An Bayerns Universitäten ist die Zahl der Studenten ungeachtet der wegen Corona erschwerten Studienbedingungen zum Wintersemester 2020/21 erstmals auf über 400 000 gestiegen. Der Lehrbetrieb findet inzwischen trotz Kontaktbeschränkungen teilweise wieder im Hörsaal statt. Jesuitenpater Holger Adler leitet als Hochschul- und Studentenpfarrer die Katholische Hochschulgemeinde (KHG) an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München. Im Interview berichtet er über die momentanen Herausforderungen für Studenten und über einen Aufschwung geistlicher Angebote der KHG.
Pater Adler, Anfang November war der zweite Semesterbeginn in Corona-Zeiten. Ein großer Teil der Lehrveranstaltungen findet weiterhin digital statt. Haben sich die Studenten schon ans Studieren auf Distanz und an die Kontaktbeschränkungen gewöhnt?
Natürlich haben sich viele durch den ersten Lockdown, der ja viel radikaler war als diese Zeit der Beschränkung momentan, schon daran gewöhnt. Für die „Erstsemester“ ist es allerdings schon eine Herausforderung. Im Wintersemester fangen ja viel mehr Erstsemester an. Für die ist es schwierig, reinzufinden und vor allem Kontakt zu knüpfen.
Für alle anderen stellt dieses Semester nochmal eine Herausforderung dar, weil die Universität manches auch „präsent“ macht. Also es gibt sowohl Online- als auch Präsenz-Veranstaltungen, und das führt zu merkwürdigen Kombinationen. Zum Beispiel dazu, dass ein Student von 9 bis 11 Uhr eine Online-Vorlesung hat und dann von 11.15 bis 13 Uhr eine Präsenzveranstaltung.
Jetzt hat aber die Universität nicht genügend Räume, um alle unterzubringen, die online irgendwo einen Platz brauchen. Daher nehmen viele von zu Hause aus teil. Wer aber in Pasing wohnt, braucht von zu Hause bis zur Präsenz-Veranstaltung an der Uni eine Stunde. Da gibt es ganz viele Dinge, wo es noch hakt und hapert, aber ich denke, das wird sich hoffentlich noch einspielen.
Für die Studenten im ersten Semester erschweren also die Corona-Regeln den Einstieg ins Studium?
Ja, sie erschweren den Einstieg kolossal. Zum Beispiel gibt es bei den Medizinern normalerweise Tutoren-Veranstaltungen der Fachschaft, bei denen man mit Kommilitonen in Fünfer- oder Zehner-Gruppen Fragen klären kann. Das geht nun nicht mehr. An wichtige Informationen zu kommen, ist jetzt teilweise recht schwierig: Wie komme ich an meine Skripte? Wie bekomme ich Kontakt zu meinen Fachschaftsleuten, zum Tutor und so weiter? Aber ich hoffe, dass die Leute da einigermaßen gut durchkommen.
Wie helfen Sie als Seelsorger Studenten in solchen Situationen? Können Sie Rat geben, wenn sich manche mit dem Lernen schwertun, weil ihnen dazu zum Beispiel die Kommilitonen fehlen?
Als Katholische Hochschulgemeinde KHG stellen wir unsere Räume zur Verfügung – mit Internet, in Nähe der Universität. Wir bieten also für Einzelpersonen einen Lernraum, dass die Leute auch einmal zu Hause rauskommen. Das ist schon mal wichtig. Dann sind wir als Seelsorgerinnen und Seelsorger ansprechbar und für jegliche Hilfe da – sei es per Telefon, sei es vielleicht per Skype. Und nach wie vor kann man sich ja auch unter vier Augen treffen, wenn man auf den Abstand achtet und regelmäßig lüftet.