Berthold von Stauffenberg: 

Mein Vater war ein treuer Katholik

Claus Schenk Graf von Stauffenberg war nach dem Zeugnis seines ältesten Sohnes ein „treuer Katholik“. Der Wehrmachtsoffizier, der am 20. Juli 1944 Adolf Hitler mit einer Bombe töten und einen Umsturz herbeiführen wollte, sei zwar „nicht besonders kirchenfromm“ gewesen, sagte Berthold von Stauffenberg in einem Zeitungsinterview. „Aber der Glaube war ihm wichtig, ohne dass er jetzt fanatisch katholisch war.“ Zumindest mit seinen Kindern sei der Vater in die Kirche gegangen, habe die katholische Familientradition hochgehalten. Auch hätten katholische Moralvorstellungen für ihn eine große Rolle gespielt.

Generell seien Katholiken gegen Hitler immuner gewesen, sagte Berthold von Stauffenberg. So sei die „überhöhte religiöse Bedeutung“, die der Fahneneid im Wilhelminismus bekommen habe, „uns katholischen Süddeutschen fremd“. Der preußische Adel habe außerdem mit dem Ende der Monarchie 1918 das Problem gehabt, dass ihm „der Kaiser als oberster Bischof fehlte“. Die Katholiken dagegen hätten weiter „ihren Papst als ultramontane Konterinstanz“ gehabt.

Den Vorwurf, auch sein Vater sei Antisemit gewesen, wies Berthold von Stauffenberg zurück. „Er war aber auch kein Judenfreund“, ordnete er dessen Haltung in die Zeitumstände ein. „In Europa, nicht nur in Deutschland, war man damals nicht judenfreundlich.“ Man habe die Juden nicht gemocht, deswegen aber nicht gehasst. „Umbringen wollte man sie deswegen nicht. Das haben erst die Nazis getan.“

Berthold von Stauffenberg war zehn Jahre alt, als sein Vater unmittelbar nach der gescheiterten Erhebung in Berlin erschossen wurde. Später diente er als Generalmajor in der Bundeswehr. In dem Interview bezeichnete er Claus von Stauffenberg in seiner Haltung zu Wahrheit, Moral und Menschenrechten als sein persönliches „absolutes Vorbild“. Dabei mache ihn der Gedanke demütig, ob auch er den Mut, die Kraft und die Klarsichtigkeit gehabt hätte, „zu tun, was er tat“.

KNA

19.07.2019 - Gedenken , NS-Zeit , Widerstand