"Antworten müssen Freiräume erlauben" –

Bätzing kritisiert Umgang des Vatikan mit Kirche in Deutschland

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, kritisiert den Umgang des Vatikan mit der Kirche in Deutschland. Insbesondere bemängelt er in einem Interview mit der "Herder-Korrespondenz" (Januar) das Vorgehen zu einem von Bätzing mit unterzeichneten Papier zur Ökumene: "Ich war Ende Juni zu meinen Antrittsbesuchen in Rom und habe mit drei involvierten Kardinälen gesprochen. Keiner von ihnen hat gesagt, dass gerade eine Prüfung des Vorgangs läuft und sie gerne mit mir darüber reden wollen."

Stattdessen sei zur Überraschung aller im September ein Schreiben der Römischen Glaubenskongregation mit massiven Einwänden gekommen gegen den Vorschlag einer wechselseitigen Teilnahme katholischer und evangelischer Christen an der Abendmahls- oder Eucharistiefeier der jeweils anderen Konfession.

Abgesehen vom Stil der Intervention würdige die kritische Rückmeldung aus Rom auch "viel zu wenig das ökumenische Bemühen, das hinter den Überlegungen des Ökumenischen Arbeitskreises steht", so der Bischof weiter: "Er ist nicht irgendein ökumenisches Kaffeekränzchen, sondern ein Kreis von Expertinnen und Experten, die auch persönlich leidenschaftlich ökumenisch sind. Es hat etwas Zynisches, denen einfach zu sagen: Nein, das geht alles nicht, arbeitet mal weiter."

Auch ein weiterer Konflikt mit der Kleruskongregation, die klare Grenzen für Umstrukturierungen und Pfarreireformen in Deutschland benannt hatte, sprach Bätzing in dem Interview an: Er erlebe im Vatikan Vorbehalte "gegenüber uns Deutschen und der Art und Weise, wie wir Dinge angehen". Dazu gehöre auch das Reformprojekt Synodaler Weg.

Wörtlich sagte der Limburger Bischof: "Ich versuche, das zu verstehen, und ahne, dass man in Rom unter großem Druck ist, wie man die Weltkirche so unterschiedlicher kultureller Prägungen zusammenhalten kann." Die Antwort dürfe aber nicht lauten, dass man auf den Letzten warte, und dass niemand bis dahin vorangehen dürfe und nach Antworten suchen, "die für seinen kulturellen Kontext zutreffend sind und dazu führen, dass der Graben zwischen dem Evangelium und der jeweiligen Kultur nicht immer größer wird."

Die Antworten müssten dezentraler sein dürfen und Freiräume erlauben. Der Papst sei zwar die letzte Instanz in klar definierten Fragen des Glaubens, so Bätzing, doch auch das Kollegium der Bischöfe sei Teil der Leitung der Weltkirche. Und hier müsse es auch Spielräume beim Synodalen Weg geben. Einige Themen seien in Deutschland veränderbar, andere seien über Änderungen des Kirchenrechts möglich, "die aber noch nicht die weltkirchliche Ebene betreffen". Und drittens gebe es Fragen wie etwa nach der Weihe von Frauen, wo man nur Impulse geben könne für Entscheidungen auf Ebene der Weltkirche.

KNA

29.12.2020 - Bischöfe , Deutschland , Vatikan