Einst lebten mehr als 700 000 Deutsche in Rumänien: Siebenbürger Sachsen oder Banater Schwaben werden die meisten von ihnen traditionell genannt. Fast alle sind evangelisch. Durch die Abwanderung seit Ende des Zweiten Weltkriegs hat ihre Zahl drastisch abgenommen. Diejenigen unter ihnen, die geblieben sind, prägen ihr Land weiter mit – bis an die Staatsspitze.
Dass ein Staat seine Bürger verkauft, dürfte in der Moderne selten passiert sein. Geschehen ist es seit 1969, als sich die Bundesrepublik bereit erklärte, dem kommunistischen Rumänien für jeden seiner ausreisewilligen Siebenbürger Sachsen oder Banater Schwaben rund 10 000 DM zu zahlen. So konnten allein zwischen 1970 und 1973 rund 20 000 Rumäniendeutsche ihre Heimat verlassen.
Zwischen 1950 und 1999 waren es knapp 430 000, die nach Deutschland, Österreich, Kanada und in die USA auswanderten. Ihr weltweiter Zusammenschluss ist die „Föderation der Siebenbürger Sachsen“. Vorsitzender ist der Münchner Rechtsanwalt Bernd Fabritius, der Präsident des Bundes der Vertriebenen. Bis zur Ampelkoalition war der CSU-Politiker Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten.
Deutsches Gymnasium
Fabritius machte sein Abitur im rumänischen Hermannstadt (Sibiu) auf dem deutschsprachigen Samuel-von-Brukenthal-Lyzeum. Mindestens seit 1380 gibt es die Schule, die heute zu einem international anerkannten Abschluss führt. Auch der Siebenbürger Sachse und heutige rumänische Staatspräsident Klaus Johannis, einst Bürgermeister von Hermannstadt, ging auf das Gymnasium. Seit 2014 ist er Staatsoberhaupt. Vor zwei Jahren erhielt er den Aachener Karlspreis.
2007, schon unter Johannis’ Ägide, war Sibiu Kulturhauptstadt Europas. Es ist ein Zentrum der Rumäniendeutschen und neben Bukarest kulturelles und wirtschaftliches Zentrum des Landes. Die ersten Siedler gaben dem Ort den deutschen Namen des Kölner Erzbischofs Hermann. Die meisten Ortsschilder sind zweisprachig. Mit Hilfe von EU-Mitteln wurde restauriert und renoviert. So ist Hermannstadt ein Schmuckstück und Ziel vieler Touristen.
Das Brukenthal-Lyzeum wie auch das Brukenthal-Nationalmuseum – beide benannt nach einem habsburgischen Gouverneur von Siebenbürgen – sind architektonische Anziehungspunkte in der Stadt. Mehr als 90 Prozent der knapp 900 Schüler des Lyzeums sind Rumänen, denn von den einst 20 000 Siebenbürger Sachsen sind nur rund 2000 in der Stadt geblieben.