Mehr als 8000 Menschen bei Trauerzug

Abschied von Kardinal Lehmann im Mainzer Dom

Mit einem Requiem im Mainzer Dom haben Kirche, Politik und Bürger Abschied von Kardinal Karl Lehmann genommen. Der langjährige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz war am 11. März im Alter von 81 Jahren gestorben. Er wurde in der Bischofsgruft des Mainzer Doms beigesetzt.

In seiner Predigt zeigte sich Lehmanns Nachfolger als Mainzer Bischof, Peter Kohlgraf, beeindruckt von der Reaktion vieler Menschen auf den Tod von Lehmann. Wie nur wenige andere habe der Kardinal die wissenschaftliche Theologie und den priesterlichen und bischöflichen Dienst mit der Zuwendung zu den Menschen verbunden.

Der Kardinal habe darauf gedrungen, dass Theologie und Glauben mit den anderen Wissenschaften und der Welt im Gespräch blieben, damit sie nicht sektiererisch würden, betonte der Bischof. Dafür habe er auch Gegenwind einstecken müssen, etwa in der Frage der Schwangerenkonfliktberatung. "Er hat sich dem päpstlichen Lehramt gefügt und persönliche Niederlagen eingesteckt, ohne zu verbittern", so Kohlgraf.

Er zitierte auch aus dem Geistlichen Testament Lehmanns. Darin bekennt der Kardinal, dass Christen und Kirche sich in den vergangenen Jahrzehnten zu sehr verweltlicht hätten. Zugleich schreibt der Kardinal, er habe unter dem Bewusstsein gelitten, wie abgrundtief zwiespältig das irdische Leben und die menschliche Macht sein könnten. "Das brutale Denken und rücksichtsloses Machtstreben gehören für mich zu den schärfsten Ausdrucksformen des Unglaubens und der Sünde."

An dem Requiem nahmen mehr als 30 Bischöfe und Kardinäle teil, darunter der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, die Kardinäle Reinhard Marx, Walter Kasper, Rainer Maria Woelki und Gerhard Ludwig Müller sowie der Metropolit der griechisch-orthodoxen Metropolie von Deutschland, Augoustinos, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche (EKD), Heinrich Bedford-Strohm.

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, erklärte zum Abschluss des Requiems: "Mit Karl Lehmann verlässt uns ein katholischer Weltbürger, auskunftsfähig zu allen Themen der Zeit." Lehmann habe den deutschen Katholizismus stark geprägt und sei weltweit als Wissenschaftler und Bischof anerkannt gewesen. Er habe den Glauben nicht als Festung und Zitadelle verstanden, sondern als Beziehung zwischen Menschen und Gott.

Als verlässlichen Ansprechpartner, Freund und ökumenischen Mitstreiter bezeichnete Bedford-Strohm, den Kardinal. Lehmann sei nicht nur ein großer Theologe und ein wacher Zeitgenosse gewesen, sondern habe "mit seinem weiten Herzen auch unsere Seele berührt."

Von staatlicher Seite waren Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) als Vertreterin der Bundesregierung sowie die Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg, Malu Dreyer (SPD), Volker Bouffier (CDU) und Winfried Kretschmann (Grüne) im Mainzer Dom zugegen.

Die Beisetzungsfeierlichkeiten hatten bei strahlendem Sonnenschein mit einem Trauerzug durch die Mainzer Altstadt begonnen. Mehr als 8000 Menschen gaben dem beliebten früheren Mainzer Bischof das letzte Geleit von der Augustinerkirche zu seiner Grablege.

KNA

21.03.2018 - Bischöfe , Deutschland