Für Papst Franziskus hat der Einsatz gegen das organisierte Verbrechen einen hohen Stellenwert. Als Zeichen dafür gilt die Seligsprechung des Mafiajägers und Staatsanwalts Rosario Angelo Livatino an diesem Sonntag in Agrigent.
Ende Januar hatte der Papst den Tod des überzeugten Katholiken mit einem Dekret als Martyrium anerkannt. Bereits ein Jahr nach seiner „Hinrichtung“ durch die Stidda, wie sich die kriminelle Organisation auf Sizilien nennt, bezeichnete ihn Johannes Paul II. (1978 bis 2005) während einer Pastoralreise in die Region 1991 als Märtyrer der Gerechtigkeit und des christlichen Glaubens.
Es war am Morgen des 21. September 1990, gegen 8.30 Uhr. Der 37-jährige Staatsanwalt Rosario Livatino fährt auf der Superstrada 640 zu seiner Arbeitsstätte. Plötzlich wird sein Ford Fiesta von einem anderen Wagen von der Straße gedrängt. Livatino ist wohl schnell klar, wer hinter der Attacke steckt. Kurz darauf bemerkt er ein Motorrad hinter sich. Man schießt auf ihn, eine Kugel durchschlägt die Heckscheibe seines Fahrzeugs.
Livatino hält an. Seine Schulter ist verletzt. Augenblicklich verlässt er das Auto, springt über die Leitplanke und flüchtet, die Böschung hinunter, in ein angrenzendes Feld. Doch die Angreifer feuern weitere Schüsse auf ihn ab. Zwei Kugeln treffen ihn, eine davon tödlich. Der junge, unverheiratete Jurist stirbt am Anschlagsort.
Am 3. Oktober 1952 als einziges Kind der Eheleute Vincenzo und Rosalia Livatino im sizilianischen Canicatti geboren wuchs er in einem frommen Elternhaus auf. Das Gebet und der regelmäßige Kirchgang gehörten wie selbstverständlich zum Familienleben. Als Heranwachsender war er ein eifriges Mitglied der „Katholischen Aktion“. Am Gymnasium gehörte er zu den guten und fleißigen Schülern.
1975 schloss er sein Jurastudium in Palermo mit „Summa cum laude“ ab. Bereits zwei Jahre später wurde er stellvertretender Staatsanwalt am Gericht von Agrigent. Es dauerte nicht lange, bis man ihn mit Ermittlungen gegen die Mafia und ihre nebulösen Strukturen betraute.