Kommentar

Kein Gebet für die Integration

Herbst 1939: Die deutsche Wehrmacht marschiert siegreich in Warschau ein. Polen ist besiegt. An der Heimatfront läuten die Kirchenglocken – ein Dank für den Triumph im Osten. Teilweise noch bis ins 20. Jahrhundert segnen christliche Geistliche Waffen, die anschließend dem Feind den Tod bringen sollen. Heute undenkbar! Wirklich?

2019 erfleht man in Deutschland wieder den Segen für die kämpfende Truppe. Nicht in Kirchen – nein! Ditib-Moscheegemeinden beten für einen Sieg der türkischen Invasion in Syrien. „O Allah, führe unsere glorreiche Armee zum Sieg“, zitiert der Kölner Stadt-Anzeiger aus dem Tondokument einer Gemeinde im westfälischen Herne.

Dass Recep Tayyip Erdoğan seine Armee (erneut) in Syrien einmarschieren lässt, kann nicht scharf genug verurteilt werden. In letzter Konsequenz will Erdoğan die Kurden vertreiben und durch syrische Flüchtlinge ersetzen. Die Befreiung von IS-Terroristen, die ihren kurdischen Bewachern nun entkommen, nimmt er zumindest billigend in Kauf.

Dass Moscheegemeinden in Deutschland solch ein völkerrechtswidriges Vorgehen unterstützen, macht erst recht fassungslos. Mitnichten handelt es sich bei Herne um einen Einzelfall, wie Ditib Glauben machen will: Voriges Jahr, als Erdoğans Truppen im syrischen Afrin einrückten, riefen Ditib-Imame schon einmal zum Gebet für den Sieg auf.

Ditib beweist wie kaum ein anderer islamischer Verband das Scheitern der deutschen Integrationspolitik. Der Verein ist zwar in Köln registriert, untersteht aber faktisch der türkischen Religionsbehörde und wird von ihr finanziert. Trotz der Kontakte zur islamistischen Muslimbruderschaft sehen weite Teile der Politik die Organisation immer noch als Partner. Völlig unverständlich!

Mit ihrer nationalistischen Koran-Auslegung erreichen Ditib-Imame Hunderttausende. Die geistige Heimat dieser Menschen  ist nicht Deutschland, sondern die Türkei, ihr Präsident nicht Frank-Walter Steinmeier, sondern Recep Tay­yip Erdoğan. Für die Integration sind solche Gläubigen verloren.

Thorsten Fels

16.10.2019 - Ausland , Islam , Militär