Exklusiv-Interview

Werte sind Kitt der Gesellschaft

Kai Pflaume ist ein bekanntes Gesicht des deutschen Fernsehens. Der gebürtige Hallenser, der an diesem Samstag seinen 56. Geburtstag feiert, ist bekannt durch Sendeformate wie „Nur die Liebe zählt“, „Klein gegen Groß“ und „Wer weiß denn sowas?“. Pflaume bezeichnet sich als Familienmensch, der im Herzen Kind geblieben ist. Im Interview spricht er über seine Förderer im Showgeschäft, seine Definition von Glück und seine religiöse Prägung in der DDR.

Herr Pflaume, können Sie sich ein wenig beschreiben?

Ich bin ein neugieriger, im Herzen Kind gebliebener, kontaktfreudiger, reiselustiger, toleranter Familienmensch.

Sie wuchsen in der DDR auf. Auch wenn dort der Glaube eine oftmals untergeordnete Rolle spielte, legten Ihre Eltern doch großen Wert auf eine religiöse Erziehung. Sind Sie dafür dankbar?

Ich bin meinen Eltern ganz grundsätzlich sehr dankbar für meine Erziehung, die ich als Grundlage für mein gesamtes Leben sehe. Dass mein Bruder und ich sowohl getauft als auch konfirmiert wurden, hat uns früh gezeigt, dass unabhängig vom gesellschaftlichen Umfeld die Gedanken immer frei sein müssen.

Sie haben eine bunte und abwechslungsreiche Karriere als Fernsehmoderator hingelegt. Ist das Zufall, Können oder ein gesunder Mix aus beidem?

Der Spaß an der Arbeit ist meine größte Motivation. Es ist eine durchaus schwierige Aufgabe, gute und auch anspruchsvolle Unterhaltung zu bieten, was immer wieder eine spannende Herausforderung für mich ist. 

Wer waren Ihre Förderer, wer Ihre Entdecker?

Von meinem ersten Manager Armin Hupp über meinen langjährigen Freund John de Mol, Katrin Zechner, die damalige Geschäftsführerin von John de Mol Deutschland und heutige Programmdirektorin des ORF, Fred Kogel, der mir als Sat.1-Chef sehr viele Möglichkeiten geboten hat, gibt es viele. Die ARD und den NDR möchte ich nicht vergessen.

Was raten Sie jenen, die auch den Weg ins Showgeschäft wählen wollen?

Versuche immer, du selbst zu bleiben, lass dich nicht verbiegen, glaube an deine Träume, und – ganz wichtig – du musst an bestimmten Punkten auch mal „Nein“ sagen. Und ein bisschen Glück gehört am Ende auch dazu.

Wie definieren Sie persönlich Glück?

Glück ist, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein.

Thomas Gottschalk sieht sich als Showmaster in der Pflicht, Menschen zu unterhalten, ohne sie vorzuführen. Mehr noch: Er sieht seine Arbeit als Seelsorge. Wie sehen Sie das?

Ich sehe mich im wahrsten Sinne des Wortes als Gastgeber, ganz in der Tradition von Frank Elstner. Ich möchte, dass sich Menschen bei mir und in meinen Sendungen wohlfühlen. Jeder soll am Ende aus dem Studio gehen und das Gefühl haben, dass das eine sehr positive Erfahrung war, die er gerne jederzeit wiederholen würde. Ich möchte mit Menschen lachen – und nicht über sie.

Die Familie ist der Dreh- und Angelpunkt Ihres Lebens, der Ihnen Halt und Sicherheit gibt. Weshalb ist es bedeutend, Normen und Werte an die jüngeren Generationen weiterzugeben?

Normen und Werte halten unsere Gesellschaft und auch die Familie zusammen. Dazu zählen Vertrauen, Ehrlichkeit, Treue, Toleranz und viele mehr.

Wo sehen Sie das Medium Fernsehen in 50 Jahren?

50 Jahre sind beim heutigen Tempo in der technischen Entwicklung ein gefühltes Jahrhundert. Ich bin jedenfalls überzeugt, dass es das Fernsehen noch sehr lange geben wird, da es besten Inhalt und ein echtes Gemeinschaftserlebnis bietet. Einzig die Verbreitungswege werden sich ändern, und dabei wird speziell das Smartphone eine besondere Rolle haben.

Quotenerfolg hin, Quotenerfolg her: Sind Quoten im Grunde genommen nur Zahlen?

Quoten sind nicht alles, aber sie sind doch ein zahlenmäßiges Feedback auf das, was man tut.

Haben Sie eine Art Lebensweisheit?

Ein arabisches Sprichwort lautet: „Wer lebt, sieht viel. Wer reist, sieht mehr!“ 

Interview: Andreas Raffeiner

24.05.2023 - Glaube , Interview , Medien