Vor 675 Jahren, am 2. September 1347, wurde Karl IV. von Luxemburg (1316 bis 1378) böhmischer König. Zuvor war er bereits zum römisch-deutschen König gewählt worden. Ab 1355 war er Kaiser. „Karl war der wichtigste, der größte Mann unserer Geschichte“, sagt die Prager Touristenführerin Hana Fuková. Beim Spaziergang durch die Stadt, die wie keine andere mit Karl verknüpft ist, findet man überall seine Vermächtnisse.
1348 gründete er die nach ihm benannte Karls-Universität und ließ die Prager Neustadt nach von ihm selbst erstellten Plänen errichten. Er ist der Erbauer des Doms und der Karlsbrücke, die die ältere Judit-Brücke ersetzte, nachdem diese von einem Hochwasser zerstört worden war. Er erweiterte die Burg und stiftete mindestens zehn Kirchen in Prag. Für die Weinberge, die er anlegen ließ, sind ihm die Tschechen noch heute dankbar.
„Wir hatten kein Problem mit der EU-Vorgabe, die Weinberge auf Flächen zu begrenzen, die bereits früher für Weinbau genutzt wurden“, erzählt Hana Fuková lächelnd und verweist auf die lange Weinbautradition in Böhmen. Karl hatte einst die Burgunderrebe ins Land gebracht und genaue Regeln für den Anbau festgesetzt. Die Rebe ersetzte minderwertige einheimische Sorten. Noch heute gibt es Weinberge unterhalb der Prager Burg.
Er sprach fünf Sprachen
Auf Veranlassung seines Vater Johann von Luxemburg, der beste Beziehungen zum französischen Hof hatte, wurde Karl ab seinem siebten Lebensjahr in Frankreich erzogen. Am Hof erfuhr er eine ausgezeichnete und für das 14. Jahrhundert ungewöhnlich hohe Bildung. Er sprach fünf Sprachen, neben Deutsch, Tschechisch und Französisch auch Latein und Italienisch.
Dass Karl IV. so viel in Prag investierte, geht wohl darauf zurück, dass er die Heimatstadt seiner Mutter Elisabeth von Böhmen aus dem Geschlecht der Přemysliden, die vier Jahrhunderte über Böhmen geherrscht hatten, zum Herrschaftssitz ausbauen wollte. Die Stadt profitiert bis heute davon. Und bis heute verehren die Prager „ihren“ Kaiser – ungeachtet seiner Vorfahren, die aus nahezu allen Herrscherhäusern Europas stammten.
Höchstpersönlich Pläne erstellt
„Jedes Schulkind ab der zweiten oder dritten Klasse kennt Karl und weiß, wie wichtig er für unsere Stadt war“, versichert die Touristenführerin, die jede Menge Anekdoten zu erzählen weiß. Zum Beispiel, dass die Prager sich nicht immer an die Vorgaben ihres Herrschers hielten. Für die Neustadt, die Karl errichten ließ, soll er höchstpersönlich die Pläne erstellt und gelegentlich auch deren Umsetzung kontrolliert haben.
Trotzdem gibt es hier eine Straße, die eigentlich nicht existieren dürfte. Sie heißt Nekázanica – zu Deutsch „Ungehorsam“. Die Überlieferung berichtet, Karl habe bei einer Kontrolle festgestellt, dass diese Straße von ihm nicht vorgesehen gewesen war. Nun aber existierte nicht nur sie, sondern auch bereits Häuser rechts und links davon. Karl akzeptierte dies offensichtlich.