Ausreise aus Pakistan

Anwalt: Asia Bibi hat noch kein Visum erhalten

Die von Islamisten bedrohte pakistanische Christin Asia Bibi hat nach Angaben ihres Anwalts bisher noch von keinem westlichen Staat die nötigen Papiere für eine Ausreise erhalten. „Sie hat bisher kein Visum“, sagte Anwalt Saif-ul-Malook am Dienstag vor Journalisten in Frankfurt.

Keine Regierung der westlichen Welt habe ihr bisher einen Pass oder ein Visum ausgestellt, sagte Saif-ul-Malook und fügte hinzu: „Wobei das ja nichts Schwieriges wäre, wenn die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel zu ihrem Botschafter sagen würde, geben Sie ihr einen Pass. Dann wäre die Sache kein Problem und Asia Bibi könnte ganz einfach das Land verlassen.“ Gegenwärtig lebe Asia Bibi mit ihrer Familie an einem sicheren Ort in Pakistan.

Bibi war in Pakistan als erste Christin wegen Gotteslästerung angeklagt und 2010 zum Tode verurteilt worden. 2015 ordnete ein Gericht die vorläufige Aussetzung der Vollstreckung der Todesstrafe an. Ende Oktober 2018 sprach sie das Oberste Gericht überraschend frei. Danach kam es in ganz Pakistan zu gewalttätigen Protesten der radikalislamischen Partei Tehreek-e-Labbaik Pakistan (TLP).

Anwalt Saif-ul-Malook berichtete, er und seine Familie stünden seit 2012 unter Polizeischutz. Für ihn sei es eine Art „D-Day“ gewesen, als er als Anwalt die „Schlacht“ für das Leben von Asia Bibi begonnen habe. Mit dem D-Day bezeichnet man den Tag der Landung der Alliierten in der Normandie im Zweiten Weltkrieg, mit dem die Befreiung Europas von der Nazi-Herrschaft ihren Anfang nahm.

Saif-ul-Malook berichtete, die Katholikin Asia Bibi habe ihm erzählt, dass sie „einige Tage vor der Entscheidung des Obersten Gerichtshofes einen Traum hatte, dass die Türen ihres Gefängnisse plötzlich offen standen“. Sie sei davon ein bisschen beunruhigt gewesen, zugleich aber auch überzeugt, dass nun weder ihr noch ihrer Familie noch ihrem Anwalt etwas geschehen würde.

Asia Bibi favorisiere kein bestimmtes europäisches Land, in das sie ausreisen möchte, sagte ihr Anwalt. „Sie hat keine besondere Vorliebe, ihr ist das völlig egal, jedes europäische Land wäre geeignet.“

Der Beauftragte der Bundesregierung für weltweite Religionsfreiheit, Markus Grübel (CDU), sprach sich für eine Aufnahme Asia Bibis in Deutschland aus. „Wir sollten sie und ihre Familie aufnehmen“, sagte Grübel am Dienstag in Berlin. „Wenn sie nach Deutschland will, ist sie ein klassischer Fall von politischem Asyl.“ Es sollte ein Angebot aus Deutschland geben, betonte er.

Der Präsident des Internationalen Katholischen Missionswerks missio Aachen, Klaus Krämer, sagte aus Anlass der Pressekonferenz in Frankfurt: „Wir hoffen, dass die Gespräche der politischen und diplomatischen Vertreter Pakistans und anderer Staaten europa- und weltweit, darunter zum Beispiel Deutschland und Kanada, zu einer sicheren Zukunft Asia Bibis und ihrer Familie in einem Land ihrer Wahl führen“. Gleichzeitig sorge er sich um die Christen in Pakistan, „die aktuell in großer Angst vor politisch motivierter Gewalt radikal-islamischer Gruppen leben“.

KNA

20.11.2018 - Diskriminierung