Ohne Computer geht heute fast nichts mehr. Ob im Alltag oder bei der Arbeit – der Rechner ist nicht wegzudenken. Oft verbirgt er sich auch dort, wo man ihn nicht sofort vermutet: im Fernseher, im Auto, ja selbst in der Armbanduhr. Den Markt beherrschen amerikanische und asiatische Hersteller. Den wenigsten ist bewusst, dass der Erfinder des Computers ein Deutscher war: Konrad Zuse. Vor 110 Jahren, am 22. Juni 1910, wurde er in Wilmersdorf (heute ein Stadtteil von Berlin) geboren.
Schon als Jugendlicher tüftelte Zuse an Automaten. Während des Studiums zum Bauingenieur kam ihm die Idee, eine Rechenmaschine zu bauen – wohl weil die Berechnungen von Hand, die den Studenten abverlangt wurden, ihn nervten. „Ich bin zu faul zum Rechnen“, soll er zur Begründung gesagt haben. Aus der Idee entstand ab 1936 in seiner Werkstatt, die Zuse in der Wohnung der Eltern eingerichtet hatte, die Z1. Sie war zwar programmierbar und arbeitete bereits mit dem für Computer typischen Binärsystem aus Nullen und Einsen. Im Betrieb war sie aber noch unzuverlässig.
Bauteile verhakten sich
Weil sich die mechanischen Bauteile der Z1 häufig verhakten, suchte Zuse nach Alternativen. Er fand sie in elektrischen Relaisschaltungen. 1939 baute er auf dieser Basis den Prototypen Z2. Finanziert durch die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt folgte 1941 die Z3, der erste voll funktionsfähige Digitalrechner der Welt. Erst fünf Jahre später wurde der „Eniac“ vorgestellt, der in den USA noch lange als weltweit erster Computer galt. Anders als die Z3 arbeitete er nicht digital und war nicht zu den computertypischen Gleitkommaoperationen fähig.
Als „kriegswichtig“ galt Zuses Arbeit übrigens wohl nie – dafür hatten die frühen Digitalrechner zu wenig praktischen Nutzen und eine zu geringe Rechenleistung: Moderne PCs sind gut eine Milliarde Mal schneller. Der Tüftler wurde immerhin als „unabkömmlich“ eingestuft und konnte seine Arbeit fortsetzen. Parallel zu seiner Z4 entwickelte Zuse bis 1945 die erste universelle Programmiersprache für Computer: Plankalkül. Die Z4 war noch vor Kriegsende fertig und wurde für aerodynamische Berechnungen eingesetzt.