott für immer dankbar.

Weshalb ist der Glaube eine Herausforderung, der Sie sich immer stellen?

In einem christlichen Elternhaus aufzuwachsen war für mich ein großer Segen. Schon in jungen Jahren wurde ich mit dem, was Jesus Christus für die ganze Menschheit getan hat, vertraut gemacht. Durch seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung sorgt er für die Vergebung unserer Sünden und das ewige Leben. Das gibt mir Hoffnung für die Zukunft.

Wenn harte Zeiten – wie damals durch den Haiangriff – auf mich zukommen und im Leben Herausforderungen auf mich warten, beziehe ich mich auf Gottes Verheißungen, die in seinem Wort, der Bibel, zu finden sind. Ich halte an seinen Wahrheiten fest. Mein Glaube als Christin führt mich in so viele Aspekte meines Lebens. Ich kann jeden Tag beenden, indem ich meine Hoffnung auf Gott und seine vergebende Gnade richte anstatt auf meine Siege oder Misserfolge. Gleichzeitig macht es mir Lust, ihn zu kennen und das beste Leben zu leben, so wie ich es kann.

Schicksalsschläge öffnen Türen. Durch welche traten Sie ein?

Ich war einfach so dankbar, überlebt zu haben. Als ich im Krankenhaus war, überlegte ich mir für eine kleine Weile, andere Dinge rund um das Surfen oder den Sport zu tun. Dabei kam mir Fotografieren oder Snowboarden in den Sinn. 

Ein befreundeter Surfer besuchte mich im Krankenhaus, und das Gespräch mit ihm gab mir die Hoffnung, dass ich einarmig surfen versuchen könnte. Er hatte einige Jahre zuvor sein Bein an einen Hai verloren und nach dem Angriff tatsächlich gelernt, einbeinig zu surfen. Er verstand meine Liebe zum Ozean. So erzählte er mir, dass er an diesem Morgen versucht hatte, mit nur einem Arm zu surfen und aufzutauchen und dass das „durchaus möglich“ sei.

Dieser Hoffnungsfunke war alles, was ich brauchte, um mich auf den Weg zu machen, dem ich schließlich folgte. Es war ein Weg, auf dem ich nicht mit „Ich kann nicht“ auf eine neue Herausforderung reagierte, sondern ich war bereit, es zu versuchen. Es war ein Weg, die Dinge zu verfolgen, die ich liebe, und zu lernen, das Gute in den Dingen zu sehen, welche schwer handzuhaben waren.

Sie haben viele Erfolge gefeiert. Ist es möglich, mit der Hilfe „von oben“ zu gewinnen?

In der Bibel steht „Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, vom Vater der Gestirne, bei dem es keine Veränderung oder Verfinsterung gibt“ (Jak 1,17). Letztlich bezieht sich das auf die Gabe der Erlösung und richtig, unseren letzten „Sieg“ durch ihn.

Finden Sie Kraft im Gebet oder eher in der Meditation?

Ich finde Kraft in den Verheißungen Gottes, die in der Heiligen Schrift geschrieben stehen. Das Gebet und die Meditation über die Heilige Schrift sind also sicherlich ein wichtiger Teil meines täglichen Lebens.

Wie schafft man es, ein zufriedenes und erfülltes Leben zu führen?

Ich glaube, als Christ erkennt man, dass es Herausforderungen und Schmerzen geben wird. Also geht man nicht mit dem Gedanken „Oh, ich will nichts davon haben!“ an das Leben heran. Christen wissen, dass die Welt nicht perfekt ist und dass es harte Zeiten gibt (vgl. Joh 16,33). Deshalb ist es wichtig, mit dem zufrieden zu sein, wie es ist, und darauf zu vertrauen, dass Gott uns letztendlich in seiner Hand hat. Ich konzentriere mich auf die positiven Dinge im Leben, anstatt mich von meinen Gefühlen oder den Schmerzen, die ich erfahren habe, beeinflussen zu lassen. Mein Glaube war definitiv mein Fels in der Brandung.

Dabei war Vergebung ein wichtiger Faktor. Ich denke, dass Vergebung und Dankbarkeit wichtig sind, um Ärger und Bitterkeit loszulassen. Wir sprechen in meinen Unstoppable-Kursen darüber. Für mich ist Vergebung einer der Schlüsselaspekte des Lebens, besonders als Christin, aber auch gerade in unseren täglichen Beziehungen und Erfahrungen. Zu lernen zu vergeben und meine Denkweise auf eine Situation oder eine Person neu auszurichten, hat mir sehr geholfen, ein freudiges und fruchtbares Leben zu führen.

Warum sollte jeder von uns in der Lage sein, sich auf seine individuellen Talente zu konzentrieren und sie zu verfolgen?

Ich glaube, jeder von uns hat einzigartige Talente und Leidenschaften, die Gott uns geschenkt hat, damit wir sie verwirklichen können. Wenn wir bewusst auf diese Dinge hinleben, ist unser Leben mit Freude und Sinn erfüllt. Das kann einen positiven Einfluss auf die Menschen um uns herum ausüben.

Sie sind im Umgang mit Ihrem Schicksal für viele Menschen ein Vorbild geworden …

Wir alle brauchen Hoffnung, um die herausfordernden Situationen, mit denen wir konfrontiert sind, zu überwinden. Mein Leben ist – Gott sei Dank – zu einem Leuchtfeuer der Hoffnung für so viele Menschen auf der ganzen Welt geworden.

Haben Sie selbst Vorbilder?

Ich lasse mich von so vielen Menschen inspirieren. Dazu zählen vor allem jene, die ihr Leben zum Wohle anderer und nicht zu ihrem eigenen Vorteil leben. In erster Linie ist es Jesus Christus, der in unserem Namen Sünde, Tod und alles Böse überwunden hat. Meine Mutter ist auch toll!

Was ist Ihr Beitrag zu einer friedlicheren und solidarischeren Welt?

Mein erster und wichtigster Beitrag ist es, mit gutem Beispiel voranzugehen. So freue ich mich auch sehr darauf, jeden Tag mit dem Privileg aufzuwachen, andere Menschen zu coachen und zu betreuen, um ihre Lebensherausforderungen zu überwinden. Durch meinen Blog und Onlinekurs „The Unstoppable Year“ helfe ich ihnen, ihre von Gott gegebenen Qualitäten zu entdecken und ihre eigene „Unstoppable“-Version zu leben.

Sie haben einmal gesagt, dass die Stärke die neue Schönheit ist. Wie ist das zu verstehen?

Stärke bedeutet für mich, nach dem Guten zu suchen und durch harte Zeiten hindurch zu wachsen. Letztlich verblasst die Schönheit, so dass die wichtigeren Eigenschaften, in die man investieren sollte, die inneren Eigenschaften sind, die der Welt um uns herum Schönheit verleihen.

Interview: Andreas Raffeiner

11.03.2022 - Behinderung , Interview , Sport