Marionettentheater

„Von Augsburg aus in alle Welt“

Venedig, Genua, Madrid, Bozen, Florenz, Innsbruck, Köln und Lübeck: Das sind nur ein paar der Städte, an denen die Handelsfamilie Fugger Standorte hatte, Rohstoffe abbauen ließ oder Geschäfte machte. Es zog sie „von Augsburg aus in alle Welt“. So lautet das Motto der neuen Sonderausstellung im Puppentheatermuseum „Die Kiste“, das anhand von 123 Puppen aus Figurentheatern, die heute in diesen Orten beheimatet sind, Handelsrouten der Fugger darstellt.

Der Rundgang beginnt im sogenannten Dachboden des Museums. Hier haben die Ausstellungsmacher eine Kogge nachgebaut, um zu zeigen, wie die Schiffe ausgesehen haben, mit denen Gewürze, Stoffe und andere Handelsgüter für die Fugger über die Weltmeere transportiert wurden. Kleinen Besuchern wird es besser gefallen, darin ein Piratenschiff zu sehen. Es tummelt sich darauf eine muntere Gesellschaft aus 50 Figuren, die im Kabarett der Puppenkiste aufgetreten sind.

Vorbei an einer Seekarte im alten Stil, die natürlich Puppenkisten-Elemente aufweist, und einem historischen Webstuhl aus dem Museum Oberschönenfeld, führt der Rundgang an zahlreichen Kisten vorbei. Im Hintergrund ist jeweils eine große Ansicht des Ortes zu sehen, davor wurden Puppen der verschiedenen Theater arrangiert. Für Kinder werden diese sicher das Interessanteste in der Ausstellung sein. „Wir sind kein Geschichtsmuseum und haben deshalb mit dem Fugger- und Welser-Erlebnismuseum kooperiert“, erklärt Michael Neumeir vom Museum und verweist auf die Kombi-Eintrittskarte für beide Häuser.

Über 30 Niederlassungen

Die Fugger hatten fast 20 Faktoreien in mehreren Ländern und über 30 kleine Niederlassungen, Bergwerke und Verarbeitungsbetriebe. Für Mailand hat das dortige Atelier Carlo Colla e Figli eine Nussknacker-Szene bereitgestellt. Im Kasten Wien ist der Wanderhändler Karl Bandlkramer zu sehen, vor der Kulisse von Frankfurt an der Oder steht Ronja Räubertochter mit ihrem Freund Birk aus dem dortigen „Thea­ter des Lachens“. Als weitere Standorte an der Handelsroute wurden Neusohl in Ungarn, der Bergbauort Schwaz, Madrid, Leipzig, Bozen, Sevilla, Nürnberg, Schwäbisch Hall, Köln, Innsbruck, Lyon, Lübeck und Lissabon ausgewählt.

Augsburg darf natürlich nicht fehlen. Hier lehnt sich Jakob Fugger der Reiche an einen Brunnen, umgeben von Geldsäcken, die das Fuggersymbol, einen Dreizack, tragen. Man würde es heute als Firmen-Logo des global agierenden Unternehmens bezeichnen.

In einem Regal sind Münzen, verschiedene Gesteine und das Fugger-Barchent – ein Stoff aus Leinen und Baumwolle – ausgestellt sowie verschiedene Gewürze, mit denen gehandelt wurde. Die „Zick-Zack-Wand“ blickt auf die Geschichte der Fugger, stellt die wichtigsten Personen und zwei bedeutende Schiffsfunde dar. Das Wrack der „Bom Jesus“ wurde 2008 entdeckt und trägt eindeutige Hinweise auf die Fugger. Deren Erfolgsgeschichte wird auf einer langen Strecke mit Jahreszahlen am Boden deutlich. Sie beginnt 1367, als sich Hans Fugger in Augsburg niederließ, und endet 1657 mit der Aufgabe aller Montan- und Handelsgeschäfte der Fuggerfirma.

Der „Kaschperl“ aus der Puppenkiste hat sich wie immer dazugesellt und im Film „Augusta Kasperlicorum“ zeigt er die schönsten Ecken seiner Heimatstadt. In der Kinder­ecke darf gebastelt werden. 

Ganz nebenbei erfährt man, dass das Internetsymbol @ schon über 500 Jahre alt ist. Damals war es ein Zeichen für eine Gewichts- oder Volumen­einheit von knapp zwölf Kilogramm, zwölf Litern Öl oder 16 Litern Wein. Genannt wurde es „Arroba“.

Roswitha Mitulla

Information

Die Schau „Von Augsburg aus in alle Welt – Figu­rentheater an den Handelswegen der Fugger“ ist bis 3. November im Museum „Die Kiste“, Spitalgasse 15, in Augsburg zu sehen. Im Internet: www.augsburger-puppenkiste.de.

21.05.2019 - Ausstellungen , Jugend , Theater