Der Tod gehört zum Leben. Zum klassischen Ablauf einer Portugalreise gehört nicht unbedingt ein Friedhof. Gleichwohl ist er als Ort des Gedenkens, der Erinnerung und als Indikator kultureller Unterschiede sehr aufschlussreich. Dazu zwei Beispiele aus dem südportugiesischen Dorf Cacela Velha und der Hauptstadt Lissabon, ferner zwei zunächst fremd wirkende Knochenkapellen in Faro und Évora, hinter denen ein klares Konzept steht.
Still und idyllisch thront das Dorf Cacela Velha über den Ostausläufern der Lagunenlandschaft des Naturparks Ria Formosa. Die Ausblicke hinter der Kirche auf die Wasserweiten der östlichen Algarveküste sind fantastisch. Der Spaziergang durch die Gassen führt zu Häusern mit schmuckvollen Kaminen und farbigen Anstrichen von Tür- und Fensterrahmen, zu Zitronenbäumchen und Bougainvillen. Doch da ist noch ein Ziel, etwas abseits: der Cemitério Paroquial de Vila Nova de Cacela – der Friedhof.
Äußerlich ungleich
Hier setzt sich die Kluft zwischen Reich und Arm vom Dies- ins Jenseits fort, zunächst. Die Ungleichheit fängt mit der Wahl der Grabstätte und damit der Außendarstellung an. Die Billigvariante sind Etagengräber, die Luxusversio-nen Mausoleen.
Betonierte Einschubfächer und Prunkmausoleen
Die Einschubfächer der Etagengräber sind in Riesenblocks gefasst, vorfabrizierte Megabetonkästen. In fünf Ebenen übereinander sind sie angeordnet. Neben den eingravierten Namen sieht man ovale Plaketten mit verblassten Fotos von Verstorbenen, Kunstblumen, Kerzen, winzige Madonnenskulpturen. In Prunkmausoleen dagegen schaut man durch Glasscheiben unvermittelt auf Särge, die mit Spitzendeckchen verhüllt sind.