"Politik könnte Zeichen setzen"

Altbundespräsident Wulff für muslimische Bundeswehr-Seelsorger

Ex-Bundespräsident Christian Wulff hat sich hinter Forderungen für einen muslimischen Seelsorger in der Bundeswehr gestellt. In den Streitkräften dienten etwa 5.000 muslimische Soldatinnen und Soldaten, sagt Wulff der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" (Donnerstag). "Es ist doch eine große Geste, dass auch diese 5.000 Soldatinnen und Soldaten bereit sind, ihr Leben zu riskieren für unsere Freiheit und unsere Werte. Hier könne die Politik ein Zeichen setzen, dass man Muslime als gleichberechtigt anerkenne.

Wulff verwies auf die Wiedereinführung von Militärrabbinern in der Bundeswehr. Es gebe aber immer noch keine Seelsorger für die muslimischen Soldaten: "Aus Angst vor den Rechten schiebt man solche Themen auf die lange Bank."

Mit Blick auf die Tötung des Geschichtslehrers Samuel Paty in Frankreich sieht Wulff den Islam missbraucht. "Sich mit den Millionen friedfertigen Muslimen gegen die islamistische Gefahr zu verbünden ist für mich der richtige Weg." In Deutschland müsse durchgesetzt werden, dass das Grundgesetz für alle gelte und gegenüber jedermann durchgesetzt werde.

Wulff hatte am 3. Oktober 2010 als Bundespräsident gesagt, der Islam gehöre zu Deutschland. Mit Blick darauf sagte er, der Integrationsprozess sei schwieriger und anstrengender, als er gedacht habe. "Terroranschläge wie der vom Breitscheidplatz machen es dem Islam nicht leicht", meinte Wulff. Andere fürchteten sich davor, dass die AfD und Rechtsextremisten erstarkten, wenn Realitäten betont würden. Wulff aber sagte: "Je klarer man es sagt, umso mehr schwächt man die Profiteure des Gegeneinanders."

KNA

29.10.2020 - Islam , Militär , Seelsorge