Begegnung mit Betroffenen suchen

Bischöfe beschließen Maßnahmenpaket gegen Missbrauch

Die deutschen Bischöfe haben konkrete Maßnahmen zur Bekämpfung des Missbrauchs in der katholischen Kirche beschlossen. In einer am Donnerstag in Fulda verbreiteten Erklärung kündigen sie unter anderem einen "transparenten Gesprächsprozess" mit Experten über den Zölibat und die Sexualmoral der Kirche an. Auch sollen die Zahlungen von Anerkennungsleistungen an Opfer überprüft werden. Zusätzlich wollen die Bischöfe externe und unabhängige Anlaufstellen zu Fragen sexuellen Missbrauchs einrichten.

Die Bischöfe betonen zudem, sie wollten mehr als bisher Begegnungen mit Betroffenen suchen. Zudem sollten Standardverfahren zur Führung der Personalakten von Klerikern entwickelt und überdiözesane Kontrollverfahren für den Umgang mit Missbrauch und die Vorbeugung eingeführt werden.

"Ohne eine unabhängige Aufarbeitung gibt es keine wirksame Veränderung und Gerechtigkeit", heißt es in der Erklärung. "Wir wollen klären, wer über die Täter hinaus Verantwortung institutioneller Art für das Missbrauchsgeschehen in unserer Kirche getragen hat."

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sagte, es dürfe keine Tabus geben. Es gehe auch um Teilung und Kontrolle von Macht und ein neues Miteinander in der Kirche.

Am Dienstag hatten Wissenschaftler bei der Herbstvollversammlung der Bischöfe eine Studie zum Missbrauch in der Kirche vorgestellt. In den kirchlichen Akten der Jahre 1946 bis 2014 hatte das Forscherteam Hinweise auf 3677 Betroffene sexueller Übergriffe und auf rund 1670 beschuldigte Priester, Diakone und Ordensleute gefunden. Die Experten gehen zudem von weiteren Fällen aus, die nicht in den Akten erfasst sind.

KNA

27.09.2018 - Bischöfe , Kriminalität