Der Besuch von Papst Franziskus in Rumänien hat ein Land ins Bewusstsein gerückt, bei dem viele Menschen an Korruption, Diktatur oder den Grafen Dracula denken. Dabei hat das Land, das seit 2007 zur EU gehört, neben einer spannenden Vergangenheit eine Vielzahl landschaftlicher und kultureller Reize zu bieten.
Gerade der nördliche Teil des romanischsprachigen Landes, Transsilvanien, kann beeindrucken: mit dunklen Wäldern, sehenswerten Kirchenburgen und den bis zu 2400 Meter hohen Karpaten. In der weitgehend ungestörten Natur leben Bären, Wölfe und Luchse. 40 Prozent der in Europa ansässigen Bären sollen in Rumänien zu Hause sein.
Transsilvanien (zu Deutsch: Siebenbürgen) bildet das geografische Herz des 20 Millionen Einwohner zählenden Landes. Von den ehemals rund 800 000 Deutschen sind nach Flucht und Vertreibung im Zweiten Weltkrieg, kommunistischer Unterdrückung und Auswanderung nach 1989 keine 40 000 geblieben. Doch überall finden sich ihre Spuren. Einige der alten Städte, wo teils aufwändig restaurierte Fassaden an einladenden Plätzen glänzen, sind als Weltkulturerbe ausgezeichnet.
Viele Nationen vereint
Nach wie vor vereint Rumänien viele Nationen unter seinem Dach. Ebenso bunt ist die Palette der Religionen. Die größte unter ihnen ist die Orthodoxe Kirche mit ihren schmucken Gotteshäusern, gefolgt von Katholiken und Protestanten. Muslime werden nur rund 65 000 gezählt. Katholische Gläubige gibt es etwa zehn Mal so viele.
Dass es im heutigen Staatsgebiet von Rumänien nicht immer friedlich zuging, beweisen die meist gut erhaltenen Kirchenburgen, die vor Jahrhunderten als wehrhafte Befestigungen gegen mancherlei Invasoren errichtet wurden – hauptsächlich, um der weitverbreiteten Angst vor den herannahenden Türken und Tataren Herr zu werden.
Der Bevölkerung dienten die Kirchenburgen als sicherer Zufluchtsort. Samt ihrer Habe und ihrem Vieh bezogen die Fliehenden die Befestigungen um ihre Kirche herum – häufig für Wochen. Man spricht gern von Wohnwaben, die einem Bienenstock ähneln. Gottesdienste und Schulunterricht wurden hier abgehalten. Ganze Ortschaften konnten auf diese Weise vor der Ausrottung bewahrt werden.