Der Naumburger Dom: Seit diesem Sommer ist er Weltkulturerbe der Unesco. Er glänzt vor allem mit dem Westchor und seinen zwölf Stifterfiguren. Seit eh und je eilen Besucher dorthin, um insbesondere die Figur der eleganten Markgräfin Uta zu bewundern. Erst beim Rundumblick fällt auf, dass zwei der bunten Glasfenster des Doms eingehaust sind. Sie werden gerade restauriert.
„Nach und nach kommen alle fünf Bleiglasfenster an die Reihe“, erklärt Gutachter Ivo Rauch. Sein Büro ist in ganz Europa tätig. Er selbst erstellt Restaurierungskonzepte und beaufsichtigt die Arbeiten. Zunächst wurden aus dem ersten Fenster links neun Felder herausgenommen und von einer Spezialfirma einer Probe-Restauration unterzogen. „Nach diesem Experiment stand für uns fest, wie es gemacht werden soll“, erläutert Rauch.
Aufwändig ist diese Glasrestaurierung allemal – nicht nur finanziell. Jedes der fünf gotischen Westchorfenster ist 11,50 Meter hoch und 2,60 Meter breit. Zusammen ergibt das 267 Glasfelder mit einem Gewicht zwischen fünf und zwölf Kilogramm. Die Unterteilung war im Mittelalter technisch notwendig, ist nun aber ein Vorteil. „Die 1,20 auf einen Meter großen Medaillons lassen sich einzeln herausnehmen. Falls die Glasoberfläche stark beschädigt ist, wird zuvor ein spezielles Schutzwachs aufgetragen, das in rund einer Woche von alleine verdunstet“, erklärt Rauch.
Zuletzt wurden die Fenster von 1959 bis 1961 restauriert. Um sie vor saurem Regen zu schützen, wurde eine zusätzliche, aber unbelüftete Schutzverglasung angebracht, hinter der sich jedoch Kondenswasser bildete. In diesem Klima, das dem eines Gewächshauses nahekommt, korrodierten die Bleiruten, die die einzelnen Glasstücke einfassen. Auch die Farben nahmen Schaden.
„Das werden wir diesmal anders machen“, kündigt Rauch an. „Die fertig restaurierten Glasfenster erhalten zwar erneut eine unsichtbare Schutzverglasung, doch die hat unten und oben Luftschlitze. So entsteht ein Sog, der die Ansammlung von Feuchtigkeit verhindert.“